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2232 - Wiedergeburt

Titel: 2232 - Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zwürbal war ein denkendes und fühlendes Wesen, auch wenn er kein Herz im herkömmlichen Sinn besaß, sondern an dessen Stelle eine Batterie, von der die zahlreichen winzigen Instrumente, Sinnesorgane und Kontrolllämpchen auf seinen chromglänzenden „Ästen" gespeist wurden.
    Wie bei allen Posbis waren die Kernstücke seiner Biopositronik Zellplasma-Module, die bei genügender Menge ausreichten, echte, natürliche Intelligenz zu entwickeln. Sie stellten die eigentliche „Seele" des Posbis dar und ergaben in Verbindung mit den positronischen Elementen sein „Bewusstsein". Umgeben waren diese – bei Zwürbal wohl im gelben „Kübel" untergebrachten – Module von den obligatorischen Ver- und Entsorgungseinrichtungen, welche das Überleben des Zellplasmas gewährleisteten.
    Als unterste Hierarchie-Ebene der Positronik-Betriebseinheit kamen Hyperkristallchips zum Einsatz.
    Man hatte befürchtet, dass diese ebenfalls von der Erhöhung der Hyperimpedanz in Mitleidenschaft gezogen würden, doch bisher hatte es gottlob noch keine Anzeichen dafür gegeben. Von vernetzten Ausläufern der Bioponblöcke durchzogen, verbanden die synthoorganischen Balpirol-Halbleiter die positronischen Komponenten mit den organischen Nervenbahnen. Die Umsetzung von deren Impulsen in technisch nutzbare Symbolgruppen und umgekehrt erfolgte über die so genannte hypertoyktische Verzahnung.
    Zwürbal verfügte also über ein lebendes Gehirn und verstand sich, nicht zuletzt deshalb, als Persönlichkeit – und er erwartete, auch als solche behandelt zu werden.
    Im Rahmen ihres Studiums hatte Filana mehrfach mit Posbis zu tun gehabt. Schließlich besaß niemand mehr Erfahrung mit biopositronischen Rechnern als die Abkömmlinge der Hundertsonnenwelt.
    Die Posbis lebten seit Urzeiten in Symbiose mit den so genannten Matten-Willys. Diese amorphen Wesen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Posbis zu pflegen und ganz allgemein zu betreuen. Bei Zwürbals „Krawatte" handelte es sich um einen solchen Matten-Willy. Deren Durst war legendär, wobei man ihnen eine gewisse Neigung zu alkoholischen Getränken nachsagte.
    „Ich heiße Gegog", stellte sich das an eine Riesenamöbe erinnernde Wesen vor, nachdem es zu Boden geglitten war. „Gibt's Bier?"
    „Bedaure", sagte Filana. „Aber da drüben steht ein Wasserspender."
    Gegog fuhr die weit herausgestreckte Zunge wieder ein. „Na ja, so dringend ist es auch wieder nicht."
    Filana zeigte Zwürbal, wie sie den Rechnerverbund konfiguriert hatte.
    „Gute Arbeit!", lobte der Posbi. „Mir scheint, du bist das beste Pferd im Stall, und ich alter Klepper werde hier gar nicht gebraucht, hüah, hüah, hüah!"
    „O doch", widersprach die Positronikerin. „Wie dir vielleicht mitgeteilt wurde, ist KHASURN die stärkste Biopositronik, die uns derzeit auf Hayok zur Verfügung steht. Daher lag es nahe, sie zum Herzstück des Netzwerks der Botschaft umzufunktionieren."
    Dieses, erläuterte sie, sollte verschiedenste Aufgaben gleichzeitig erfüllen können: zum einen die offizielle wie inoffizielle Kommunikation mit der Außenwelt, zum anderen die Kontrolle der zahlreichen Anlagen innerhalb der Botschaft.
    „Beispielsweise wird ein Großteil der Antigravschächte aus Sicherheitsgründen sukzessive durch mechanische Lifte, Rolltreppen und Aufzüge ersetzt. Dann gibt es Hunderte Klimaanlagen, die früher von Syntrons gesteuert wurden, und so weiter."
    Nicht zuletzt sollte dem Zentralrechner auch die Überwachung des Gebäudes obliegen, insbesondere des Gefängnistrakts.
    „Alles kein Problem", beruhigte Zwürbal sie. „Wenn wir zusätzlich den Biopon-Block anschließen, den ich mitgebracht habe, ist dieser Verbund stark genug, um zehn solcher Gebäude zu verwalten. Der könnte zur Not sogar eine BOX reiten, hüah, hüah, hüah!"
    „Das ist es nicht, worüber ich mir Sorgen mache."
    Während sie den Biopon-Block aus dem Container hoben und mittels der Balpirol-Halbleiter die Verbindung zwischen organischem Plasma und positronischen Rechnern herstellten, erzählte Filana, was sie bedrückte.
    Als Shallowain und seine Truppen den SPEICHER gestürmt hatten, war es im Geheimstützpunkt zu merkwürdigen Phänomenen gekommen. Unter anderem waren, vollkommen ansatzlos und unmotiviert, bizarre Materieprojektionen erschienen und bald darauf wieder verschwunden. Dafür gab es nur eine Erklärung: KHASURN war – wenngleich immer nur für sehr kurze Zeit – außer Kontrolle geraten und hatte geradezu verrückt

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