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2250 - Zeuge der Zeit

Titel: 2250 - Zeuge der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Es ist mir eine Freude, euch zur ersten Nacht in der Feste zu begrüßen. Folgt mir, ich habe persönlich euer Quartier ausgesucht."
    Corestaar zog eine schwere Tür auf, wies in die Kammer, die dahinter lag -und ließ erst Zephyda, dann Atlan eintreten.
    Der Raum war prächtig ausgestattet. Sie hatte nie ein Bett gesehen, das so gewaltig war.
    Der Kamin, der eine Wandseite praktisch komplett einnahm, bestand aus dem Eisen, das auf Tom Karthay als kostbares Gut galt.
    Zephyda wandte sich plötzlich zu Corestaar.
    Sie begriff, dass das Zimmer dem Karthog gehörte.
    Er hätte es niemals ausgesprochen, doch die Unterkunft war ein Danke. Die Teilnahme am Konvent schien ihm viel zu bedeuten.
    Corestaar grinste. „Ich wünsche euch einen angenehmen Aufenthalt." Mit einem heftigen Ruck zog er die Tür zu. Es knallte, dann war Ruhe.
    Zephyda trat ans Fenster. Sie blickte hinaus auf einen quadratischen Innenhof, Dutzende Meter hoch, umgrenzt von den Mauern der Feste.
    In der Mitte stand eine gewaltige Statue. Zephyda blickte in die Dunkelheit unter der Kapuze eines Schutzherrn. Würde er doch aus der Vergangenheit heraustreten und das Wort ergreifen - vielleicht standen die Chancen dann besser, dass der Konvent in ihrem Sinne entschied ...
    Tordhene wühlte durch die Taschen in ihrem Lumpenleder, während das Stechen in ihrer Brust bedrohliche Intensität annahm.
    Sie öffnete mit fliegenden Fingern eine Tasche, riss ein verschnürtes Päckchen heraus und legte es auf den Schemel, der an ihrem Bett stand. „Tordhene warf einen schnellen Blick auf die kleine Ani Orthun; von der Seite, während sie am Schemel in die Knie ging. Ihre Besucherin merkte nicht ansatzweise, dass es ein Problem gab. „Ist das die Substanz?", fragte Orthun kühl. „Nein."
    Tordhene riss von dem Kräuterbrocken eine Ecke ab und stopfte sich das Stück in den Mund. Die Mischung stammte von ihr selbst. Ein widerlich bitterer Geschmack betäubte ihre Zunge, Wunderkraut von Rah Garonde, doch das Stechen in ihrer Brust hörte auf, und die Kraft kehrte in ihre Beine zurück.
    Ihr Atem wurde langsamer. Die Finger wurden ruhig. Dann verschnürte sie sehr sorgfältig das Päckchen und steckte es an seinen Platz zurück. Sie kramte noch einmal durch die Taschen. Schließlich präsentierte sie ein zweites Päckchen, sehr viel kleiner, aber nicht minder sorgfältig verschlossen.
    Tordhene reichte es Ani Orthun. „Geh damit vorsichtig um", schärfte sie der kleinen Majestät ein. „Berühre es nicht mit deiner Haut. Lass vor allem kein Blut daran."
    „Nicht mein eigenes."
    Rhodan und Lyressea blieben bis ganz zuletzt an Bord; sie verließen die SCHWERT erst, als der Kreuzer seinen Pendelbetrieb abgeschlossen hatte und wieder gelandet war.
    In einem windstillen Augenblick eilten sie nach Kimte. „Dreihundert Motana sind jetzt fort", rechnete Rhodan vor. „Dreihundert von zwanzigtausend, die in der Stadt leben. Ich kann nicht verstehen, wieso es deswegen nennenswert ruhiger werden soll."
    „Ich bin sicher", beharrte die Schildwache. „Die Aufregung ist jetzt weg. Vielleicht verbessert das meine Chance."
    Er wusste, was sie meinte: die Niederschwellen-Telepathie. Rhodan besaß keine Psi-Gabe, und wenn jemand einschätzen konnte, wie die Eherne Schildwache Catiaane am leichtesten zu entdecken war, dann zweifellos Lyressea selbst. „Ich kann dich nicht lange begleiten", sagte er unzufrieden. „Zephyda verlässt sich darauf, dass ich den Konvent leite."
    „Hindere ich dich?", gab sie brüsk zurück.
    Rhodan legte ihr eine Hand auf die Schulter - und wurde sich fast schockartig der Tatsache bewusst, dass er sie zum ersten Mal in dieser fast privaten Weise und in einem ruhigen Moment berührte.
    Lyressea blieb stehen wie vom Donner gerührt. Sie starrte seine Hand auf ihrer Schulter an. Aber sie sagte nichts, und sie wies ihn nicht zurecht. „Wenn du erlaubst", sagte er, „ich bleibe so lange bei dir, wie ich kann."
    Das Orkewetter rückte näher. Rhodan ließ sie los, sie schritten eilig aus und erreichten Kimte, als der Sturm über sie hereinbrach.
    In der Stadt liefen sie die bekannten Wege ab, durch den Graugürtel, den Blütegürtel mit seiner Pflanzenpracht, hinunter in den Stummen Gürtel.
    Lyressea behielt Recht. Das hektische Geflüster, allgegenwärtig bis gestern, war zum Erliegen gekommen, nur das allgegenwärtige betriebsame Summen war noch da. Selbst das Pflanzwerk reagierte auf die Änderung; Kimte roch wie ein Treibhaus voller Orchideen.

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