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2259 - Tod von den Sternen

Titel: 2259 - Tod von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bin ... Jerofe Gangan Ouwmar", drang es aus dem vom Übersetzungsgerät projizierten Akustikfeld. „Und ihr... seid nicht meine Freunde. Ihr werdet uns alle töten. Ich weiß es."
    Jan Shruyver saß vor Guckys Heiltank. Die Beleuchtung war gedämpft. Der Psychologe sah nur wenig von dem Ilt, der die Augen geschlossen hatte. Aber er wusste, dass er wach war.
    Er wartete. Gucky würde von sich aus zu sprechen anfangen, wenn ihm danach war. Alle Worte des Trostes hatten keinen Sinn. Alles, was den körperlichen Zustand des Patienten anging, war oft genug von Prak-Noy gesagt worden. Doch was seine Seele betraf ...
    Natürlich war der Mausbiber, medizinisch gesehen, über den Berg. Das wusste er auch. Die Frage war, ob das reichte. Sein Sterbenswunsch war wohl am ehesten metaphorisch zu verstehen, doch sehr leicht konnte daraus ein realistisches Szenario werden, wenn die Bild- und Symbolsprache den Verstand zu dominieren begann. Shruyver wusste, wie so etwas geschehen konnte, und es war sein Job, eben das zu verhindern. Der Gedanke an Selbstmord spukte wahrscheinlich noch in Guckys Kopf herum. Shruyver versuchte, sich in ihn hineinzuversetzen. Das war sein Beruf, und er glaubte, das leidlich gut zu können. Prak-Noy hatte das früh erkannt und beschlossen, den jungen „Kollegen" zu fördern. Das war auch der Grund, weshalb er ihn mit auf die BURTON genommen hatte.
    Dass er jetzt hier bei dem berühmten Multimutanten war, war so nicht geplant gewesen. Aber dann ...
    Der Ilt war für ihn, wie für jeden Normalsterblichen, eine Legende, fast eine Art Halbgott. Er musste viel mehr Kraft in sein Vorgehen investieren als sonst üblich, weil er zuerst immer auf die sachliche Ebene, die normale Arzt-Patienten-Beziehung kommen musste.
    Er sah ihn an und schauderte bei dem Gedanken an die inneren Qualen des Mausbibers. Aus der Legende war nach nur wenigen Stunden ein armes, verzweifeltes Wesen geworden, dessen Sockel zerbrochen war. Eine furchtbar gequälte, leidende Kreatur, der niemand, nicht einmal er, helfen konnte, wenn er nicht von selbst wieder zu sich kam. Er konnte versuchen, ihm dabei zu helfen, nicht mehr. Und dazu brauchte er in erster Linie sehr viel Geduld.
    Er saß eine weitere Stunde vor dem Tank und wartete darauf, dass Gucky die Augen aufschlug. Als es dann endlich geschah, erschrak er fast. „Jan?", hörte er. Guckys Stimme war schwach, obwohl im Akustikfeld verstärkt. „Ich bin hier, Gucky", sagte der Psychologe und beugte sich vor. „Das ... Ich weiß es, Jan. Ich kann ja deine Gedanken lesen."
    „Natürlich."
    „Du machst dir Sorgen um mich", klang es aus dem Feld. Guckys Lippen bewegten sich nur minimal. „Habe ich dazu nicht allen Grund?", fragte Shruyver. „Nachdem du gesagt hast, du würdest am liebsten tot sein? Willst du das immer noch?"
    Gucky antwortete nicht. Wieder vergingen Minuten, und Shruyver hätte wer weiß was dafür gegeben, selbst Telepath zu sein und die Gedanken des Mausbibers ausforschen zu können.
    Dann drehte Gucky den Kopf und sah ihn mit verklärtem Blick an. „Jan", sagte er langsam und schwach. „Glaubst du an die Unsterblichkeit?"
    Der Psychologe strich sich die Haare aus den Augen. Die Frage überraschte ihn, obwohl ihm klar war, dass Gucky sinnierte. Er glaubte zu wissen, was sein Patient meinte. Dennoch sagte er: „Du und Bull, ihr seid unsterblich, Gucky. Also muss ich wohl daran glauben."
    „Das war nicht meine Frage, Jan. Was ES uns gegeben hat, ist eine künstliche Unsterblichkeit. Sie kann jeden Augenblick zu Ende gehen. Ein Schuss, ein Dolch ..." Seine Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug. „Nein, ich meine die wirkliche Unsterblichkeit. Ich weiß doch, dass du das weißt."
    „Natürlich", sagte Jan. „Entschuldige. Du meinst also, ob es ein Leben nach dem Tod gibt? Ja, daran glaube ich."
    „Und an einen Schöpfer? Glaubst du auch daran?"
    „Ja, vermutlich schon. Die Frage habe ich mir im Grunde noch nie ernsthaft gestellt."
    „Aber ich, Jan. Und vielleicht verbindet der Schöpfer einen Plan mit unserem Leben. Vielleicht müssen wir in diesem Dasein nur reifen. Vielleicht ist es nur eine ... eine Zwischenstation auf dem Weg in eine andere Form der Existenz."
    „Möglich wäre es", gab Shruyver zu. „Worauf willst du hinaus?"
    Gucky schwieg diesmal länger, fast zehn Minuten lang. Dann fragte er, kaum hörbar: „Was mich beschäftigt, und das nicht erst seit heute: Betrügen wir nicht den Schöpfer, indem wir unser Leben künstlich

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