2261 - Jenseits der Hoffnung
nicht mit der Uniform von Raumschiffskommandanten vergleichen konnte. Ihre metallisch dunkelblauen Kombinationen mit den schwarzen Stiefeln und Aggregatgürteln sowie den schweren Kombistrahlern hinterließen zwangsläufig einen bleibenden Eindruck. Darüber hatten sie hüftlange, faltenreiche Capes getragen, überschattet vom metallisch grünen Funkeln ihrer Helme.
Rorkhete griff nach seinem eigenen Helm und drehte ihn für eine Weile unschlüssig. „Das ist ein Helm", murmelte er vor sich hin, „nicht die kleinen Dinger der hiesigen Shoziden."
Er hatte sich entschlossen. Trotz seines bösen Traums würde er hinausgehen. Die Zeit, in der er allein gewesen war, lag hinter ihm. Wahrscheinlich würde er es sich niemals verzeihen können, wenn er jetzt an Bord der SCHWERT blieb.
Zu verlieren, sagte er sich, hatte er nichts. Nur zu gewinnen, nämlich sein Volk.
Alte Häuser, brüchige Fassaden, der Boden aufgeworfen. Eng traten die Mauern zusammen, ihre leeren Fensterhöhlen glotzten ihn an. Plötzlich war da das Geräusch schwerer Schritte. Er konnte die Richtung nicht lokalisieren; es kam von hier, von da, von allen Seiten näherte sich das dumpfe Trampeln.
Düstere Gestalten hatten ihn eingekreist. Ihre Augen loderten in verzehrendem Feuer. Sie kamen näher. Er drehte sich einmal um sich selbst, suchte nach einem Ausweg, vergebens.
Dann fielen sie über ihn her, droschen blindlings auf ihn ein. Ihre Schläge schmerzten, aber er setzte sich verbissen zur Wehr. Einem Ersten riss er den Helm vom Schädel, dem Nächsten schlug er die Finger ins Gesicht, krallte sich mit aller Kraft ins Fleisch - und hielt mit einem Mal den halben Kopf stumpf in der Hand, abgesplittert, künstlich, eine Maske. Der spitz zulaufende Schädel mit den tückisch funkelnden Augen, der dahinter zum Vorschein kam, die nadelspitzen Zähne, die sich jäh in seine Hand gruben, alles das gehörte zu einem Kybb. Rorkhete schrie, als diese Kreaturen sich in ihm verbissen ... ... und war schweißgebadet erwacht.
Auf gewisse Weise floh er immer noch vor diesem Traum, als er seine Kabine verließ. Erst auf dem Weg zur Bodenrampe hielt er inne. Niemand war ihm begegnet, er hätte die SCHWERT unbemerkt verlassen können. Aber das wollte er gar nicht. Was ihrer Sache am wenigsten dienlich gewesen wäre, war eine groß angelegte Suchaktion nach ihm. Also schwang er sich in den Antigravschacht und ließ sich in die Zentrale emportragen.
Das dumpfe Grollen über ihm klang wie ein nahendes Gewitter, aber schon Augenblicke später durchbrachen drei Weiße Kreuzer die Wolkendecke. Nur mit geringer Vorwärtsbewegung sanken sie tiefer und setzten zur Landung an.
Rorkhete hatte sein Trike angehalten und blickte zu den großen Schiffen auf. Zwei weitere Kreuzer folgten in geringem Abstand.
Auf Graugischt wurde eine schlagkräftige Flotte zusammengezogen, das war nicht zu übersehen. Bei voller Belegung des Raumhafens hatten mindestens vierhundert dieser großen Schiffe Platz. Rorkhete war sich zudem sicher, dass auf anderen Inseln kleine Landepisten vorhanden waren, von Unterwasserbasen ganz zu schweigen.
Stand eine besondere Aktion bevor, und war das der Grund, weshalb Traver die SCHWERT nicht freigab? Rorkhete lachte in sich hinein, aber zugleich fühlte er sich verunsichert. Er zog in Erwägung, dass die Shoziden einen Angriff auf Schloss Kherzesch und Tagg Kharzani planten.
Rorkhete schaute sich um. Mehrere Dutzend Weiße Kreuzer standen in seiner Nähe. Gewaltig, bedrohlich - und leblos zugleich. Nichts rührte sich. Fast erschien es ihm, als sei dieser Bereich des Raumhafens zur Sperrzone erklärt worden. Es gab kein Heer von Technikern, das sich mit dem Check der Schiffe befasste, keine Lastengleiterkonvois, die Nachschub an Waffen und Nahrungsmitteln brachten, nicht einmal Crewmitglieder, die ihre Raumer von außen inspizierten. Stattdessen, von immer neuen Landungen abgesehen, ein Bild der Ruhe.
Rorkhete tastete nach dem kleinen Funkgerät, das Zephyda ihm mitgegeben hatte. „Wenn jemand eine Möglichkeit hat, mehr in Erfahrung zu bringen, dann du." Ihre Feststellung klang ihm in den Ohren. „Aber nimm ein Funkgerät mit, für den Notfall und um uns zu informieren."
Keiner hatte versucht, ihn zurückzuhalten. Rorkhete hatte vielmehr den Eindruck gewonnen, als wäre er mit seiner Absicht, die SCHWERT zu verlassen, den anderen zuvorgekommen. Dass Rhodan und Atlan vorhatten, den Tag an Bord zu verbringen, konnte er ohnehin nicht glauben. Eine
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