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2229 - Zuflucht der Motana

Titel: 2229 - Zuflucht der Motana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jedes Mal hatte sie vor dem Schott, das die Kontrollen der Paramag-Werfer abtrennte, kehrtgemacht. Ihr war nichts eingefallen, mit dem sie Selboo hätte trösten können.
    Venga hätte dieses Problem nicht gehabt. Sie hätte einfach darauflosgeplappert, so, wie sie es mit Sicherheit tat, wenn sie täglich die SCHWERT verließ, um Kischmeide Bericht zu erstatten. Von dieser einen Pflicht ließ sie sich nicht abbringen, ganz gleich, wie schlimm die Stürme über die Ebene tobten.
    Venga lachte die Besatzung der SCHWERT nur aus, wenn sie die Botin zur Vorsicht mahnte. „Sturm? Von was für einem Sturm redet ihr? Das ist doch nur ein mildes Lüftchen!"
    Und so stürmte die Botin hinaus. Die Kameras des Kreuzers übertrugen, wie die Motana, als leite sie ein sechster Sinn, sich ihren Weg über die Ebene bahnte. Wie sie stets im richtigen Moment losrannte und einen Sekundenbruchteil vor der nächsten Bö Schutz hinter einem Felsen suchte. Ihr Gesicht leuchtete dabei weiß von der Creme, die ihr Echophage geschenkt hatte - Zephyda war überzeugt davon, dass es sich bei der Geste um eine Retourkutsche der Biotronik für ihr Verbot handelte, sich mit der Botin zu beschäftigen. Echophage traute sie in puncto Eifersucht und Trotz einiges zu.
    In der Stadt würde Venga der Planetaren Majestät berichten. Zephyda hatte starke Zweifel daran, dass die Botin viel von dem verstand, was an Bord geschah die Technik musste den Horizont jeder Motana von Tom Karthay übersteigen -, aber in einem anderen Bereich würde Venga außerordentlich viel und akkurat Bericht erstatten: in dem der Beziehungen.
    Kischmeide würde alles über die Besatzung der SCHWERT erfahren, angefangen bei kleinlichen Eifersüchteleien, über Reibereien der Rangfolge bis zu der Frage, wer mit wem liiert war.
    Oder auch nicht.
    Kischmeide würde von der Funkstille zwischen ihr und Atlan hören. Allein schon der Gedanke missfiel Zephyda. Was zwischen ihr und Atlan geschah, ging niemanden etwas an. Heute wusste Venga davon, morgen Kischmeide und übermorgen der halbe Planet.
    Und die Angelegenheit war ja keineswegs nur privater Natur: Das Wissen um ihre persönlichen Probleme würde ihre Verhandlungsposition bei Kischmeide schwächen - und dass es zu Verhandlungen kommen würde, harten noch dazu, spürte Zephyda. Die Planetare Majestät war keine Frau, die sich das Heft des Handelns von einer Bande aus dem Himmel Gefallener aus der Hand nehmen ließ.
    Zephyda musste...
    Der Summer ertönte. Die Epha-Motana erstarrte, brauchte einige Sekunden, bis sie verstand, was geschah. Es war das erste Mal, dass jemand den Summer betätigte, ja das erste Mal in ihrem Leben, dass sie überhaupt eine Kabine besaß. In der Residenz war sie es gewohnt gewesen, die Räume mit anderen zu teilen. Und Türen - schall- und blickdichte -hatte es in der Residenz ohnehin nicht gegeben.
    Anfangs hatte Zephyda sich in ihrer Kabine wie in einem Gefängnis gefühlt. Aber wenigstens bemerkte sie auf diese Weise nichts von Atlan, der in der Kabine ihr gegenüber schlief. Eine Zeit lang hatte sie auch mit dem Gedanken gespielt, in die Gemeinschaftskabine zu ziehen, in der die übrigen Motana wohnten.
    Sie hatte ihn schließlich schweren Herzens verworfen: Ihr Rang ließ es nicht zu.
    Sie stand auf, strich ihre Kleidung glatt und fragte: „Wer ist da?"
    Aus einem unsichtbaren Lautsprecher drang eine männliche Stimme. „Ich, Selboo."
    „Selboo? Was willst du hier mitten in der Nacht?"
    „Ich ... ich muss mit dir reden."
    Kischmeide und Venga trafen sich jeden Tag zweimal: zuerst im Blisterherzen und einige Stunden später dann im Blütegürtel Kimtes.
    Das erste Treffen war jeweils eine pompöse, hochoffizielle Angelegenheit. Kischmeide stellte sicher, dass möglichst viele Wegweiserinnen anwesend und die Türen und Fenster des Pflanzendoms weit geöffnet waren. „Planetare Majestät", begann Venga, „ich komme vom Schiff unserer Besucher, um dir zu berichten. Die Stimmung an Bord ist gut. Ich ..."
    „Gut? Sehr gut!", unterbrach Kischmeide an dieser Stelle mit der ganzen Kraft ihrer volltönenden Stimme - der Auftakt zu einem Monolog über die Gastfreundschaft als das höchste Gut der Motana. die Widrigkeiten des Reisens im Allgemeinen und im Speziellen und die Launenhaftigkeit des Wetters. Beim letzten Punkt verweilte sie, bis auch der hartnäckigste Zuhörer wegnickte, nur um ganz nahe an Venga heranzutreten und den Sitz ihrer Uniform zu bemängeln. Bei dieser Gelegenheit flüsterte sie

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