223 - Gaston, Diana - Die mysteriöse Miss M
schrecklichen Abend ansah. Sie sind nicht mit ihm verheiratet, deshalb muss es etwas anderes sein, was Sie beide verbindet.“ Mit leiser Stimme fügte sie an: „Zumindest hatte ich das geglaubt.“
Devlin war in sie vernarrt?
„Bitte, Miss England … Madeleine … helfen Sie mir. An wen sollte ich mich sonst wenden? Ich bin nicht mit diesen Dingen in Berührung gekommen, weil ich ein behütetes Leben geführt habe. Ich kenne auch niemanden sonst, der mir helfen könnte …“
Madeleine verstand schon. Nur eine sittenlose Frau konnte über derartige Dinge reden. Die feinen Damen saßen nicht bei einer Tasse Tee zusammen, um darüber zu debattieren, wie man einen Mann am besten erregte. Ihr wurde unwohl, als sie daran dachte, wie sie diese Dinge gelernt hatte. Farley hatte ihr damals Schritt für Schritt gezeigt, was sie tun musste, um einem Mann Lust zu bereiten. Wieder und wieder ging er mit ihr durch, wie sie einen Mann zu berühren und was sie zu ihm zu sagen hatte. Solche Lektionen sollte sich eine feinfühlige Dame nicht einmal anhören müssen.
Sie sah den hoffnungsvollen und zugleich flehenden Blick der Marchioness. Madeleine war längst nicht davon überzeugt, dass der Fehler bei dieser Frau zu suchen war, schließlich ließ der Marquess nie Herzenswärme erkennen.
Andererseits war er mit Linette sanft und freundlich umgegangen, hielt sie sich vor Augen. Vielleicht steckte ja doch etwas von seinem Bruder in ihm.
„Also gut, Mylady“, entgegnete sie seufzend. „Ich werde versuchen, Ihnen zu helfen.“
Das Lächeln der Dame ließ ihre Glückseligkeit erkennen. „Nennen Sie mich bitte Serena.“
Madeleine gab sich amüsiert geschlagen. „Dann also Serena.“ Wenn sie einer Marchioness schon Nachhilfe in Sachen körperliche Liebe gab, konnte sie auch gleich so ungehörig sein und die Dame mit dem Vornamen anreden. „Sollen wir uns nach oben begeben? Ich glaube nicht, dass ich das im Salon besprechen kann.“
Daraufhin stand Serena eilig auf, damit Madeleine sie in das Schlafzimmer brachte, das sie sich mit Linette teilte. Die Marchioness sah sich um und entdeckte das Kinderbett. „Haben Sie und Devlin hier …?“
„Liebe Güte, nein!“, gab Madeleine zurück. „Dieses Zimmer teile ich mir mit Linette … jedenfalls manchmal.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie an: „Möchten Sie Devlins Zimmer sehen?“
„Ja.“ Serena nickte nachdenklich.
Wie viel unschicklicher konnte es wohl noch werden? Sie öffnete ihr die Verbindungstür, dann gingen beide Frauen nach nebenan.
In Devlins Zimmer sah es aus, als wäre dort ein Wirbelwind hindurchgefegt. Madeleine hatte vergessen, dass sie seit der vergangenen Nacht nicht mehr hier gewesen war. Das Bett war zerwühlt, und überall lag seine Kleidung auf dem Boden verstreut.
Ungläubig sah Serena sich um, bis ihr Blick auf dem Knäuel aus Bettlaken und Decke haften blieb.
„Gehen wir wieder nach nebenan“, sagte Madeleine entschieden und dirigierte ihre Besucherin zurück in ihr Zimmer.
„Als ich noch jung war“, erklärte Serena aufgeregt, „setzten meine besten Freundinnen und ich uns immer aufs Bett, um uns gemütlich zu unterhalten. Sollen wir das auch machen?“ Die edle Dame nahm im Schneidersitz auf Madeleines Bett Platz, legte Hut und Spenzer ab und wartete darauf, dass ihre Lehrerin sich ihr anschloss.
Madeleine wusste, ihr blieb keine andere Wahl, also setzte sie sich zu ihr aufs Bett. Als sie Serenas wissbegierige Miene studierte, kam sie zu dem Schluss, dass diese Frau noch immer sehr jugendlich aussah.
Wo sollte sie bloß den Anfang machen?
„Haben Sie und der Marquess überhaupt schon einmal … ähm … das Bett geteilt?“
Voller Eifer beugte sich Serena vor. „O ja, das haben wir. Aber ich fürchte, ich habe etwas verkehrt gemacht. Beim ersten Mal war es sehr schmerzhaft, bei den Malen danach nicht mehr so sehr. Mein Mann brachte es sehr schnell hinter sich, um es für mich einigermaßen erträglich zu gestalten.“
Dann hatte die Marchioness also noch nie erlebt, wie lustvoll die Liebe sein konnte. Madeleine bedauerte sie, dass ihr diese Erfahrung fehlte. Aber sollte eine Dame überhaupt von dieser offenherzigen Begierde wissen, wie sie selbst sie mit Devlin teilte?
„Ich … ich bin mir nicht sicher“, stotterte Serena, „ob ich alles erklären kann, was geschah. Ich war sehr nervös.“
„Das ist nicht von Bedeutung“, sagte Madeleine
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