2250 - Zeuge der Zeit
gefrieren und meine Gedanken zu Planeten werden. Ich sah die Geburt von Thoregon, und wäre ich nicht blind gewesen, ich hätte auch Thoregons Ende erblickt.
An diesem Tag glaubte ich das Universum zu verstehen, aber ich habe mich getäuscht.
Denn ich bleibe ein Mensch, gleich wohin ich gehe.
Mein Name ist Perry Rhodan. Ich bin ein Zeuge der Zeit."
Als Rhodan mit Lyressea von einem Streifzug kam, der sie durch die halbe Stadt geführt hatte, lehnte im Schleusendeck Zephyda. Es sah aus, als hätte sie gewartet. „Perry Rhodan", sagte die Frau von Baikhal Cain, „auf ein Wort."
Lyressea zog sich sofort zurück.
Zephyda blickte der Schildwache besorgt hinterher. „Hoffentlich ist sie nicht verärgert, dass ich mit dir allein reden will."
„Das glaube ich nicht."
„Was hat sie jetzt vor?"
„Sie will noch mal mit einem Garaka um die Stadt. Ich kann ihr dabei nicht helfen."
„Verstehst du eigentlich, was in ihr vorgeht? Was sie denkt? Du bist doch selbst ein Unsterblicher."
„Ich habe keine Ahnung", bekannte Rhodan offen. „Lyressea ist mir ein Rätsel. Um sie kennen zu lernen, müssen wir ihr Zeit lassen."
„Zeit... Sie soll die Zeit haben. So viel, wie uns bleibt."
Zephyda ließ sich auf einem Hocker in der Schleusenkammer nieder. Mit einem matten Keuchen, als habe sie nicht mehr die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Sie trug keinen Zellaktivator wie Rhodan oder Atlan, sondern stand die Belastung vollkommen aus eigener Kraft durch. In dem harten Licht der Schleuse wirkte sie ausgemergelt. Zeit, dass der Konvent begann. „Wenn das hier vorbei ist, Rhodan, schlafe ich drei Tage und drei Nächte. Hast du je versucht, hundert Meinungen zu einem Bündel zu schnüren?"
„Natürlich. Aber deswegen bist du nicht hier."
Sie grinste schief. „Ich habe eine Bitte an dich", rückte sie heraus. „Wir haben eine erste Versammlung abgehalten. Dabei hat sich herausgestellt, dass wir einige Schwierigkeiten mit dem Verfahren haben. Atlan meint, unser Konvent wäre mit einem >Parlament< vergleichbar. Aber mir ist sogar das Wort an sich unbekannt."
„Atlan hat es dir erklärt?"
„Sogar mehrmals. Eins ist mir jetzt klar: Wir können nicht einfach zwei- oder dreihundert Herrscherinnen in einen Saal sperren und hoffen, dass sie etwas beschließen. Wir müssen das organisieren."
Rhodan neigte anerkennend den Kopf. Zephyda machte Fortschritte. Vor wenigen Monaten eine Frau aus den Wäldern, dann eine Raumfahrerin - und nun auf dem Weg zu einem „Parlament", wie sie es naiv benannte. „Ich stimme dir zu", bekundete er abwartend. „Atlan hat mir Hilfe bei der Technik angeboten. Er ist dabei, in Corestaars Feste ein paar Mikrofone und einen Akustik-Projektor zu installieren. Damit jeder hören kann, was gerade gesprochen wird. Manche von den weisen Majestäten ... Na ja, man kann sie kaum hören, wenn sie reden. Manche müsste man anschreien, weil sie schlechte Ohren haben."
„Eine vernünftige Idee", lobte Rhodan. „Das mit den Mikrofonen, meine ich."
Zephydas Augen blitzten. „Das war meine!"
„Aber auch deswegen bist du nicht hier."
„Nein. Atlan meint, dass man eine Diskussion leiten muss. Er meint außerdem, dass die Leiterin der Diskussion neutral sein sollte und am besten von allen anerkannt. Die Leiterin sollte außerdem keine eigene Stimme haben. Das meiste davon trifft auf mich nicht zu. Ich habe zwar keine Stimme, weil ich keine Majestät bin, aber ich bin weder neutral noch anerkannt. Im Moment sieht's aus, als hätte ich mehr Feinde als Freunde."
Zephyda warf herrisch das rote Haar nach hinten, das Kinn nach vorn gereckt, und Rhodan erkannte, dass sie lieber befohlen als geredet hätte. Sie besaß nur nicht die Macht dazu. Von einer Demokratin im terranischen Sinn war sie weit entfernt. „Ich habe also mit Kischmeide geredet. Wir haben beschlossen, dass wir die Leitung einem Außenstehenden übertragen."
Rhodan begriff plötzlich. „Habt ihr die Person schon gefragt?"
„Ich bin gerade dabei. Es gibt auf Tom Karthay derzeit fünf Außenstehende, die in Frage kommen. Atlan, du, Lyressea, Rorkhete oder Keg Dellogun."
„Und?"
„Rorkhete oder Dellogun sprechen sowieso kaum, also scheiden sie aus. Lyressea wird sich nicht dafür hergeben, ich bin nicht einmal sicher, ob sie sich für uns Motana überhaupt interessiert."
Rhodan wollte widersprechen, und ob sich Lyressea interessiert; doch er ließ Zephyda reden. „Bleiben Atlan und du. Ich gebe zu, ich hätte gern Atlan zuerst
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