2250 - Zeuge der Zeit
nach, je tiefer sie ins Gebirge vordrangen. Gleichzeitig verringerte sich die Dichte des Staubes. Sie nahmen schließlich ihre Atemfilter ab und atmeten frische, kühle Höhenluft.
Drei weitere Markierungspunkte, allesamt umgeben von Wächterhöhlen ... Mächtige Felswände umgaben den Pfad, sie passierten ein letztes Plateau - und blickten auf die Feste von Roedergorm.
Zephyda und der Shozide stoppten ihre Trikes.
Die Festung war groß wie eine Stadt. Das Panorama zog sich von links nach rechts, vom Fuß des Passes bis zum Himmel. Der Komplex bestand aus schwarzem Stein, durchzogen von dunkelroten und rosagrauen Gesimsen; mit Dutzenden Stockwerken bis zum höchsten Aussichtsturm. Wo die Stockwerke in den freien Himmel überhingen, reichten Leitern zum Boden. Treppen und kleine Brücken verbanden die Gebäudeflügel, steil über ihren Köpfen, in Höhe der zehnten und der zwanzigsten Festungsetage.
Zephyda übernahm wiederum die Spitze.
Ein Arsenal von Waffen drohte am Festungstor; finstere Kerle mit riesigen Bogen, Wächter .sicherten von den Zinnen, aus den Schießscharten ragten die Führungsschienen der Katapulte.
Aber niemand schoss. In Roedergorm kannte man die Trikes.
Hinter ihnen wurde mit gewaltigen Hebelwerken das nicht minder gewaltige Tor geschlossen.
Zephyda und Rorkhete stellten die Trikes ab. Zwei vermummte Gestalten, deren Gesichter nicht zu erkennen waren, nahmen sie in Empfang. „Er erwartet euch!", erklang eine Stimme, rau und feindselig, im Dialekt der Roedergormer. „Folgt uns!"
Sie erklommen eine Treppe, folgten den Vermummten, durch Kriechgänge und prächtige Korridore. Es war dieselbe schockierende Erfahrung wie beim ersten Mal.
Zephyda stammte von Baikhal Cain, aus den Wäldern von Pardahn, einer matriarchalischen Kultur. Bei den Motana herrschten weise Frauen. Planetare Majestäten organisierten die Welten, Lokale Majestäten die Dörfer. Nur nicht in der Feste von Roedergorm: Die Männer lebten hier als Herren, und sie hielten Frauen als Leibeigene.
Zumindest war das so gewesen, bis Zephyda eingetroffen war. Doch jeder Wandel benötigte Zeit, und mit einem Male erschien der Epha-Motana die Idee, nach Roedergorm auszuweichen, plötzlich als hirnrissig und dumm. Auch wenn es ihre eigene war.
Kischmeide hatte völlig Recht. Den Majestäten war die Feste nicht zuzumuten.
Sie presste die Lippen zusammen, sprach kein Wort, und sie blickte schließlich nicht mehr durch die offen stehenden Türen.
Eine eiserne Pforte, kalte Luft verdrängte den Festungsmuff - zwischen Treppen und Gebäudeflügeln lag ein quadratischer Hof.
Im Mittelpunkt ragte zwei Stockwerke hoch eine Statue auf.
Es handelte sich um das Abbild eines annähernd humanoiden Wesens, eine überdimensionale Kutte mit leeren Ärmeln und ohne einen Kopf in der Kapuze. Das Symbol der alten Schutzherren, der legendäre Begründer des Schutzherrenordens. Dieser Ort, sagte die Statue, ist beschützt.
Vor dem Sockel stand ein alter Mann, auf einem Bein und einer Prothese. Statt des gegerbten Leders der Motana trug er einen dunklen Umgang. Es war Corestaar, der Karthog von Roedergorm. Derjenige, der den Bionischen Kreuzern die Todbringer zurückgegeben hatte. Der Gebieter über die Sanftwoge, ein Freund und Verbündeter.
Und trotzdem überfiel Zephyda Unbehagen wie beim ersten Mal, als sie diesen Ort betreten hatte. Sie lauschte in sich hinein und stellte fest, dass es nicht mehr ganz so stark war. Ja, auch sie hatte noch zu lernen, so viel stand fest.
Die Vermummten zogen sich zurück. Zephyda hörte die Eisentür schlagen. „Dieses Vergnügen", äußerte Corestaar mit hallender Stimme, „kommt durchaus unerwartet. Unser Freund, der Shozide! Und unsere Freundin Zephyda. - Was führt euch her?"
Corestaars Blick war trotz des Alters sehr klar, doch Zephyda widerstrebte es, um etwas bitten zu müssen, einen Motana um etwas anzuflehen.
Sie widerstand dem Drang wegzulaufen.
Stattdessen sprach sie beherrscht: „Ich grüße dich, Corestaar. Grüße auch von der Majestät Kischmeide ..."
„Ach was!" Der Karthog grinste. „Als wüsste ich nicht, dass sie mir nach wie vor den Genickbruch an den Hals wünscht!"
Zephyda lachte. Corestaar pflegte eine klare Sprache, und das gefiel ihr. „Da hast du wohl Recht. Kischmeide ist auch über meine Anwesenheit hier nicht glücklich, aber sie ist darüber informiert. Ich spreche also in gewisser Weise auch für sie."
„Also, heraus damit!"
„Wir führen in den kommenden Tagen
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