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2232 - Wiedergeburt

Titel: 2232 - Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mal kannte seinen Freund lange genug, um zu wissen, dass dieser innerlich angespannt war wie eine Sprungfeder.
    „Gut", sagte Kantiran. „Ich persönlich wäre weniger zimperlich, aber bitte. Nun zur inneren Sicherheit. Dir ist klar, dass du eine der gefährlichsten Personen der Galaxis zu bewachen hast?"
    „Bewachen, verlachen und flache Sachen machen."
    Kant warf dem Papagei einen Blick zu, in dem blanke Mordlust funkelte. Jeden Moment musste ihm der Geduldsfaden reißen.
    Wenn er sein parapsychisches Talent einsetzt, um seine Wut an dem Vogel auszulassen ... Das durfte nicht geschehen. Mal hob die Hand.
    „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mit Flynn kurz nach draußen gehe und mich ein wenig mit ihm beschäftige?", fragte er die Offizierin. „Ich könnte ihn auch füttern, falls das angebracht ist."
    „Gern", antwortete Bounty. Sie griff in eine Schublade ihres Schreibtisches, holte ein Säckchen heraus und warf es Mal zu. „Ich bin seit heute Morgen ohnehin noch nicht dazu gekommen. Danke. Aber gib auf deine Finger Acht!"
    Während Mal ihr den bunten Vogel langsam und vorsichtig von der Schulter nahm, sagte sie mit unverhohlener Geringschätzung zu Kantiran: „Was deine Frage betrifft, junger Herr Siebengescheit – ich wäre kaum Sicherheitschefin dieses Gebäudes geworden, wenn ich keine Dossiers lesen könnte. Ich habe Shallowain studiert, von den Kunstaugen bis zu den Nagelmessern. Seine Zelle wurde speziell auf ihn zugeschnitten, das ausschließlich zu seiner Bewachung abgestellte Personal bestens instruiert. Doch ich nehme an, du willst trotzdem jedes einzelne Detail sehen?"
    „Sehen, stehen, blähen, wehen!"
    „Und wir zwei gehen", reimte Mal weiter. „Komm, Flynn, draußen gibt's was Leckeres!" Er atmete auf, als er die Tür hinter sich und dem Papagei geschlossen hatte. Die Luft da drin war zum Schneiden.
    Und das lag keineswegs an mangelndem Sauerstoffgehalt.
     
    *
     
    „So."
    Filana Karonadse betrachtete, die Fäuste in die Hüften gestemmt, ihr Werk.
    Sie hatte sämtliche transportablen Komponenten KHASURNS wohlbehalten aus dem SPEICHER hierher in den Rechnerraum der Alten Botschaft übersiedelt, wieder zusammengeschaltet und rekonfiguriert. Auch die unversehrt gebliebenen Teile des semiautarken biopositronischen Rechnerverbunds, den Mayk „Mole" Molinas im so genannten Maulwurfsbau eingerichtet hatte, waren erfolgreich integriert worden.
    Die beim Hochfahren eines derart komplexen Systems unweigerlich auftretenden Kompatibilitätsprobleme hatte sie rasch ausgeräumt. Sämtliche Module kommunizierten wieder prächtig miteinander. Alles zusammen funktionierte wie geschmiert, ein perfekt aufeinander abgestimmter Mechanismus.
    Dennoch wurde sie ein flaues Gefühl im Magen nicht los. Die Testergebnisse waren zu hundert Prozent positiv.
    Und doch ...
    Sie erschrak, als ein penetrantes Summen ertönte. Jemand begehrte Einlass in das Kellergeschoss, in dem die Computerzentrale untergebracht war.
    Das Kamerabild zeigte Filana eine überaus bizarre Gestalt. Zugleich ertönte eine Stimme, zu perfekt moduliert, als dass sie von Stimmbändern hätte erzeugt werden können. „Howdy! Meine Subjektbezeichnung lautet Zwürbal. Ich wurde von Miroon, dem Kommandeur der 2,9 Millionen Posbis an Bord der PRAETORIA-BOXEN, entsandt mit dem Auftrag, dir bei der Installation des Botschaftsgehirns behilflich zu sein."
    „Du kommst gerade richtig", erwiderte Filana und betätigte den Türöffner.
    „Das hat die Kavallerie so an sich", funkte Zwürbal. „Hüah, hüah, hüah!"
    Filana stutzte. Zwürbals Phänotyp ließ an vieles denken, aber Reiterei gehörte ganz sicher nicht dazu: Aus einer Basis, die einem grellgelben Kübel mit Rollen glich, erwuchs ein Gestänge, das am ehesten Ähnlichkeit mit einem Christbaum hatte. Diverse an dünnen Kabeln von den „Ästen" hängende, kugelförmige Kompaktgeräte verstärkten diesen Eindruck noch. Obenauf saß eine silbern schimmernde Spitze, die möglicherweise die Funktion einer Antenne hatte. Auf der Astreihe darunter lag etwas Weiches, Schwabbliges, zusammengeknotet wie eine übergroße Krawatte; die in diesem Moment ein Stielauge ausbildete. Und einen Mund, welcher fragte: „Kann ich was zu trinken haben?" Posbis waren, wie das Kürzel schon besagte, positronischbiologische Hybridwesen. Wer sie als Roboter bezeichnete, tat ihnen unrecht. Zwar bestanden ihre Körper meist aus Leichtmetall und Synthoplast, doch waren sie alles andere als lediglich Maschinen:

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