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223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

Titel: 223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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Schornsteinen quoll dicker schwarzer Rauch, und eine feine Rußschicht überzog Gebäude und Straße. Wie konnte bloß irgendein Mensch eine solch trostlose Umgebung ertragen?
      „Komm, Bart, lass uns von hier verschwinden“, rief er von der Droschke aus seinem Freund zu.
      Sein Diener jedoch verließ nicht den Platz in der Schlange vor dem Tor. „Es ist ehrliche Arbeit, Dev, und sie wird gut bezahlt.“
      „Du musst nicht länger nach einer Stelle suchen. Unsere Situation hat sich zum Guten gewendet.“
      Ungläubig sah Bart ihn an, dann endlich kam er zu ihm an die Kutsche.
      Auf dem Heimweg erklärte Devlin ihm, was er entschieden hatte. Bart reagierte mit finsterer Miene. „Es ist die richtige Entscheidung, keine Frage, aber sie gefällt mir trotzdem nicht.“ Er warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Bist du dir ganz sicher? Hast du dir das wirklich gründlich überlegt?“
      Devlin nickte ernst. „Das ist keine von meinen Launen. Ich habe die halbe Nacht im Bett gesessen und es mir durch den Kopf gehen lassen. Wir sind nur noch ein paar Tage von dem Augenblick entfernt, an dem wir kein Geld mehr besitzen. Was sollen wir sonst tun?“
      Die beiden Männer saßen schweigend da, die einzigen Geräusche waren das Hufgetrappel auf dem Kopfsteinpflaster und die Rufe der Verkäufer am Straßenrand.
      „Wenn die Zeit gekommen ist“, fügte Devlin nach einer Weile an, „möchte ich, dass du bei Madeleine bleibst.“ Er musste ihm nicht erklären, was er damit meinte.
      „Wir waren seit Spanien nicht mehr getrennt. Ich werde dich nicht im Stich lassen.“ Bart zog die Augenbrauen zusammen, bis sie wie eine durchgehende Linie wirkten.
      Devlin reagierte mit einem schwachen Lächeln. „Sophie wird Madeleine nicht verlassen wollen, und ich bezweifle, dass du Sophie wegschicken willst, stimmt’s?“
      Diesmal erwiderte Bart nichts. Einzig seinen finsteren Ausdruck behielt er bei.
      „Ich kann das nur machen, wenn ich weiß, dass keiner von ihnen in Gefahr gerät“, sprach Devlin eindringlich weiter. „Ich muss mich darauf verlassen können, dass du auf sie aufpasst, denn ich selbst werde mich darum nicht mehr kümmern können.“
      Bart sah ihn lange an, während die Droschke sich nun der St. James’s Street näherte.
      Am Nachmittag war Madeleine allein im Haus. Linette hielt ihren Mittagsschlaf. Sophie, die beteuerte, wieder vollständig genesen zu sein, brachte die genähten Stücke zu Madame Emeraude, von der sie neue Aufträge mitbringen würde. Bart begleitete sie, damit sie nicht den Korb tragen musste.
      Devlin war auf dem Weg zum Marquess, um ihm von seiner Entscheidung zu berichten und sein Geld abzuholen.
      Dass sie allein im Haus war, störte Madeleine. Am Morgen war sie so beschäftigt gewesen, da hatte sie gar nicht daran denken können, dass Devlin eine Ehefrau suchen und sie – Madeleine – verlassen würde.
      Jetzt dagegen konnte sie nichts auf andere Gedanken bringen, und so tauchte vor ihrem geistigen Auge wieder und wieder nur ein einziges Bild auf: Devlin vor dem Altar, neben sich eine hübsche Dame wie die Marchioness. Sobald es ihr gelang, dieses unerwünschte Bild zu vertreiben, sah sie stattdessen, wie er die gleiche Dame mit in sein Bett nahm.
      Sie nahm ihr Nähzeug, ging in den Salon und nahm im Sessel am Fenster Platz. Es war einer jener sonnigen Tage, an denen sie früher ausgeritten war und die ihr jetzt genauso unwirklich vorkamen wie ihre Träume von Devlin. Mit düsterer Miene saß sie da und betrachtete den Stoff. Sophie hatte ihr geholfen, aus einem alten Bettlaken eine Schürze zu machen, die tagsüber ihre Kleider schützte. Das Nähen war mühselig, dennoch war Madeleine entschlossen, immer dann an dem Teil zu arbeiten, wenn sie Sophie nicht bei einem Kleid helfen musste.
      Diese Beschäftigung genügte aber nicht, um sie abzulenken, daher versuchte sie, möglichst nicht darüber nachzudenken, dass Devlin heiraten und sie wegschicken wollte. Vermutlich sollte sie ihm dankbar sein, weil er für sie und Linette sorgte. Sie konnte von Glück reden, dass er ihr so etwas anbot. Damit waren alle ihre Probleme gelöst. Vielleicht würde Devlin sie besuchen, wenn er verheiratet war. Viele Ehemänner hatten eine außereheliche Affäre, und einige der Männer, die zu ihr gekommen waren, hatten ihr angeboten, deren alleinige Geliebte zu werden. Farley war jedes Mal dahintergekommen, und so hatte keiner von ihnen sein Angebot

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