223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
erwidern. „Ich werde dir von Waterloo erzählen, wenn du mir sagst, wie du an Farley geraten bist.“
„Das habe ich dir doch längst gesagt“, entgegnete sie und wich vor Devlin zurück. „Er hat mich verführt, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
Er durchquerte das Zimmer und nahm den zusammengelegten Stoff hoch, in dem sich Halskette und Ohrringe befanden. „Ich möchte wissen, wie ein Mädchen, dem dieser Schmuck gehört, in Farleys Spielhölle landen konnte.“
Madeleine drehte ihm den Rücken zu. Noch nie hatte sie über ihre Vergangenheit gesprochen, nicht einmal gegenüber Sophie. Schließlich aber sah sie zu Devlin. „Also gut, ich werde es dir erzählen, aber nicht heute Abend. Heute möchte ich nicht darüber reden.“
„Dann sind wir uns einig, Maddy.“ Er kam zu ihr und küsste sie auf die Wange. „Mir ist heute Abend auch nicht danach, mich dazu zu äußern.“
Der keusche Kuss enttäuschte sie, da sie sich mehr von Devlin gewünscht hätte. Sie wollte weiter so tun, als sei sie die Ehefrau des Bauern, die sich zusammen mit ihrem Mann fürs Bett bereit machte. In diesem Wunschtraum gab es keinen Farley, kein Waterloo, keinen Geldmangel, sondern nur Tage, an denen gearbeitet wurde, und Nächte, die der Liebe vorbehalten waren.
Er stellte sich wieder ans Fenster und sah minutenlang hinaus auf die Straße, bis sich Madeleine zu fragen begann, ob sie noch bleiben oder besser hinausgehen sollte. Doch sie wollte ihn nicht allein lassen, erst recht nicht jetzt, da so viele Probleme auf ihm lasteten.
„Sophie bringt mir bei, wie man näht.“ Angesichts seines Schweigens kamen ihr ihre Worte albern vor, doch als er sich zu ihr umdrehte, bemerkte sie einen gütigen Ausdruck in seinen Augen.
„Das ist sehr schön. Hast du zuvor nie Nähen gelernt?“
„Es wurde mir beigebracht, aber ich konnte es mir nicht einprägen.“
Amüsiert fragte er: „Hattest du stattdessen nur Pferde im Sinn?“
„Leider hast du recht“, antwortete sie mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich konnte mich auf kaum etwas anderes konzentrieren.“
Devlin setzte sich auf die Fensterbank und streckte seine langen Beine aus. „Ich weiß ganz genau, was du meinst.“
„Es ist zu schade“, sagte sie seufzend, während sie sich zu ihm setzte und sich an ihn lehnte, „dass ich nirgends eine Stelle in einem Pferdestall gefunden habe. Dort könnte ich alle möglichen Arbeiten erledigen.“
Wieder verfiel er in langes Schweigen, und Madeleine überlegte krampfhaft, mit welchem Thema sie ihn ablenken konnte. Sie legte ihre Finger auf sein Knie, sofort bedeckte er sie mit seiner Hand.
„Nein, ich werde schon einen Ausweg finden“, sprach er leise.
Sie drückte sich an ihn und genoss es, ihm nahe zu sein.
Sanft strich Devlin ihr durchs Haar und fühlte die seidigen Locken zwischen seinen Fingern. Er nahm den flüchtigen Duft von Lavendel in sich auf, der sie umgab, und erinnerte sich daran, dass er ihm schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen war. Als er nach Waterloo Fieberphantasien hatte und seine Schwestern ihm die Stirn mit Lavendelwasser abtupften, musste er immerzu an Miss England denken.
Niemals hätte er damit gerechnet, sie noch einmal zu sehen, doch jetzt war sie hier an seiner Seite und sah wundervoller aus, als er es für möglich hätte halten können.
Er drückte sie fester an sich, sie sah ihn mit großen Augen an, ihre rosigen Lippen wirkten unwiderstehlich auf ihn. So unwiderstehlich, dass er sie einfach küssen musste, um ihren Wohlgeschmack zu kosten. Er wollte ihr jeden Schmerz und jede Sorge abnehmen, und er war entschlossen, genau das zu erreichen – egal was es ihn kosten würde.
„Devlin, ich …“, flüsterte Madeleine auf einmal, während er mit den Lippen über die zarte Haut an ihrem Hals strich. „Ich möchte dich lieben, Devlin.“
Er hielt inne und sah sie forschend an. „Nur, wenn du es wirklich wünschst.“
„Das tue ich“, erwiderte sie, während sie den Blick senkte. „Ich weiß, es ist schlecht von mir.“
Mit einem Finger unter dem Kinn hob er ihren Kopf an, bis er ihr in die Augen sehen konnte. „Nein, es ist nicht schlecht.“
„Doch“, beteuerte sie. „Das weiß ich.“
„Wenn das so ist, dann muss ich wohl verdammt sein.“ Liebevoll küsste er ihre Stirn. „Ich möchte dich auch lieben.“
Sie errötete. „Für einen Mann ist es etwas anderes.“
„Und
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