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2240 - Der Graue Autonom

Titel: 2240 - Der Graue Autonom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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umwandte, sah er wieder nur ein Flimmern und auch das nur unter größter Anstrengung. Die Verschiedenartigkeit ihrer Wahrnehmung schien die einzige Konstante an diesem Ort.
    Der Terraner sah zu Lotho Keraete. Hatte das Durchdringen vielleicht auf den Boten von ES eine Wirkung gehabt? Keraete lag nach wie vor ungerührt da, aber er schien seine Position verändert zu haben. Rhodan packte seine Schulter und schüttelte sie. Keine Reaktion. Lotho Keraetes neue Position musste eine Folge des Rucks sein, mit dem Zephyda sie mit sich gezogen hatte.
    Sie setzten ihren Weg fort. Atlan und Zephyda hatten ihre Strahler in die Gürtel gesteckt - es gab nichts, auf das man hätte zielen können. Ohne es auszusprechen, wichen die drei jetzt jedem Hindernis aus, auch wenn es nur einer von ihnen wahrnahm.
    Rhodan glaubte immer wieder, Häuser zu erkennen. Niedrige Gebäude, ein oder zwei Stockwerke hoch, gekrönt von ... Zinnen? „Seht ihr sie auch?", fragte er seine Gefährten. „Häuser ... das muss die Schattenstadt sein, von der Keg Dellogun gesprochen hat."
    „Welche Häuser?", kam die Antwort von Atlan und Zephyda im Gleichklang.
    Rhodan blieb stehen und zeigte nach rechts. „Dort! Es ist nicht zu übersehen. Es ist größer als alle, die wir bislang gesehen haben."
    „Größer? Das schon ...", sagte Atlan. „Aber es ist ein Wachturm, glaube ich. Er verschwimmt mir vor den Augen."
    „Nein, es ist ein besonders hoher Baum", warf Zephyda ein. „Schaut euch nur diesen mächtigen Stamm an -selbst gemeinsam könnten wir ihn nicht umfassen!"
    Rhodan ließ die Ausrufe stehen. Jeder von ihnen sah etwas anderes, sie hatten keine Möglichkeit herauszufinden, wessen Wahrnehmung der Wahrheit am nächsten kam.
    Sie setzten ihren Weg fort.
    Schließlich begegneten sie dem ersten Bewohner der Schattenstadt. Er war ein Schemen, ein dunstiges Feld, das vor ihnen den Weg querte, fast schlendernd. „He!", rief Rhodan, als der Schemen sie nicht beachtete. Er hatte keinen Erfolg. Der Schemen schlenderte weiter, bis er aus ihrer Wahrnehmung verschwand. „Er hat dich nicht gehört", sagte Atlan. „Was immer unter >er< zu verstehen ist."
    Sie setzten ihren Marsch fort, immer dem Zentrum des Kraters entgegen. Es war eine willkürliche Entscheidung, mit dem einzigen Zweck, ihnen einen Fokus zu geben, ein Ziel. Der Graue Autonom mochte dort residieren oder an einem anderen Ort. Oder vielleicht existierte der Graue Autonom auch gar nicht mehr. Sie wussten nichts über dieses Wesen, außer dass es uralt sein musste. Der Autonom mochte einen natürlichen Tod gestorben sein - Macht ging nicht zwangsläufig mit Unsterblichkeit einher -, und das Resultat seines Ablebens war die Schattenstadt. Ein Splitter seiner selbst, ein Nachglühen seines Geistes.
    Bald trafen sie auf neue Schemen. Sie gingen allein, manchmal zu zweit oder zu dritt oder in Gruppen, als flanierten sie sorglos an einem schönen Sommernachmittag durch die Straßen ihrer Stadt - nur dass es in der Schattenstadt kein Sonnenlicht gab, sondern lediglich ein unwirkliches Dämmerlicht, das aus dem Dunst heraustrat, der den Himmel bildete.
    Zumindest sieht es für uns so aus, dachte Rhodan. Ich frage mich, wie ihre Welt durch ihre Augen wahrgenommen aussieht. Sie wirken zufrieden, sorglos. Als hätten sie von niemandem etwas zu befürchten. Stehen sie unter dem Schutz des Autonomen? Sind sie sein Volk, das, er in eine andere Dimension transportiert hat, unerreichbar für die Kybb-Herrschaft?
    Rhodan, der in Gedanken versunken seinen Gefährten gefolgt war, prallte plötzlich gegen ein Hindernis. Es war Zephydas Rücken. Die Motana hatte angehalten. „Was ist los?", fragte Rhodan. „Wieso ...?"
    „Da vorne, der Scheinen", flüsterte Zephyda, als fürchte sie plötzlich, von fremden Ohren gehört zu werden. „Er winkt uns zu!"
    Jetzt sah ihn Rhodan auch. „Was sollen wir tun?", fragte die Motana. „Er will, dass wir ihm folgen."
    Der Schemen erinnerte den Terraner an einen Menschen, der den Oberkörper leicht nach vorne neigte. Etwa auf zwei Dritteln der Höhe nahm Rhodan eine Bewegung wahr, die unmissverständlich an eine auffordernde Geste erinnerte. „Keg Dellogun hat uns nichts davon gesagt, dass wir uns vor Schemen hüten sollten", sagte Atlan. „Zumindest nicht vor einem farblosen."
    „Das ist richtig." Rhodan fiel es schwer, den Blick von dem Schemen loszureißen, dessen Bewegungen jetzt zunehmend dringlicher erschienen. „Aber ich frage mich, wieso er sie nicht

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