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2250 - Zeuge der Zeit

Titel: 2250 - Zeuge der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Abfuhr - doch sie war nicht mehr in der Lage, Nein zu sagen, als sie in Ikhetes hoffnungsvoll gestimmtes Gesicht blickte.
    Halb widerstrebend, halb resigniert trat sie in die Kammer. Ikhete schob den Vorhang zu.
    Drinnen roch es seltsam, fremdländisch wie auch Ikhete selbst. Mitten im Raum glomm ein kleines, sorgsam begrenztes Feuer in einer Steinschale, und der Rauch zog über einen pflanzlichen Schacht an der Decke ab. Über der Glut stand auf einem sehr dünnen Eisengestell eine Kanne.
    Vor Zephyda hockten oder knieten sechs weitere Frauen. Alle waren älter als sie. Zwei waren runzlig wie Greisinnen, die anderen zeichneten sich durch mehr oder weniger runde, freundliche Mienen aus.
    Eine der Frauen kam erstaunlich gewandt aus der Hocke hoch, und Zephydas Blick haftete eine Sekunde an ihrem Gesicht: Dutzende Narben, alle wie von Neuropeitschen, zogen sich quer über die Haut. Die Freundlichkeit entsprang allein ihren Augen. „Mein Name ist Kippi'va'Starrd. Ich bin von Shy Tombeyn. Wir fühlen uns geehrt, dass die eigentliche Gastgeberin unserer kleinen Tee-Zeremonie beiwohnt."
    Im ersten Moment glaubte sie, sich verhört zu haben.
    Aber die Narbenfrau wiederholte das Wort: Shy Tombeyn.
    Tombeyn galt als Schauplatz der einzigen Motana-Revolte, die jemals stattgefunden hatte. Zephyda wusste, dass ihre Züge für einen Moment entgleisten. Das Totenlied von Shy Tombeyn hörten schon die kleinen Kinder. „Majestät Kippi'va'Starrd", brachte sie fassungslos hervor. Immerhin phonetisch richtig. „Ich wusste nicht, dachte nicht, ich meine ..."
    „Die Gerüchte", erklärte die Frau würdevoll, „sind nicht ganz richtig. Das Volk von Tombeyn existiert noch, aber wir sind nur noch ein paar tausend. Dennoch werde ich im Konvent meine Stimme abgeben. Aber wollten wir nicht eigentlich unseren Tee genießen?"
    „Verflixt!"
    Ikhete kniete schnell nieder, nahm den Kessel vom Feuer und blies in die Kanne.
    Kippi'va'Starrd schnappte eine Art Rucksack, der in der Ecke bei den Greisinnen lag, riss ihn auf und brachte eine Reihe von ineinander gesteckten Blechgefäßen zum Vorschein.
    Ikhete schenkte die Tassen voll.
    Eine wurde Zephyda gereicht. Sie roch an dem Gebräu; ein betörend schwerer Duft, der ihr nicht geheuer war, den alle anderen jedoch völlig normal zu finden schienen.
    Das Feuer flackerte.
    Der Tee schmeckte göttlich, in der ersten Sekunde ätherisch, im Abgang erst süß, dann sauer. Sie begann sich plötzlich wohl zu fühlen, und sie wünschte sich, die Majestäten von weit her wären nicht Teilnehmer an einem Konvent, sondern Freundinnen^ Zephyda hatte sonst nur Atlan, und das war zu wenig. Einen Moment wünschte sie sich, Ikhete wäre ihre Mutter und sie hätte sich an sie gelehnt und ohne Verantwortung den schweren Kopf einfach ausgeleert. „Frau Zephyda?"
    Sie kam hoch. „Ja?"
    Ikhete zückte ein Bündel dicker Blätter, das aussah wie ein Kartenspiel. Die einzelnen Karten waren sechseckig und von Hand bemalt. „Das hier ist ein Schicksalsblatt von Tembe. 212 Karten, wir sagen damit auf Tembe die Zukunft weis."
    „An so etwas glaube ich nicht."
    „Du musst nicht dran glauben, damit es funktioniert." Ikhete hielt ihr den Packen hin. „Aber mischen musst du!"
    Zephyda nahm ergeben das Schicksalsblatt, sie bildete zwei Packen und schob die Karten durcheinander; das Ganze dreimal. Dann reichte sie Ikhete das Spiel zurück. „Wenn du Glück hast, ziehe ich einige Male die Schildwachen. Das wäre ein gutes Zeichen. Manchmal lege ich einen Schutzherrn, das ist sehr gut. In ganz, ganz seltenen Fällen fällt der Schutzherr zweimal. Das bedeutet Glück für den Rest deines Lebensweges."
    Kippi'va'Starrd winkte milde; lass sie, es ist nur eine kleine Torheit.
    Zephyda war sich darüber im Klaren, dass Ikhete exakt das tun wollte, sie wollte zweimal den Schutzherrn legen und auf diese Weise Zephyda in gute Stimmung versetzen.
    Die erste Karte.
    Ein Stern, die „Gelbe Sonne Ash".
    Ikhete zögerte, blickte zuerst auf die Karte, dann auf den Stapel in der Hand; so als hätte definitiv eine andere Karte fallen sollen.
    Mit dem zweiten Wurf fiel dieselbe Kategorie, wieder ein Stern. Diesmal die „Rote Sonne Cain".
    Dann die nächste, wieder eine und wieder.
    Am Ende lagen acht Karten zwischen ihnen, und Zephyda hatte nicht einen Personenwurf erwischt. Keine Schildwache, keine Orakel, kein Schutzherr. Es waren alles nur Sterne.
    Ikhete grinste unsicher. „Um ehrlich zu sein ... ich habe keine Ahnung, was das

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