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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Höhe auf die Ruine hinab. Seine Knie begannen zu zittern, und ihn schwindelte. Da er fürchtete, von seinem Fluggerät zu fallen, lenkte er es rasch nach unten und landete. Als er festen Boden unter den Füßen hatte, fühlte er sich ein wenig sicherer, jedoch nicht besser. Im Gegenteil. Ihm wurde so schlecht, dass die Schaspakenschlitze auf seinem Rücken zu nässen begannen.
    Niemals in den vergangenen Jahren hatte er auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, was sein würde, wenn der Finger Gottes nicht mehr existierte. Das wäre so ähnlich gewesen, als wenn er die Frage gestellt hätte, ob die Wolken für immer und alle Zeiten vom Himmel verschwinden könnten.
    Der Finger Gottes war eine feste und unveränderliche Größe für ihn gewesen. Es konnte nicht sein, dass es ihn nicht mehr gab.
    Voller Zorn und Verzweiflung riss er sich die Federn von den Rückseiten seiner Arme. Danach warf er sich rücklings auf den sandigen Boden, spürte wenig später, wie die langen und geschmeidigen Schaspaken in ihn eindrangen, und beruhigte sich allmählich. Die Symbionten halfen ihm, seine Gefühle in den Griff zu bekommen.
    Nach etwa einer Stunde erhob er sich und stieg langsam über die Trümmer hinweg, ohne zu wissen, wonach er suchte. Er bemühte sich, seine Gedanken zu ordnen.
    Es lag nahe, dass die arkonidische Technik versagt und dadurch den Einsturz des Dachs verursacht hatte. Vorstellen konnte er es sich nicht. Er bewunderte die Arkoniden vorbehaltlos, und er hatte noch nie erlebt, dass ihre Technik ausfiel.
    Blieb die zweite Möglichkeit, dass Protana Aaqrass beschlossen hatte, ihn fallen zu lassen, um die allmählich größer werdenden Probleme mit den Caiwanen ohne ihn zu lösen. Doch auch das wollte ihm nicht in den Kopf. Unmittelbar vor seinem Aufbruch zum Tempel war er Gast im Hause des Tatos gewesen, hatte mit ihm an einem Tisch gesessen und mit ihm zusammen gegessen und getrunken, eine Ehre, die noch keinem anderen seines Volkes zuteil geworden war.
    Er hatte die Probleme angesprochen, die allmählich spürbar wurden, weil Dando Gentury es verstand, die Massen anzusprechen und Ansprüche zu wecken. Der Tato hatte nur gelacht. „Wer nimmt denn einen einzelnen Spinner wie diesen Dando ernst?", hatte er gefragt. „Nur Feiglinge schützen ihr Haus vor dem Sturm, wenn eine Windböe ihr Haar zerzaust. Mit einem Wilden wie ihm werden wir jederzeit fertig. Notfalls schnappen wir ihn und bringen in ihn eine der Wüsten auf der südlichen Halbkugel dieses Planeten. Wenn wir ihn dort in einer Oase absetzen, kann er überleben, aber er wird es in vielen Jahren nicht schaffen, aus der Wüste herauszukommen, um erneut Widerstand zu predigen."
    Nein - bei Protana Aaqrass war er nicht in Ungnade gefallen und somit auch bei den anderen Arkoniden nicht. Der Tato war die bestimmende Persönlichkeit. Er besaß die absolute Macht auf dieser Welt.
    Was blieb?
    Owara Asa Tagakatha setzte sich am Rande des Trümmerfeldes auf einen Gesteinsbrocken und blickte nachdenklich auf das grüne Land hinaus. Es dauerte nicht lange, bis er einen Zahnanther im Schilf ausmachte. Es war ein besonders großes Exemplar mit gelben Augen und gewaltigen Reißzähnen.
    Der Priester stülpte die Hörmuschel weit über den Kopf nach vorn, drückte beide Hände von außen dagegen und zog sie danach ruckartig nach hinten. Ein eigenartiges, raschelndes Geräusch entstand.
    Es ließ das Raubtier aufhorchen.
    Owara legte nun die Hände aneinander, um die Fingerspitzen in rascher Folge gegeneinander zu trommeln. Der Zahnanther reagierte augenblicklich. Er schoss in die Höhe und näherte sich ihm mit geschmeidigen Bewegungen. Bis auf wenige Schritte kam er heran, um sich dann ins Gras sinken zu lassen. Seine Augen richteten sich auf den Priester.
    Owara schloss seine acht Augen und konzentrierte sich mit allen seinen Sinnen auf das Raubtier. Die feinen Sensorhärchen an seinem Hals spreizten sich ab und nahmen den Geruch der Bestie auf.
    Zunächst nahm Owara gar nichts wahr. Allmählich aber formten sich Bilder in seinem Geist. Mit den Augen des Zahnanthers sah er Schilfgras, das leicht im Wind schwankte, und ein vierbeiniges Fraathyn. Er verdrängte das Bild. Er wollte nicht sehen, wie der Zahnanther Beute machte. Er wollte wissen, ob es in der Erinnerung des Raubtieres etwas gab, was seine drängenden Fragen beantwortete.
    Sein Geist drang tiefer in den des Tieres ein, und plötzlich entstand ein Bild des Tempels. Der Finger Gottes war

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