2244 - Bürgergarde Terrania
Maskenträgern. Jeder in der Halle Anwesende konnte es spüren: Wer immer sich hinter dem Energieschleier verbarg - er war etwas Besonderes.
Die Gestalt erreichte die Plattform und stieg mit energischen Schritten die Stufen hinauf. Als sie auf dem Podest stand, suchten zweihundert Augenpaare nach so etwas wie Augen und Lippen, die in dem Flirren erkennbar waren, suchten den Blick des Unheimlichen - umsonst. Genauso gut hätte ein vollkommen fremdes Wesen dort vor ihnen stehen können. „Bürger!", erklang Terrences Stimme. „Marschall Tellon!"
Das Ganze hatte etwas Skurriles, Unwirkliches. Die Maskerade hätte spätestens jetzt lächerlich wirken können, aber sie tat es nicht. Die auf eine ominöse Einladung hin hierher gekommenen Männer und Frauen befanden sich bereits ganz im Bann des Unbekannten, noch bevor er sein erstes Wort an sie gerichtet hatte. Er ließ sich damit Zeit, doch dann war es endlich so weit. „Terraner!", hallte eine kräftige, verzerrte Stimme aus den Akustikfeldern. Sie klang hart, entschlossen, aber nicht unangenehm. Sie nahm etwas von der Furcht und Beklemmung der Zuhörer.
Viele von ihnen schienen erst jetzt zu begreifen, dass dort wirklich ein Mensch stand, einer wie sie.
Ein Wesen aus Fleisch und Blut. „Bürger dieser Stadt! Bürger dieses Planeten! Bürger der Liga Freier Terraner!" So manchem der atemlos Zuhörenden lief es kalt über den Rücken. „Ich kann mir eine lange Vorrede sparen. Ihr habt bereits gehört, warum ihr hier seid. Es- geht darum, unser Schicksal, das Schicksal aller freien Bürger Terranias, in unsere eigenen Hände zu nehmen, denn jene, die uns vor der Gefahr schützen sollten, die uns alle bedroht, tun es nicht!"
Die Gestalt hob gebieterisch eine Hand, als aus dem Hintergrund einige Maskierte lautstark Zustimmung bekundeten. Sofort herrschte wieder Ruhe. „Diese Gefahr, die so genannte Kirche des zerstörerischen, angeblichen Gottes Gon-Orbhon, hat inzwischen Dimensionen erreicht, die sich jeder Kontrolle entziehen, und sie wächst mit jedem Tag, an dem ihr nicht entschlossener Widerstand entgegengesetzt wird. Ihr, meine Freunde, wisst das.
Deshalb erging an euch die Einladung zu dieser Versammlung, die der Beginn des Widerstands sein wird - und ich rede nicht von nutzlosen Demonstrationen, über die unsere Feinde nur müde lächeln, solange ein so genanntes Gesetz sie deckt und beschützt. Nein, ich rede von dem Kampf, den wir führen müssen. Wir dürfen und werden uns nicht weiter auf Leute wie den Krisenminister Homer G.
Adams und den Ersten Terraner Maurenzi Curtiz verlassen. Ihren Titeln werden sie längst nicht mehr gerecht. Es ist an der Zeit, das Gesetz in unsere eigenen Hände zu nehmen und mit allen notwendigen Mitteln gegen Carlosch Imberlock und seine mit jedem Tag wachsende Anhängerschaft vorzugehen. Wir dürfen nicht zaudern, wie es geschah, als die Dscherro unsere Stadt überfielen! Wir dürfen uns nicht ducken und warten, bis uns der Tod ereilt, wie es geschah, als Ramihyn über Terra wandelte! Wir dürfen und werden nicht mehr länger zusehen, wie die Männer, Frauen und Kinder unserer Stadt von Selbstmordattentätern in den Tod gerissen werden!
Es ist an der Zeit, dem ein Ende zu machen. Deshalb sind wir hier!"
Die Gestalt reckte beide Arme zum Himmel, und als diesmal Rufe der Zustimmung laut wurden, wenige zuerst, dann immer mehr, brach sie sie nicht ab. Die Halle erzitterte förmlich unter dem Lärm.
Spontan erhoben sich Rufe über das Gebrüll, laut und klar. Sie forderten nichts anderes als den Tod der Prediger des falschen Gottes, die gewaltsame Vertreibung seiner Jünger, deren Zahl in die Tausende ging.
Man konnte es nur ahnen, das zufriedene Lächeln auf dem hinter dem Tarnfeld verborgenen Gesicht des Schattens. Nach Minuten, in denen er die Stimmung im Gewölbe weiter dem Siedepunkt entgegentreiben ließ, senkte er die Arme. Gespenstisch rasch kehrte wieder Stille ein. „Ich sehe, ihr seid bereit. Unser Kampf wird nicht ungefährlich sein. Unsere Gegner werden nicht nur die Prediger und Jünger Gon-Orbhons sein, sondern auch jene, die sie aus falsch verstandener Gesetzestreue beschützen. Deshalb seid ihr aufgefordert worden, maskiert zu erscheinen. Diese Anonymität dient eurem eigenen Schutz. Ihr werdet jederzeit auf dem Laufenden gehalten werden, was unsere Pläne und Aktivitäten angeht. Terrence wird euer Ansprechpartner sein. Was ihr ihm zu sagen habt, das sagt ihm, er wird es an mich weiterleiten. Schon
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