2232 - Wiedergeburt
sich. Das Lächeln auf ihrem Gesicht fror ein. „Selbstverständlich. Minister Bull hat mir mitgeteilt, dass du über unser Sicherheitssystem informiert werden möchtest?"
„So ist es. Und zwar umfassend und lückenlos."
„Na schön. Folgt mir in die Überwachungszentrale."
Die Terranerin ging voraus. Sie legte ein hohes Tempo vor, sodass Mal und Kant kaum hinterherkamen, und hielt sich immer einige Schritte vor ihnen. Offenbar wollte sie eine gewisse Distanz wahren.
Mal beugte sich im Gehen zu Kantiran und raunte ihm ins Ohr: „Dir ist bewusst, dass du dir, so, wie du momentan drauf bist, nicht unbedingt viele Freunde machst?"
„Das kümmert mich nicht. Sollen sie denken von mir, was sie wollen. Ich kandidiere schließlich nicht für den beliebtesten Mitarbeiter des Monats<."
Mal wiegte zweifelnd den Kopf. „Der Ton macht die Musik, sagen die Terraner."
„Ihre schlauen Sprüche können mir gestohlen bleiben. Und ihre läppischen Marotten dazu."
Junge, Junge, musst du heute schlecht geschlafen haben, dachte Mal bei sich. Aber er sagte nichts mehr, bis sie die Sicherheitszentrale erreicht hatten.
Diese nahm die gesamte oberste Etage des fünften Zylinders ein. Bounty Errol führte sie in ihr Büro, einen durch durchscheinende Wände vom ansonsten offenen Hauptraum abgetrennten Kubus. Die Wände dienten auch als Flachbildschirme. Mit wenigen Handgriffen projizierte Bounty darauf eine Fülle von Planzeichnungen.
„Das ist der Kordon aus Straßensperren und in den Nebenhäusern platzierten Überwachungsposten, der die Botschaft im Abstand von fünf- bis dreihundert Metern umgibt. Wenn man so will, unsere erste Verteidigungslinie. Hier", sie deutete mit dem Zeigefinger, „seid ihr vorhin selbst überprüft worden.
Niemand kommt durch, ohne sich als zugangsberechtigt auszuweisen, das habt ihr ja am eigenen Leib verspürt."
„Verspürt, verführt, geschüttelt und gerührt", krächzte der Papagei dazwischen.
„Zugleich", fuhr Bounty fort, „gewährleisten die unten postierten Gleiter, Kampfroboter und in den Häusern verborgenen Scharfschützen sowie die direkt über uns", sie deutete zur Decke, „befindlichen mittelschweren Geschützbatterien, dass sich keinerlei Fahrzeuge oder Schweber der Botschaft unbefugt nähern können, ohne notfalls rechtzeitig abgeschossen zu werden."
„Was ist mit Deflektoren?", fragte Kantiran.
„Die würden wir orten, und wenn sie noch so gut abgeschirmt wären. Sämtliche umliegenden Gebäude sind energetisch tot. Die einzige Streustrahlung produzieren wir selbst, und die können wir natürlich zu hundert Prozent ausfiltern. Unsere Geräte sind daher so fein justiert, dass sie die geringste zusätzliche Energieentfaltung im Umkreis von fünfhundert Metern sofort registrieren würden."
„Würden, Bürden, Zäune und Hürden."
„Hast du noch Fragen zur Außenverteidigung, da Vivo?"
Dass Bounty ihn mit dem Nachnamen seiner Mutter ansprach, der bei den Terranern nicht gerade beliebten Mascantin, war unzweifelhaft als kleine Spitze gegen Kant gedacht. Der tat, als hätte er es nicht bemerkt.
„Ja. Das System leuchtet mir ein, doch es erscheint mir unnötig kompliziert und dezentralisiert.
Warum wird nicht einfach ein Kampfschiff im Luftraum relativ knapp über der Botschaft stationiert? Damit ließe sich der gesamte Umkreis bestreichen und zugleich eine abschreckende Wirkung erzielen. Es muss gar nicht eine der BOXEN von PRAETORIA sein, ein größeres, sichtbar bewaffnetes Beiboot würde schon genügen."
„Genügen, vergnügen, für Lügen gibt's Rügen!"
Die Sicherheitschefin ignorierte ihren Vogel. Sie hatte sich an seine ständigen Kommentare wohl gewöhnt.
„Das wäre", entgegnete sie mit einem leicht gereizten Unterton, „ganz genau die Form von martialischer Drohgebärde gegenüber der Zivilbevölkerung Vhalaums, die Minister Bull vermeiden will. Im Übrigen rechnet man im Oberkommando nicht mit einem Militärschlag. Es herrscht Frieden oder zumindest Waffenstillstand, und den würde Ascari derzeit nicht zu brechen wagen, auch nicht wegen Shallowain. Worauf wir uns einzustellen haben, sind terroristische Aktionen, etwa von Seiten der SENTENZA oder radikaler arkonidischer Splittergruppen. Beziehungsweise geheime Kommandoeinsätze, wie sie für die Celistas und Kralasenen typisch sind. Stimmst du dem zu, oder bist du anderer Meinung als Reginald Bull?"
„Bull, Full, eins zu null", höhnte der Vogel.
Man sah es dem Neunzehnjährigen nicht an, doch
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