2248 - Friedenskämpfer
hinzu. „Ich ahne deine Bedenken, aber du solltest uns vertrauen."
„Hat Homunk sich gemeldet?"
Catiaanes Augen wurden eng. Trotzig reckte sie das Kinn, was ihren ohnehin langen Hals noch länger erscheinen ließ. „Wurden wir von ihm nicht schon genug getäuscht? Lyressea, komm, oder wir können für deine Sicherheit nicht länger garantieren."
„Worauf wartest du?", drängte Atjaa.
Das gab den Ausschlag. Lyressea ließ ihre letzten Bedenken fallen. Die Geschützsalven waren ohnehin verstummt.
Ein Antigravf eld hob sie in die Höhe, als sie den gelandeten Kastenraumer erreichte, und setzte sie in einem Hangar ab. Von hier aus konnte sie Ambur-Karbush zumindest teilweise überblicken. Sie schätzte, dass die Stadt zu einem Drittel in Schutt und Asche lag.
Hytath kam ihr entgegen. „Ich soll dich hier abholen."
„Und dann?"
„Der Kommandant wartet in der Zentrale auf uns. Wir konnten ihn überzeugen, auf seine Rache zu ver-, ziehten."
Lyressea konzentrierte sich auf ihren Bruder. Ihre schwachen telepathischen Kräfte gegenseitig einzusetzen, hatten sie bislang instinktiv ausgeschlossen. Sie waren Geschwister, es gab keinen Grund, einander zu misstrauen. Falls es Hytath auffiel, dass sie die Niederschwellen-Telepathie anwendete, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Gleichmäßig ging er vor ihr her. Er war davon überzeugt, dass sie es geschafft hatten, die Vernichtung von Ambur zu verhindern. Obwohl die Fremden wachsam blieben und beim geringsten Anzeichen von Gefahr wohl erneut die Geschütze sprechen würden. Die Frage war nur... Nein, Lyressea, glaubte nicht, dass sie sich in Homunk derart getäuscht haben sollte.
Dass sich die Stimmung verändert hatte, spürte sie sofort, als sie hinter Hytath die Zentrale betrat. Ihr Blick schweifte in die Runde. Gnomenhafte Wesen wimmelten durcheinander. Sie waren knapp ein Drittel kleiner als sie, hatten dürre Gliedmaßen, einen hageren Leib, aber einen vergleichsweise großen, nahezu runden Schädel. Zwei weit außen angeordnete Facettenaugen und ein Büschel von Sinneshaaren auf der ansonsten kahlen Schädeldecke ließen insektoide Abstammung erkennen. Sie alle wirkten ruhig und irgendwie gelöst, als wäre eine große Last von ihnen abgefallen. Sie hatten niemals wirklich kämpfen wollen, aber nach dem Untergang ihrer Heimat, nach dem Tod so vieler ihrer Völker hatten sie keinen anderen Weg mehr gesehen.
Ihr werdet für uns vermitteln? Lyressea hatte den Kommandanten nicht kommen sehen. Er stand plötzlich neben ihr. Er war größer als die anderen, vor allem kräftiger. Zwei verkümmerte, in steter Bewegung befindliche Armpaare ragten aus seiner Körpermitte hervor, und den Schädel bedeckte ein breiter Streifen feiner Sinneshaare vom Stirnansatz bis weit in den Nacken. Deine Schwestern und Brüder, Lyressea, haben uns den Mut zurückgegeben ... Sie hörte seine Gedanken, aber sie achtete kaum darauf. Da war etwas, das sie irritierte. Ein leichtes Vibrieren der Empfindungen, ein Echo.... wir hoffen auf einen anhaltenden Frieden. Andererseits wollen wir die Gründe erfahren, weshalb unsere Heimat zerstört...
Der Nachhall wurde deutlicher, je mehr Lyressea sich konzentrierte. „Lass das!", raunte Hytath. „Warum versuchst du nicht wenigstens, ihm zu vertrauen?"
„Weil..." Lyressea hätte eine Menge Gründe anführen können, aber sie tat es nicht. Obwohl Hytaths Bemerkung sie abgelenkt hatte, stieg ihre Konzentration sprunghaft an.
Da war dieses Echo ... überdeckt von Hoffnung. Die Fremden wollten einen neuen Anfang wagen. Immerhin schwiegen ihre Geschütze.
Das Echo ...
Lyressea hörte, dass der Kommandant auf sie einredete, aber sie registrierte seine Worte nicht.
Sie spürte Vertrauen. Und Zuversicht. Doch darunter ...?
Der Kommandant streckte die Hand nach ihr aus - eine freundschaftliche Geste, das spürte sie. Dennoch wich sie zurück. „Was ist los mit dir, Lyressea?", fragte Hytath scharf.
Da war das Echo wieder! Blanker Hass und Verschlagenheit. Verborgen unter einem Mantel des Vertrauens. Alles andere war Lüge. „Du hast nicht das Recht, über die Fremden zu richten, Lyressea!", drängte Catiaane.
Mit jeder Faser ihres Körpers registrierte sie die Veränderung, als sei ein unheilvoller Bann gebrochen. Nach wie vor überlagerte die gespielte Zuversicht des Kommandanten seine wahren Empfindungen. Aber unter der Oberfläche brodelte es. Deutlich erkannte Lyressea jetzt die Lüge. Der Kommandant war im Begriff, ihre
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