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225 - Kalis Kinder

225 - Kalis Kinder

Titel: 225 - Kalis Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern und Christian Schwarz
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trat man nicht nach ihm…
    Matt wurde über eine enge Hängebrücke auf ein Felsplateau geführt, auf dem eine Wand fast senkrecht anstieg. Ein mächtiges, übermannshohes Holztor mit zwei Flügeln verschloss einen Eingang. Zwei Männer zogen die Flügel nach außen. Matthew Drax trat in eine geräumige Höhle. Auch hier brannten Fackeln, Teppiche lagen auf dem Boden.
    Zwei Männer und eine ältere Frau befanden sich hier. Matt zuckte unwillkürlich zusammen und schluckte schwer.
    Während die Frau einen völlig normalen Eindruck machte, waren die Männer von schrecklichen Hautveränderungen entstellt. Bei dem einen betraf es das Gesicht, beim anderen Arme und Oberkörper.
    Die Frau, die fragend aufblickte, saß auf einem Stuhl und tupfte dem Mann, der vor ihr auf dem Rücken lag, mit einem feuchten Lappen die bis zur Taille entblößte Brust ab. Von der Hüfte abwärts bedeckte ihn ein dunkelblaues Gewand aus Seide.
    Matt runzelte die Stirn. Er sah fünf Schnitte, die kreuz und quer über die Brust geführt worden waren. Sie waren nur zum Teil vernarbt, zum Teil bluteten sie: Immer wieder griff der Mann nach ihnen, versuchte sich zu kratzen, woran die Frau ihn hinderte, brabbelte sinnloses Zeug vor sich hin und kicherte dann, um im nächsten Moment einen lang gezogenen Wehlaut auszustoßen. Speichel tropfte aus seinen Mundwinkeln.
    Der zweite Mann, der mit dem entstellten Gesicht, der an der Höhlenwand kauerte und die angezogenen Beine umklammerte, war in kostbare Gewänder gehüllt, wenn sie auch aussahen, als sei er einem Tyger zwischen die Klauen geraten. Matt sah, dass auch er Schnitte auf der Brust hatte.
    Was um Himmels willen geht hier vor?
    Ein neuer Schrei ertönte, noch lang gezogener als der erste.
    Die Frau war ungeschickt an eine Wunde des Patienten gekommen. Der Mann an der Wand hielt sich die Ohren zu und sah mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Decke hoch. »Diese verdammte Taratze soll endlich zu schreien aufhören! Mein Kopf zerspringt gleich!«
    Matt starrte den Entstellten an. Er hatte in der Sprache der Wandernden Völker gesprochen!
    Der Mann aus der Vergangenheit ließ sich neben ihm nieder und berührte ihn vorsichtig am Oberarm. Die drei Kali-Jünger, die ihn hierher begleitet hatten, hinderten ihn nicht daran.
    »Kannst du mich verstehen?«, fragte er in derselben Sprache.
    »Ich heiße Maddrax. Wer bist du?«
    Der Mann erstarrte und drehte den Kopf. Matt konnte sich für einen Moment des Gefühls nicht erwehren, ein Monster aus den tiefsten Tiefen der Hölle starre ihn an. Jetzt erst schien der Unglückliche ihn wahrzunehmen.
    »Wo kommst du denn her?«, fragte er, rückte etwas ab und musterte Matt. »Woher kannst du meine Sprache? Du bist doch nicht aus Euree, oder?«
    »Das bin ich tatsächlich. Ich heiße Maddrax. Und du?«
    »Ingolf… aus Doyzland. Haben sie dich auch aus Kovlam entführt und dich im Wald angebunden, damit die Tyger dich fressen?«
    »So ähnlich, ja«, erwiderte Matt, dem die Bedeutung der Brustschnitte schlagartig klar wurde.
    »Aber du bist gar nicht verletzt… und deine Haut ist auch unversehrt!«, erkannte der Mann. »Warum haben sie dich dann ausgesetzt?«
    »Weil ich entdeckt habe, was Swamui treibt«, improvisierte Matt.
    »Ah, ja…« Der Mann verzog das Gesicht und presste erneut die Hände auf die Ohren. »Du da drüben, hör endlich auf mit dem Heulen, das macht mich fertig!« Als der Laut endete, entspannte sich Ingolf wieder.
    »Der da ist schon irre geworden«, sagte er zu Matt. »Und bei mir dauert’s auch nicht mehr lange. Aber danach stirbt man schnell, weil sich die Haut vollkommen auflöst. Die Kalis hier schmieren uns zwar Öl auf die Haut, und das Jucken lässt tatsächlich ein paar Minuten nach. Aber dann fängt’s wieder an. Das ist so schrecklich, da möchtest du auf der Stelle sterben.«
    »Die Kali-Jünger pflegen euch?«
    »Ja, sicher. Sie holen uns aus dem Wald und versuchen uns zu retten. Ganz im Gegensatz zu diesem Piig Swamui!«
    Matt schaute einen Moment lang nicht sehr intelligent drein.
    Die Überraschung hielt ihn im Griff. »Warum tun sie das?«
    Die Frau erhob sich, musterte Matt für einen Moment, flüsterte etwas auf Induu und verschwand durch eine kleine Tür, wahrscheinlich in einer Nebenhöhle.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Die Alte? Sie holt neues Öl und ist gleich zurück. Ja, sie pflegen uns, weil sie uns verehren.«
    »Verehren?«
    »Ja. Keine Ahnung, warum. Ich weiß nur, dass ich in Euree hätte bleiben sollen. Dann

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