223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
Schlafzimmer in Dunkelheit. Devlin saß bei Linette und versuchte, sie zum Einschlafen zu bewegen. Ihre Augen waren gerötet von dem anstrengenden Tag, der hinter ihr lag, doch sie wollte sie einfach nicht zumachen.
Nachdem sie Bart und Sophie ihrem jungen Eheglück überlassen hatten, wollte Devlin noch nicht nach Hause zurückkehren. Stattdessen suchten sie drei die Geschäfte in der Umgebung auf, wo er eine widerwillige Madeleine und eine begeisterte Linette mit Geschenken überhäufte.
Auf Linettes Kopfkissen lagen eine Stute, ein Hengst und ein Fohlen, allesamt detailgetreu bemalt, doch das Spielzeug half nicht, Linette in den Schlaf zu schicken. Stattdessen überprüfte sie immer wieder, ob ihre Pferde auch sicher neben ihr lagen. Devlin erzählte Geschichten vom Grün in Heronvale, auf dem die Tiere viele Abenteuer erlebten.
Immer wieder blinzelte Linette, aber sie hielt beharrlich die Augen offen.
„Ich glaube, du brauchst eine schöne, langweilige Gutenachtgeschichte“, kam Madeleines Stimme von der Tür.
Devlin drehte sich zu ihr um und musste schlucken. Im Dämmerlicht war sie nur als Silhouette zu sehen, wodurch ihre Kurven noch stärker betont wurden. Der Anblick ließ seinen Puls in die Höhe schnellen.
„Ich kann mich an keine dieser Geschichten erinnern. Wir werden wohl ein Buch kaufen müssen“, erwiderte er, während er versuchte, den sie stets umgebenden, verlockenden Lavendelduft zu ignorieren.
„Vielleicht kannst du sie in den Schlaf singen“, schlug sie vor.
Er lachte leise. „Wenn ich ihr etwas vorsinge, wird sie vor Schreck nie wieder die Augen zumachen wollen.“
„Unsinn, du hast eine gute Stimme.“
„Komm, sing du ihr lieber etwas vor“, entgegnete er.
Madeleine trat zu ihm, Devlin zog sie an sich, legte die Hände um ihre Taille und ließ das Kinn auf ihre Schulter sinken.
„Mein Liebling“, sagte sie und strich die Decke glatt. „Du musst jetzt schlafen, es ist schon sehr spät.“
Linette sah sie nur rebellisch an.
„Wie wäre es, wenn wir beide dir ein Lied singen?“, fragte Devlin, woraufhin sie zwar nickte, aber die Augen weit geöffnet ließ.
Mit ruhigem Bariton begann er zu singen, Madeleine stimmte nach den ersten Zeilen mit ihrer lieblichen, klaren Stimme ein. Da sie beide nur den Liedanfang kannten, wiederholten sie immer wieder die ersten Zeilen, bis Linette endlich die Augen zumachte und einschlief.
Für das Kind war es ein schöner Tag gewesen, ebenso für Bart und Sophie. Devlin dagegen kam es so vor, als hätte man ihn gefoltert. In der Kirche war ihm bewusst gewesen, dass er bald einer Frau das Eheversprechen gab, die er gar nicht liebte. Er würde nicht die gleiche unbändige Freude verspüren wie Bart und Sophie, als der Geistliche sie zu Mann und Frau erklärte. Wenn dieser Augenblick kam, würden Madeleine und Linette bereits in ein Cottage gezogen sein – und er würde die beiden nie wiedersehen.
Madeleine legte einen Finger an den Mund, als sie sich aus Devlins Umarmung löste und aus dem Zimmer ging. Er folgte ihr, dann schloss sie leise die Tür.
„Endlich“, seufzte sie. „Ich dachte, sie würde nie einschlafen.“
Devlin konnte nichts erwidern, da er zu aufgewühlt war. In seinem Kopf hörte er aus weiter Ferne den Rhythmus der französischen Trommeln.
Ihn erstaunte, dass Madeleine so gefasst blieb, war doch ihr Leben ein einziger Scherbenhaufen. „Du musst dich für den Abend umziehen“, sagte sie. „Soll ich dir helfen?“
„Ich gehe nicht aus“, erklärte er.
Es schien, als würde sich ihre Haltung ein wenig lockern. Vielleicht war sie doch nicht so gelassen, wie er glaubte.
„Ich möchte dich nicht allein lassen, Maddy.“
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, wurde ihm deren Ironie bewusst. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und gab Madeleine einen Kuss, als sei sie die Luft, die er zum Atmen brauchte.
Wie sollte er sie bloß jemals verlassen?
Er schwor sich, in den kommenden Tagen jeden Augenblick mit ihr zu genießen. Er würde sie so sehr verwöhnen, wie er nur konnte. Sie würden in Vauxhall tanzen, im Hyde Park reiten, und in den Geschäften ringsum würde er ihr alles kaufen, was ihr gefiel.
In dieser Nacht wollte er sie mit jeder Faser seines Körpers lieben und ihr alles geben, um ihr zu zeigen, dass sich ihre Wege zwar trennen mussten, seine Liebe zu ihr aber die Ewigkeit überdauern würde.
Er nahm
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