2232 - Wiedergeburt
Botschaft Bescheid, dass sie euch in Empfang nehmen und herumführen soll, damit du dich vergewissern kannst, dass alles Menschenmögliche an Vorkehrungen getroffen wurde. Sie heißt übrigens Bounty Errol und hat einen Vogel. – Keine Details, du wirst schon sehen. – Ja, und wenn dir was auffällt, kannst du dich sofort wieder bei mir melden."
Er spießte eine daumengroße Cocktailmelone auf seine Gabel und betrachtete sie, als sähe er eine solche Frucht zum ersten Mal in seinem Leben.
„Sorry, aber Gucky kann ich dir nicht vorbeischicken. Der rüstet gerade mit Tolot, Marath und Schroeder zum Aufbruch. Sie wollen der Oldtimer-Station nochmals auf den Zahn fühlen. Ach, und – Kantiran? Zur Leibesvisitation müsst ihr trotzdem. – Nein, keine Widerrede. Unsere Leute sollen nicht auf die Idee kommen, dass ich die Zügel schleifen lasse, nur wegen deiner Abstammung. Außerdem haben auch die Celistas sehr gute Maskenbildner und Stimmengeneratoren. Gerade du solltest das verstehen. – Genau. Reichst du mir jetzt nochmals Major Pirsik? Danke. Mach's gut, Kant!" Er schob die Mini-Melone in seinen Mund und gab kauend einige weitere Anweisungen. Dann desaktivierte er die Kommunikationsfunktion.
„Probleme?", fragte Fran.
„Ja. Nein. Hm, vielleicht doch. Wir werden sehen." Bull seufzte. „Soll ich dir was sagen? So unterschiedlich Perrys Sprösslinge auch sind beziehungsweise waren, eines haben sie alle gemeinsam: die Fähigkeit, Onkel Bully manchmal ganz gewaltig auf die Nerven zu gehen."
„Prost", lachte Fran.
5.
Das Biest von innen Bin wieder da.
War jedoch dazwischen weggetreten. Schlagartig, wie ausgeknipst. Einfach eingeschlafen oder vor Erschöpfung in Ohnmacht gefallen.
Jetzt fühle ich mich besser. Erfrischt. Auch die Kälte setzt mir nicht mehr ganz so arg zu.
Ich habe nicht den geringsten Anhaltspunkt, wie lange ich abgemeldet war. Hunger oder Durst verspüre ich keinen. Dies kann ein gutes Zeichen sein, aber auch ein schlechtes. Irgendwann, kurz vor dem Ende, hört man auf, sich für Stoffwechselvorgänge zu interessieren. Das weiß ich. Weil ich es gelernt habe, inwendig und auswendig.
Im bläulichen Lichtschein der Augen von Igor Strawanzky, dem Robo-Kater, durchwühle ich Yolindis Rucksack und ihr Gewand. Dabei gebe ich Acht, die Gebeine meiner verstorbenen Freundin nicht zu berühren.
Wie heißt das Wort? „Pietät", genau.
Eine billige Sonnenbrille und ein stabförmiger, positronischer Schlüssel mit einem kleinen, pelzigen Stofftier als Anhänger sind alles, was Yolindis Taschen hergeben. Das Tier ist ganz schwarz und hat keine Augen. Der Schlüssel hilft mir hier in der Höhle so viel wie ein Löschblatt bei Hochwasser. Obwohl...
Instinktiv, ganz ohne Hintergedanken, stochere ich mit dem Schlüssel in einer Gesteinsritze herum.
Daraufhin bildet sich in der Mauer eine Öffnung von exakt kreisrundem Querschnitt. Ich nehme Igor Strawanzky in den Arm und vertraue mich der Röhre an. Wir gleiten darin nach unten, schneller werdend.
Wie in einer der Wasserrutschen im Vergnügungspark, den wir ein-, zweimal im Jahr besuchen durften.
Wenn wir ganz brav waren.
Wenn wir zur Zufriedenheit der Betreuer unsere Übungen gemacht haben. Wenn wir immer unsere Medizin geschluckt und auch unten behalten haben.
Die Wand der Röhre, durch die ich gleite, meine Arme fest um den Robo-Kater gepresst, ist mit schleimigen Zotten besetzt. Sie streichen über mich hinweg und sondern dabei etwas ab, was mir in den Augen brennt.
Meine Haut beginnt zu jucken. Ich würge, kämpfe gegen Atemnot an.
Dann platsche ich in einen übel riechenden Teich. Ich gehe unter, tauche wieder auf, japsend. Auf einmal erfüllt mich die Gewissheit, dass ich dem allen ein Ende machen kann. Jederzeit, wann immer ich will. Ich brauche nur die Luft auszublasen und nicht mehr einzuatmen, bloß ein paar Minuten lang. Dann werde ich auf den Grund des stinkenden Teichs sinken und nie mehr wieder auftauchen. Diese Erkenntnis ist tröstlich.
Und sie hindert mich daran, es tatsächlich geschehen zu lassen.
Ich schwimme ans Ufer, das von einem schmalen Felsband gebildet wird. Nein, Irrtum.
Kein Fels.
Fleisch.
Hustend, prustend, Tränen lachend, steige ich aus der Brühe.
Immer noch bin ich bar jeder Orientierung, weiß nicht, wie ich heiße, woher ich komme, wohin ich mich wenden soll. Warum ich so fröhlich bin, ist mir allerdings klar. Ich habe nämlich etwas begriffen. Ich befinde mich in keinem gewöhnlichen
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