2250 - Zeuge der Zeit
zu verdanken, dass unsere Kreuzer mit Todbringern bemannt sind, Todbringern, die ihre Bürde ernst nehmen und nicht dem Wahnsinn verfallen. Es ist sein Territorium, in dem wir unsere Quellen, Epha-Motana und Todbringer ausbilden dürfen. Um uns zu helfen, hat er viel riskiert und geopfert. Wir haben ihm viel zu verdanken.
Und obwohl in seiner Feste bis vor kurzem Frauen nichts galten, ist er nun bereit, nicht nur einfach dreihundert Frauen zu empfangen und zu bewirten, sondern dreihundert ehrwürdige, weise Planetare Majestäten. Er hat gelernt, sie zu akzeptieren, doch ihm blieb bisher jede öffentliche Anerkennung versagt. Er will ebenfalls an dem Konvent teilnehmen, gleichberechtigt mit den Majestäten. Das ist seine Forderung."
Zephyda beobachtete die Frauen genau. Es war die erste Versammlung dieser Art, die das Volk der Neuzeit erlebte, und man merkte deutlich, dass es weder Routine noch Sitten gab, die das Miteinander regelten.
Doch die Majestäten lernten schnell. Zwei Minuten, dann kehrte Ruhe ein.
Mit einem für Zephyda erstaunlichen Ergebnis: Die Versammlung billigte nicht allein den Feste-Saal, sondern auch die Teilnahme Corestaars. Die Frauen wollten reden, streiten und beschließen. Egal wo und mit wem.
Aus dem Wasserspender sprudelte eine Quelle, eine „Dusche", obwohl sie nicht viel anders war als die Geysire von Pardahn, abgesehen davon, dass man sich an dem Wasser in der SCHWERT nicht verbrühen konnte. Zephyda wusch das rote Haar, sie spülte sorgfältig den Schweiß unter den Achseln, unter den Brüsten und zwischen den Beinen weg. Mit einem Zusatz aus einem Spender mit so genannter Creme schloss sie die Reinigung ab. Noch immer war vieles an Bord des Kreuzers ungewohnt, noch immer fühlte sie sich nicht heimisch, obwohl sie sich so sehr danach sehnte, eine neue Heimat zu finden.
In der Kabine herrschte Halbdunkel.
Atlan lag halb bedeckt in ihrem Bett. Mit seinem kräftigen Oberkörper, den Armen, den Händen voller Gefühl schien er ihr wie ein Schutzherr in Person. Mit roten Augen und weißem, langem Haar, das nach derselben Creme duftete wie sie selbst.
Zephyda schlüpfte unter die Decke. Sie rutschte schnell an ihn heran und legte ihren Kopf auf seine Brust. Einem Motana-Mann hätte sie sich nie so gezeigt, schwach und müde, aber er war eine andere Klasse, und sie liebte ihn dafür. Verflucht, Arkonide, warum kannst du keiner von uns sein? Warum bist du uralt und unsterblich? Wenn sie so dalag, hörte sie das schlagende Herz in seiner Brust. Zephyda küsste und roch seine Haut, mit den Fingerspitzen strich sie über die Außenseiten seiner Schenkel -und sie spürte, dass sein Herz anfing, schneller zu schlagen. Nicht wie ein uralter, sondern als wäre er ein sehr junger Mann.
Sie zog die Hände zurück. „Was sagst du, Liebster? Ich meine, zu der Versammlung heute?"
„Alles lief doch so, wie du es wolltest. Du hast allen Grund, stolz auf dich zu sein."
Er fasste in ihr Haar, strich von den Schläfen zu den Ohren, mit den Fingernägeln zum Nacken hinab. Zepyhda bog sich mit Schauern ins Hohlkreuz. „Nein, lass das ...!"
„Wirklich?"
„Ja, lass es."
Atlan ließ ihren Nacken los. „Du hast gesehen", fing sie wieder an, „wie die Majestäten sich betragen haben."
„Ja."
„Und?", bohrte sie. „Was sagst du dazu?"
„Ich habe eine Menge Erfahrung mit der terranischen Demokratie. Eure Majestäten haben sich gut geschlagen. Ein Parlament auf Terra hätte mit Debatten über den Saal in Roedergorm und die Stimme des Karthogs möglicherweise Tage zugebracht ..."
Zephyda hob entgeistert den Kopf von seiner Brust. „Das meinst du nicht ernst!"
Atlan lachte. „Eure Versammlung hatte ihre Entscheidung sehr schnell."
„Und wie wäre es in deiner Heimat gewesen? Auf Arkon?"
„Auf Arkon herrscht der Imperator. Eine einzelne Entscheidung ist leicht gefällt, aber es gibt davon jeden Tag unendlich viele. Mit unserer Lage lässt sich das nicht vergleichen."
Mit einem Mal war das Licht aus.
Der Arkonide berührte sie an den Schultern, zog sie gegen ihren Willen zu sich hoch (wobei der Widerstand nicht allzu groß war), und er küsste sie sehr sanft auf die Nase, auf die Stirn, auf den Mund.
Zephyda fasste nach unten. Dann klammerte sie sich an ihm fest und verkrallte sich in sein Haar. „Nicht, Atlan", flüsterte sie.
4.
„Einst kniete ich auf der Brücke in die Unendlichkeit, und ich blickte hinaus in das Treiben der Galaxien. Ich sah meinen Atem zu Sonnen
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