2248 - Friedenskämpfer
geachtet, wie viel davon sie bewusst erlebt hatte, und ihren Geschwistern erging es ähnlich, denn nicht ein Tag während ihres körperlichen und mentalen Trainings war ihnen lang geworden. Aber den Namen Tan-Jamondi II kannte keiner, das war allen anzusehen. „Ich begleite euch", eröffnete Homunk unerwartet. „Während des Flugs werdet ihr erfahren, was ihr noch wissen müsst.
2.
Wenig mehr als dreißigtausend Jahre sind vergangen, seit die Kosmokraten den Aufbau einer Hilfsorganisation in Ammandul betrieben. Dieser Orden von Schutzherren avancierte schnell zu einem galaktischen Machtfaktor und wurde benannt nach seinem Ausgangspunkt Jamondi, einem vormals wenig beachteten Sternhaufen.
Tan-Jamondi II, unser Flugziel, ist die Zentralwelt des Ordens. Auf diesem paradiesischen Planeten wurde der Dom Rogan erbaut. Er ist die wichtigste kulturelle Stätte des Ordens und der Ort, an dem neue Schutzherren ihre Weihe erhalten. Unseren Informationen zufolge verschmolz während der Bauphase ein Geistwesen mit der Struktur des Domes, ging in ihr auf und ist als einzige Kraft dazu in der Lage, neuen Schutzherren ihre typische Aura zu verleihen. Jene Aura, die als eindeutige Legitimation wirkt.
Die Schutzherren von Jamondi wurden als positive Kraft ins Leben gerufen, um Ammandul und die benachbarten Sterneninseln vor dem Zugriff der Chaotarchen und ihrer Helfer zu beschirmen. Es geht um die Bewahrung einer harmonischen Ordnung in diesem Bereich des Kosmos. Jedes heranwachsende Volk soll sich, ungehemmt durch den Einfluss negativer Mächte, zu positiver geistiger Reife entwickeln und in die bestehende Ordnung einfügen können. Seit dem ersten Tag des Ordens ist seine Zielsetzung die Verbreitung von Stabilität und Frieden. Ähnliche Orden gab und gibt es in vielen Regionen dieses Universums, schon seit mehr als 14 Millionen Jahren vor unserer Zeit.
Aber nicht alles in der Entwicklung verlief nach dem Willen der kosmischen Ordnungsmächte. Schon nach zehntausend Jahren begriffen die Schutzherren von Jamondi ihren Auftrag als von übergeordneter Natur und verweigerten den Kosmokraten die bedingungslose Gefolgschaft. Erste Aufträge wurden anders interpretiert als von den Hohen Mächten vorgesehen, und als sich dann noch kein Widerstand gegen die Separationsbestrebungen zeigte, erklärten die Schutzherren ihren Orden für unabhängig.
Schon nach dieser kurzen Zeitspanne von zehn Jahrtausenden wollten sie nicht länger im Dienst der Ordnung gegen das Chaos tätig sein, sondern ihren eigenen moralischen Vorstellungen Gewicht verleihen. Seither wirken die Schutzherren von Jamondi für ihre eigene Art von Frieden und die Freiheit jedes Individuums. Sie kämpfen nicht für Ordnung oder Chaos, weil nach ihrer Ansicht eines nicht ohne das andere bestehen kann, sondern ausschließlich für das Leben. Ihr erklärtes Ziel sind Fortschritt und friedvoller Aufschwung innerhalb der naturgegebenen Grenzen, ohne massive Eingriffe von außen.
ES verfolgt die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Wer einmal für die Kosmokraten arbeitete, kann nie mehr zu seinem alten Selbst zurückfinden. Viele Völker sind im Dienst der Hohen Mächte groß geworden, aber ebenso wieder in Bedeutungslosigkeit versunken. Manche Namen wurden zur Legende wie die Algorrian, während andere in Vergessenheit gerieten. Wir kennen Gerüchte darüber, was mit den Algorrian geschah: Es heißt, sie wollten sich aus dem Dienst der Kosmokraten zurückziehen, weil sie eine extreme Freiheitsliebe entwickelten. Aber sie wurden von den Hohen Mächten mit Waffengewalt in den Dienst gepresst.
Und ausgerechnet die Schutzherren erreichten, was den Algorrian verwehrt geblieben war: das Ausscheiden aus der kosmokratischen Gefolgschaft. Vielleicht, weil sie zehn Jahrtausende lang an ihrem eigenen Weg festhielten.
Sehr wahrscheinlich aber, weil sie schlicht unbedeutend waren. Zudem wurde ihre Unabhängigkeit teuer erkauft: Die Kosmokraten ließen sie nicht einfach ziehen, sie verstießen sie und verknüpften die Unabhängigkeit mit einer Bedingung: Jene Entität, die den Dom auf Tan-Jamondi II beseelte, musste den Orden verlassen und im Dienst der Kosmokraten bleiben, und so verließ sie den Dom. Mit ihr verloren die Schutzherren die Möglichkeit, neue Auren zuverleihen. Das Ende des Ordens schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, die Unabhängigkeit führte zum Tod.
Bis heute besteht der Orden noch, wenngleich kaum noch ein Schutzherr am Leben ist. Selbst die
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