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2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sekundenlang aufgeglommen war.
    „Wir müssen uns der Realität stellen", fuhr er grimmig fort. „Und Realität ist, dass nur vierzig Personen gerettet werden können. Acht Crew-Mitglieder, zweiunddreißig Casino-Gäste. Aber wer von euch darf leben, wer muss sterben? Welches Kriterium soll darüber entscheiden, wer gerettet und wer verdammt wird? Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu der Überzeugung gelangt, dass kein Mensch diese Entscheidung treffen kann."
    Die Menge hing wie gebannt an seinen Lippen. Es war still im Saal. Selbst die Schluchzer der Verzweifelten waren verstummt.
    „Es gibt nur eine gerechte Instanz, die dazu fähig ist. Es ist das Schicksal", erklärte er. „Jeder im CASINO UNIVERSO, jeder Einzelne von euch, hat sich dem Schicksal ausgeliefert, als er sich entschloss, an Bord zu kommen und sein Glück an den Spieltischen zu versuchen. Ihr seid Spieler. Ihr seid Glücksritter, mit den Launen der Macht vertraut, die einige Zufall, die ich aber Schicksal nenne." Er schwieg einen Moment und musterte die Menge, und er spürte, dass er die richtigen Worte gefunden hatte. Die Gäste des CASINO UNIVERSO waren Desperados. Hohe Einsätze waren ihnen vertraut, unkalkulierbare Risiken schreckten sie nicht. Sie hatten ihre Existenz dem unberechenbaren Zufall und dem launischen Glück verschrieben, und jetzt mussten sie nur den nächsten logischen Schritt machen und den Einsatz erhöhen.
    „Die Entscheidung wird in den Casinos fallen, beim Holoroulette, beim Black Jack oder einem der anderen Spiele", sagte Kellborn. „Ihr werdet euer Leben einsetzen, und den Gewinnern winkt die Rettung, den Verlierern der Tod. Es mag grausam sein, inhuman, verrückt. Aber es ist das einzige gerechte Verfahren, das uns ... mir ... zur Verfügung steht."
    Er legte eine kurze Pause ein.
    „Ich selbst werde an den Spielen nicht teilnehmen. Ich beanspruche keinen Platz im Springerboot. Ich werde in der Station bleiben – bis zum Ende."
    „Wer sagt uns, dass ihr uns nicht betrügt, dass die Crew nicht mit dem Boot verschwindet, während wir spielen?", rief jemand.
    Kellborn straffte sich. „Traminer hat versucht, das Boot in seine Gewalt zu bringen, und er ist tot. Ich werde jeden töten, der es ebenfalls versucht, ob er nun zur Crew gehört oder nicht." Die Nachricht vom Tod des Verbrecherbosses sorgte für Raunen im Saal, für Unruhe bei den Syndikatsleuten. Aber keiner von ihnen rebellierte. Sie waren viel zu sehr mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt. Kellborns Kalkül war aufgegangen.
    „Die Teilnahme an den Spielen ist natürlich freiwillig", fügte er hinzu. „Wer sich entschließt, sein Schicksal zu akzeptieren und in Würde zu sterben, kann sich an das Bordlazarett wenden. Dort werden Medikamente ausgegeben, die zu einem schmerzlosen Tod führen. Mehr kann ich nicht für euch tun."
    Er winkte Tyn zu sich.
    „Sicherheitschef Tyn wird euch jetzt über die Einzelheiten der Spielregeln informieren", teilte er der Menge mit. Er betrachtete die bleichen Gesichter, voller Hoffnung und Schrecken, verzweifeltem Überlebenswillen und tiefer Resignation. „Möge die Ewigkeit der Sterne euren Seelen gnädig sein", murmelte er.
     
    12.
     
    8. April 1332 NGZ, 12:38 Stationszeit
     
    In der Kantine im Mitteldeck der Kommandospindel herrschte Totenstille. Die gesamte technische Crew der Raumstation hatte sich eingefunden, vier Dutzend Männer und Frauen, Techniker, Rechnerspezialisten, Kosmonauten.
    Vier Dutzend Anwärter auf acht Plätze an Bord des rettenden Beiboots. Drei Techniker, zwei Rechnerspezialisten, zwei Navigatoren und ein Astrogator wurden benötigt, um das Springerschiff zu steuern, acht Glückliche, denen die Rettung winkte.
    Alle anderen würden in der Station zurückbleiben und sterben, sofern sie sich nicht entschieden, ihr Glück in den Casinos zu versuchen und bei den Todesspielen mitzumachen. Dies ist ein Albtraum, dachte Lilien Obracht. Ihr Pulsschlag pochte laut in ihren Ohren. Es musste ein Albtraum sein, doch aus diesem Traum gab es kein Erwachen.
    Wie hypnotisiert starrte sie die vier Schüsseln an, die auf dem Tisch in der Mitte der Kantine standen.
    Schüsseln mit Kapseln, Kapseln mit Namen. Eine Lotterie, die über Leben und Tod entschied.
    „Ich werde jetzt beginnen", sagte Leutnant Porgork rau. Er war weder Techniker noch Kybernetiker oder Raumfahrer. Er nahm nicht an der Verlosung teil, er war neutral. „Zuerst die Techniker." Der Topsider griff in die erste Schüssel und nahm

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