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223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M

Titel: 223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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und auf die Rückkehr seiner Frau wartete. Das Herz war ihm schwer, doch er war entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen. Nachdem ihm auf der St. James’s Street nahe Devlins Wohnung die Heronvale-Kutsche aufgefallen war, hatte er Jem beiläufig gefragt, ob sein Bruder sie sich ausgeliehen habe, doch es war Serena gewesen.
      Er trank das Glas leer. Hatte seine Frau etwa eine Affäre mit Devlin? Verdammt sollte sein Bruder sein! Da hielt er sich eine Geliebte, hielt Ausschau nach einer Frau, mit der er eine Ehe eingehen konnte, und dann vergnügte er sich auch noch mit Serena? Voller Wut ballte Ned die Faust und zerdrückte dabei das Sherryglas, gerade als seine Frau zur Tür hereinkam.
      „O weh! Was ist passiert?“ Sie lief zu ihm und tat so, als täte es ihr weh, dass er blutete.
      „Halb so schlimm“, gab er zurück und wickelte sein Taschentuch um den Finger. Dann wich er vor Serena zurück, da er sich von ihrer Sorge um ihn nicht täuschen lassen wollte.
      Sie läutete die Glocke, Barclay kam herein. „Bringen Sie uns Verbandszeug. Und ein Glas ist zerbrochen.“
      „Ich kümmere mich sofort darum, Mylady.“
      Kurz darauf war der Diener zurück und brachte eine kleine Schüssel mit Wasser sowie Verbandsstoff.
      „Setz dich, Ned“, sagte Serena, „damit ich deine Verletzung versorgen kann.“
      Er wollte dagegen protestieren, doch sie nahm ihn am Arm und drängte ihn, sich in den Sessel zu platzieren. Während sie sich hinkniete, überlegte er, dass er umso eher seine Ruhe haben würde, wenn er Serena gewähren ließ.
      „Da steckt ein Stück Glas in deinem Finger“, stellte sie fest, nachdem sie das Taschentuch entfernt hatte. Mit Daumen und Zeigefinger zog sie die kleine Scherbe aus seinem Fleisch und tauchte den Finger in das warme Wasser. Sie trocknete ihn ab, dann legte sie ihm den Verband an.
      Ned hielt das nicht länger aus. Mit bemüht neutraler Stimme fragte er: „Wo warst du bis jetzt?“
      Nervös sah sie ihn an, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als mit einer Lüge zu rechnen.
      „Ned, sei mir bitte nicht böse. Ich habe Miss England besucht.“
      „Was?“
      „Ich weiß, du findest, so etwas gehört sich nicht. Aber seit dem Abend hier bei uns war ich um sie in Sorge.“ Obwohl sie den Verband fertig angelegt hatte, hielt sie weiter seine Hand und streichelte sie auf eine quälend sanfte Weise.
      „War mein Bruder auch dort?“, fragte er und zog die Hand weg.
      „Er traf ein, als ich gerade ging.“ Sie richtete sich auf und tat etwas völlig Unerwartetes: Sie strich mit den Fingern über seine Wange.
      „Sollen wir uns zum Essen begeben, damit die Scherben weggefegt werden können?“ Sie hielt ihm ihre Hand so hin, dass er sie ergreifen musste, wenn er aus dem Sessel aufstehen wollte. Dann hakte sie sich bei ihm unter und drückte sich an ihn, als sie ins Speisezimmer gingen.
      Das Abendessen verlief extrem verwirrend. Dass sie Devlins Geliebte besucht hatte, konnte er ihr noch halbwegs glauben. Es war etwas, das durchaus zu Serena passte. Doch er spürte, sie verheimlichte ihm irgendetwas. Während des Essens fiel ihm auf, dass sie ihn immer wieder ansah. Wenn er aufblickte, reagierte sie mit einem Lächeln, also keineswegs wie eine untreue Ehefrau – oder zumindest nicht so, wie man es von einer untreuen Ehefrau erwarten würde.
      „Wohin wirst du heute Abend gehen, Serena?“
      Sie seufzte. „Ich habe beschlossen, zu Hause zu bleiben. Derzeit habe ich von der feinen Gesellschaft genug.“
      Argwöhnisch sah er auf: „Und was ist mit Devlin?“
      „Devlin? Meinst du nicht, er kommt auch ohne mich zurecht? Bislang hatte ich jedenfalls diesen Eindruck.“
      Ned starrte auf seinen Hummer. Wenn er sie so reden hörte, konnte er beinahe jedes Wort glauben. Schließlich hatte Devlin seine junge Geliebte … und dazu dieses hübsche Kind. Er brauchte Serena wirklich nicht.
      Was Ned aber zu schaffen machte, war die Tatsache, dass Serena seinen jüngeren Bruder hätte bevorzugen können. Devlin konnte mit einem simplen Lächeln bezaubern, eine Begabung, die ihm selbst gänzlich fehlte. Serena hatte ihn geheiratet, weil es der Wunsch ihres Vaters gewesen war. Es war für beide Seiten eine hervorragende Partie gewesen, und dass Ned Serena vom ersten Moment an geliebt hatte, tat nichts zur Sache. Sein Vater hatte ihm vorgeschrieben, sie zu heiraten, und das war es.
      Er stellte fest, dass Serena ihn schon wieder ansah.

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