2247 - Attentat auf Hayok
doch unentwegt in den Ohren gelegen, dass ich dich nicht belabern soll und du mit Sca glücklich bist und hier heimisch werden willst!"
Ich tat die Bemerkung mit einer Handbewegung ab. Ich war nicht zur Arbeit gegangen; fast den ganzen Tag hatte ich darüber nachgedacht, was ich in den letzten Wochen so alles von mir gegeben hatte.
Und wozu ich stand und nicht mehr stand. „Du hast selbst gesagt, dass man so eine Sache nicht in fünf Minuten entscheiden sollte. Außerdem möchte ich, dass du mich begleitest. Ich werde dich nicht zurücklassen. Schließlich trage ich die Verantwortung für dich!"
Mal lachte heiser auf. „Nein, im Ernst", fuhr ich schon wesentlich ruhiger fort. „Du hast meinetwegen alles aufgegeben, deine Praxis, die Tiere. Im Kristallimperium und auf Arkon kannst du dich nicht mehr blicken lassen. Die würden dich fast genauso gern in die Hände bekommen wie mich. Für die bist du ein Schwerverbrecher. Du hast dich mit mir abgegeben!"
War der Entschluss schon länger in mir gereift, oder hatte tatsächlich das Gespräch mit Reginald' mich endlich aufgerüttelt?
Mal sah mich nachdenklich an.
Ich seufzte. Wir hatten gemeinsam viel durchgemacht. Wenn er mich jetzt vor die Wahl stellen würde, wüsste ich nicht mehr ein noch aus. Ohne ihn wollte ich nicht weggehen. Aber ich konnte auch nicht einfach hier bleiben und so tun, als wäre nichts geschehen. Es war nicht so, dass da draußen das große Abenteuer auf uns wartete. Abenteuer hatten wir in den letzten Monaten genug erlebt.
Aber vielleicht wartete da draußen meine Bestimmung. Mein Ziel, von dem ich gar nicht wusste, wie es aussah.
Aber womöglich war schon der Weg das Ziel. „Du willst wirklich alles hinter dir lassen?", riss Mal mich aus meinen Gedanken. „Es gibt kein Zurück. Das ist dir klar? Und niemand weiß, ob wir diese Expedition überleben werden."
„Ja. Aber ich will dich dabeihaben. Du bist mir wichtig, alles andere wird sich ergeben. Du hast Recht, Mal. Wir gehören nicht hierher. Hier gibt es kein Vorankommen für uns. Wir müssen weiter, nach vorn!"
Und vielleicht werde ich meinen Vater wiedersehen, wenn ich mich Reginald anschließe. Warum sollte ich diese Chance ausschlagen? Es ist nie zu spät für einen zweiten Versuch. Reginald hat es auch so gesehen. Mein Schicksal ist es nicht, hier zu versäuern. „Du musst es Sca sagen. Es wird ihr das Herz brechen. Ich möchte nicht in deiner Haut stecken."
Mal hatte Recht. Es würde mir nicht leicht fallen, Sca meine Entscheidung mitzuteilen. Auch wenn sie sie vielleicht schon ahnte. Aber ... „Mit gebrochenem Herzen kann man weiterleben, Mal. Glaub mir, ich habe Erfahrung damit."
Ein Grinsen legte sich auf das Gesicht meines Freundes. „Nun, offensichtlich scheinst du endlich vernünftig zu werden, Kant."
„Dann ... könntest du dir also eine lange Reise vorstellen, Mal?"
Ein Orkan der Gefühle tobte in mir, als wir unser Quartier verließen, vielleicht zum vorletzten Mal. Wir würden noch unsere wenigen Sachen holen und dann verschwinden, an Bord der RICHARD BURTON gehen.
Aber ... war ich mir auch ganz sicher? Wollte ich das wirklich? Ein letzter Rest von Zweifel nagte in mir.
Vielleicht war es mir doch möglich, unerkannt ein ganz normales Leben zu führen, in der Anonymität einer Menge, die mich zwar nicht unbedingt bereitwillig auf-, wahrscheinlich aber doch gar nicht zur Kenntnis nehmen würde.
Und ... konnte ich Sca das antun? Ich schlief mit ihr, genoss ihre Gegenwart, nahm gern die kleinen Annehmlichkeiten in Kauf, vom Frühstück, das sie zubereitete, bis zu dem Lachen, das die Einsamkeit und Wehmut vertrieb.
Auf der Straße schlugen mir laute Stimmen entgegen. Es herrschte heilloser Aufruhr; die Leute riefen, gestikulierten und liefen wild durcheinander.
Ich warf Mal einen Blick zu. Er zuckte die Achseln.
Ein Soltener lief an mir vorbei, ein Azgone. Schließlich gelang es mir, einen Rusufer festzuhalten. „Was ist los, Mann? Was ist passiert?"
Der stark gebaute Arkonabkömmling sah mich an, als käme ich von einer anderen Welt. „Habt ihr es noch nicht gehört?"
„Was denn?" Einen Moment lang glaubte ich, die Erhöhung der Hyperimpedanz sei rückgängig gemacht worden, doch das war nicht der Grund der Aufregung. „Ein Attentat! Nur ein paar Straßen weiter?"
„Wo genau?"
„In der Agati Road. Die verdammten Arkoniden haben das Battory in die Luft gejagt!"
Ich riss die Augen auf. Das Battory ... unsere Stammkneipe, in der Sca nach der
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