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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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mit der Arbeit fertig war, baute ich mich in der Luke auf und bewunderte das Glitzern der ersten Morgensterne. Kurz darauf – Hetman Lulungu sprach an der Bodenluke mit einem Behelmten – gesellte sich Aruula zu mir.
    »Seine Gedankenbilder sind verschwommen, was eindeutig damit zu tun hat, dass er völlig erschöpft und überfordert ist. Aber nach allem, was ich erlauschen konnte, reime ich mir Folgendes zusammen: Lulungu und einige andere Krieger waren schon vor Maomeths Ankunft mit dem Auftrag unterwegs, Yann zu suchen und herzuschaffen. Wyluda gibt Yann die Schuld an seiner Niederlage damals und der schmählichen Flucht vor Maometh. Lulungus Trupp hat aber nur Keetje gefunden – an einer Küste, bei einem Dorf, vor dem ein großer Segler ankerte.«
    »Die Quakadu?« Ich zog erstaunt die Brauen hoch. Hatte Yann also richtig gelegen?
    »Ich nehme es an.« Aruula nickte. »Sie haben das Schiff in Brand gesetzt und in dem Durcheinander dann Keetje befreit. Als sie mit ihr zum Warlord zurückkehrten, mussten sie jedoch feststellen, dass auch seine letzte Zuflucht – dieser Turm – von Maometh belagert wurde. Lulungu hat Keetje daraufhin mit einigen Angehörigen seines Suchtrupps in einem unterirdischen Versteck zurückgelassen und sich auf den Weg hierher gemacht. Da kamen wir ihm mit unserem Luftschiff vermutlich gerade Recht.«
    Keetje war also gar nicht hier – und zu allem Überfluss hatten wir unserem Feind auch noch den Gefallen getan, ihm seinen Büttel samt der Roziere und Yann ins Haus zu bringen. Ich hätte in den Teppich beißen können, wenn einer in der Nähe gewesen wäre. So starrte ich meine Gefährtin nur an und fragte mich, wieso ich nicht eher auf die Idee gekommen war, sie auf Lulungus Hirninhalt anzusetzen. Weil er einen so treuen Blick hatte und so höflich war?
    »Aber warum, zum Teufel«, fragte ich, nachdem ich ausgiebig geschluckt hatte, »hat Lulungu Yann bisher noch nicht bei seinem Warlord in die Pfanne gehauen?«
    Aruula stutzte. »In welche Pfanne?«
    Ich grinste und erklärte ihr kurz die Bedeutung der antiken deutschen Redensart. »Wenn er nach Yann suchen sollte, muss er doch wissen, wie er aussieht«, schloss ich. »Und als seine Erste Hand hätte er nicht zögern dürfen, ihn an Wyluda auszuliefern. Er muss seine Gründe haben – Gründe, die uns noch nützlich sein könnten.«
    Aruula zuckte die Achseln. »Darüber haben mir seine Gedanken nichts verraten. Könnte es damit zusammenhängen, dass er erst seit zwei Monaten bei seinem Herrn ist und davor sieben Jahre Seemann war?«
    Ich zog die Brauen zusammen. »Da sehe ich keinen Zusammenhang – aber gut zu wissen.«
    ***
    Als die Sonne aufging, schaute ich mit einem Binocular zu dem Zylinderfelsen hinüber, auf dem sich Maomeths Luftwaffe nach dem Fiasko verzogen hatte.
    Dort drüben rührte sich nichts. Auch unter uns, in den Zelten der Belagerer, hatte man offenbar die Ruhe weg: Abgesehen von gähnenden Posten und den Feuerwachen, die in der Nacht dafür gesorgt hatten, dass kein Funkenflug die Stoffquartiere in Brand setzte, schien alles noch zu ruhen.
    Alles in mir drängte danach, endlich diesen Turm zu verlassen. Mehrmals schon hatte ich darüber nachgedacht, die Wachen und Lulungu zu überwältigen und einfach abzuhauen, aber das Risiko war zu groß gewesen: Es gab vier Doppelwachen rund um das Turmgeländer, die wir zu dritt nicht alle gleichzeitig ausschalten konnten. Ein Alarmstart kam auch nicht in Frage, denn die Wachen waren mit Armbrüsten und Speeren bewaffnet und hätten uns auch auf zwanzig Meter noch vom Himmel geholt. Also blieb uns nichts übrig, als auf Lady Xohana zu warten, die wir evakuieren sollten. Der Hetman war gerade vorhin losgegangen, um sie zu holen.
    Nun kehrte er zurück – mit einem breit grinsenden Herrscher der Nordküste im Schlepptau. Hinter ihm und seinem Leibwächter trabten zehn oder zwölf Krieger heran – nur nicht die edle Frau Xohana und ihre Zofe.
    Als ich sah, dass Wyluda eine gespannte Armbrust trug, beschlich mich ein abgrundtief schlechtes Gefühl. Und als er seine Waffe dann auf meinen Brustkorb richtete, wurde mir klar, dass wir schrecklich falsch gelegen hatten: Lulungu hatte nicht vorgehabt, seinen Boss aus irgendwelchen Gründen zu hintergehen. Wyluda wusste Bescheid! Kein Wunder, dass Aruula in dieser Hinsicht nichts erlauscht hatte.
    Unsere Chancen, aus dieser Sache heil wieder herauszukommen, lagen bei Null. Und das hatten sie schon vorher, denn die Wachen waren

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