2240 - Der Graue Autonom
So einleuchtend, dass ich gerne auf den Spaziergang dorthin verzichte. Hast du eine Erklärung dafür?"
„Bestenfalls bruchstückhaft. Angenommen, in diesem Nebel residiert der Graue Autonom.
Angenommen, er will .nicht gefunden werden, schon gar nicht von den Kybb-Cranar. Dann ist es nur folgerichtig, dass er sich auf eine Art und Weise versteckt, die ebenso zufälliger Entdeckung wie fortgeschrittener Ortungstechnik trotzt."
„Eine Art Anti-Ortungsschirm?"
„Eher unwahrscheinlich. Denk an die 200 Meter, die die geworfenen Steine und dieser Zweig zurückgelegt haben. 200 Meter Durchmesser - ein bescheidenes Versteck, findest du nicht?"
„Und wenn der Autonom in einer anderen Dimension residiert und die Nebelsenke nur einen unvermeidlichen Nebeneffekt dieser Versetzung darstellt?"
„Schon wahrscheinlicher" Atlan zqg den Stock aus dem Nebel zurück. „Unversehrt?", fragte Rhodan, aber eigentlich war es eine Feststellung.
Atlan betrachtete den Stock prüfend. „Ja, sieht so aus." ,„Gut." Rhodan wandte sich zur Nebelsenke und streckte einen Arm aus. „He, was hast du vor?"
„Wenn wir schon im Nebel stochern, dann richtig", sagte Rhodan.
Sein linker Arm tauchte in den Nebel. Rhodans Miene blieb unverändert, zeigte weder Schmerz noch Überraschung. Der Terraner machte einen Schritt vor und verschwand ganz in der Nebelwand.
Der Ausruf, den Atlan und Zephyda gleichzeitig ausstießen, um ihn zurückzuhalten, verhallte ungehört. „Echophage!", verlangte Zephyda. „Kannst du Perry orten?"
„Negativ."
„Das kann nicht sein! Überprüfe deine Instrumente! Er muss auf der anderen ..."
Rhodan trat schwankend aus dem Nebel, als traue er seinen Sinnen nicht. „Perry! Alles in Ordnung?"
„Denke schon .:." Der Terraner stützte sich auf die ihm angebotenen Hände. „Wo bist du gewesen? Auf der anderen Seite der Nebelsenke?"
Der Terraner schüttelte den Kopf. Heftig, als wolle er eine Verwirrung, die ihn befallen hatte, abschütteln. „Wo dann?"
„Ich weiß, es nicht.". Rhodan schöpfte in tiefen Zügen Atem. Die Farbe, die ihm aus dem Gesicht gewichen war, kehrte zurück. „Ich weiß nur, dass wir zurück zum Schiff müssen."
„Wieso? Hat Keg Dellogun uns belogen? Willst du Mykronoer wieder verlassen?"
Der Terraner schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil. Ich glaube, jedes Wort, das er uns gesagt hat, ist wahr. In dieser ... dieser ...". Rhodan fand keinen passenden Begriff. „Dort drin muss tatsächlich ein Wesen von großer Macht residieren."
„Was willst du dann auf dem Schiff?" Dem Terraner gelang es, ein Lächeln hinzubekommen. „Etwas holen, was wir vergessen haben."
Als Rorkhete geendet hatte, schwieg Venga. Stille legte sich über die Kammer mit den Trikes, nur ein Surren war hörbar. Es musste die Atmosphäre Mykronoers sein, die über den Rumpf des Kreuzers rieb.
Schließlich wollte sich Rorkhete abwenden. „Was habe ich gesagt? Du verstehst mich nicht."
Venga erwachte aus ihrer Starre. „He, langsam! Man darf doch noch nachdenken, oder?"
„Was gibt es da noch nachzudenken? Du hast es doch gehört. Die Dinge sind, wie sie sind."
Die Dinge sind, wie sie sind. Venga hatte diesen Satz schon oft gehört. Zu oft. Von ihren Eltern, die als Graupioniere geschuftet hatten, um dem sturmgepeitschten Land neue Siedlungen abzuringen, so lange, bis ihre Rücken zu krumm waren, um zu stehen oder zu sitzen, geschweige denn sich zu bücken oder überhaupt zu leben. Die ständig husteten und Blut spuckten von dem Flodder, der im Lauf der Jahre in die letzten Winkel ihrer Lungen gekrochen war. Den sie nicht wieder loswurden, waren ihnen doch keine Erholungsperioden in den Blütegürteln etablierter Siedlungen vergönnt.
Die Dinge sind, wie sie sind.
Einmal Graupionier, immer Graupionier. In Vengas Stammbaum gab es keinen Ausreißer, als steckte es ihrer Familie in den Genen, die schmutzigste, gefährlichste und undankbarste Arbeit Tom Karthays zu erledigen. „Von wegen! Nichts ist, wie es ist!", rief sie.
Rorkhete beäugte sie erstaunt. „Was meinst du damit?"
Venga hatte schon mit elf genug von dem Flodder gehabt, der sich niemals abwaschen ließ, sosehr man auch schrubbte. Sie wollte ihre Tage nicht mit der Erschließung von Siedlungen fristen, deren Annehmlichkeiten sie niemals genießen würde. Sie wollte ein Leben, dessen Horizont nicht nur bis zum nächsten Sturm reichte, der die Graupioniere hinwegfegen würde. Venga war davongelaufen.
Einmal, zweimal - so oft, bis es niemand
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