2250 - Zeuge der Zeit
eine Sekunde ein braunfelliges, nasses Etwas aus dem Wasser tauchte.
Rhodan trat leise zwischen die Motana-Frauen. Er legte einen Finger auf die Lippen, nicht sprechen hieß das. Wieder stieg eins der Orakel für Sekunden auf, große blaue Augen, ein fetter Kopf mit dickem Hals, das kräftige Gebiss unter einer knolligen, rüsselartigen Nase.
Das Geschöpf schien zu lächeln. Eindeutig, ein Schota-Magathe.
Schota galten als die Weisen Alten des Sternenozeans. Ursprünglich waren sie hilfreiche Schlichter, Berater und vor allem Wissende gewesen, die per Teleportation von Planet zu Planet reisten. Aber auch sie wurden im Vernichtungskrieg des Verräters Tagg Kharzani zu Opfern. Nach dem Krieg fanden die Versprengten zusammen; auf geheimen Wasserplaneten ließen sie sich nieder, fanden neue Lebensräume, führten ihr Leben unsichtbar.
Und nun erreichte eine zweite Familie Tom Karthay. Ihre Anwesenheit bedeutete eine Sensation.
Rhodan bekam mindestens vier unterschiedliche Individuen zu Gesicht. Drei waren sehr klein und vermutlich Junge. Das vierte Gesicht sah er mehrfach; es gehörte einem älteren Orakel mit schwarzen Barthaaren. „Lassen wir ihnen ein paar Stunden", sagte der Terraner schließlich. „Sie müssen von weit her kommen, und der Sprung nach Tom Karthay hat sie viel Kraft gekostet."
Zephyda meinte: „Bei Keg Dellogun hat es viele Tage ..."
„Warte mal. Moment!"
Die Wasseroberfläche kräuselte sich, in unmittelbarer Nähe zum Ufer. Das Gesicht mit den schwarzen Barthaaren stieg aus dem Wasser hoch, ein lang gestreckter Rücken ... und dann kam immer mehr vom Körper, bis die Hände mit den Schwimmhäuten über dem Wasser schwangen.
Von dem triefend nassen Fell perlte in einem Sturzbach das Wasser ab, das Orakel schwebte über dem Teich und driftete langsam auf Rhodan und die Motana zu.
Seine großen blauen Augen suchten die Gesichter der drei Humanoiden ab. An Rhodan blieb der Blick hängen. „Mein Name ist Dan Errithi", sprach das Wesen mit freundlichem Bass. „Du musst Perry Rhodan sein. Der Ritter der Tiefe, der mir geschildert wurde."
Rhodan drängte die Überraschung zurück. Er kam aus der Hocke hoch und baute sich direkt vor dem Schota auf. „Jemand muss dir erklärt haben, wie du nach Kimte kommst. Was ein Ritter der Tiefe ist.
Wie mein Name lautet."
„So ist es", bestätigte das Wesen, „einen solchen Jemand hat es in der Tat gegeben."
„Wer?"
Keine Antwort.
Rhodan fiel auf, wie erschöpft Dan Errithi klang. Dass er zwischen den Worten sekundenlang pausierte. Errithi schien kaum reden zu können, gleich wie scheinbar mühelos er vor Rhodan in der Luft schwebte. Dass er dennoch die Mühe auf sieh nahm, erlaubte Rhodan Schlüsse: Es war Dan Errithi wichtig, dass er zu dem Terraner sprechen konnte. Seine Anwesenheit war alles andere als ein Zufall.
Rhodan versuchte es andersherum: „Warum bist du mit deiner Familie hergekommen?"
Dan Errithi verzog die wulstige Maulpartie zu einer Miene, die einem menschlichen Lächeln entfernt ähnelte. Zugleich gab er ein unterdrücktes Schnaufen von sich, das für menschliche Begriffe einem Stöhnen gleichkam. „Meine Heimat, Perry Rhodan, ist der Planet Baikhal Cain. Wir wurden jedoch auf eine wichtige Mission ins System Myk abberufen."
„Nach Mykronoer?"
„Korrekt. In die Heimat des Grauen Autonomen Ka Than. Er war es, der dich und deinen Freund Atlan beschrieben hat. Ka Than bat mich und meine Familie, ihm einen Dienst zu erweisen. Aus diesem Grund bin ich hier. Ich bringe zwei Botschaften. Eine davon stammt vom Grauen Autonomen selbst. Die andere ..."
Dan Errithi verstummte plötzlich.
Mehr als zwei Minuten lang hörten sie das Orakel schnaufen, ein qualvoll klingender Ton, mit dem Unterleib schlug Errithi einen Strahl stinkender Flüssigkeit ab. Für Sekunden pendelte er auf und ab, so als habe er nicht die Kraft zum Schweben.
Aber das Wesen fing sich, bevor es einen Grund gab einzugreifen. „Die andere Botschaft, Perry Rhodan, stammt nicht von Ka Than selbst, sondern von einem Freund. Der Name des Freundes lautet Lotho Keraete."
Keraete! ,Der Bote von ES!
Der Mann aus Metall war für Rhodans und Atlans Anwesenheit im Sternenozean verantwortlich. Er hatte sie auf die Spur des Unheils gesetzt, das der Menschheit aus dem Sternenozean drohte. Doch die Ereignisse hatten Keraete außer Gefecht gesetzt, ehe er eine Chance hatte, ihnen mehr zu erzählen. Erst vor kurzer Zeit hatten sie den Bewusstlosen aus dem Eis Baikhal Cains
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