2261 - Jenseits der Hoffnung
solche Untätigkeit war gegen ihr Naturell.
Rorkhete schaute dem letzten der landenden Kreuzer nach, bis er das Schiff aus den Augen verlor. Er hatte das Funkgerät schon in der Hand, schob es aber wieder in die Tasche zurück. Noch gab es keinen Beweis dafür, dass die Shoziden wirklich Schloss Kherzesch angreifen wollten.
Wir brauchen Fakten, keine Spekulationen. Er umfasste den klobigen Lenker des Trikes. Ruckartig sprang die schwere Maschine vorwärts und summte mit Höchstgeschwindigkeit den Raumhafengebäuden entgegen.
Fünfzehn Minuten brauchte er bis zu den äußeren Landefeldern. Das erste lang gestreckte Gebäude erhob sich vor ihm, ein gedrungen wirkender Koloss aus Stahl und Glas, den im Schein der schon sehr hoch stehenden Vormittagssonne eine goldene Aura umfloss. Die Lichtbrechung der Glasfront verursachte diesen Effekt; auch aus der mittlerweile geringen Distanz konnte Rorkhete wenig Einzelheiten erkennen.
Büros, technische Einrichtungen, wahrscheinlich Lager für diverse Waren - er war auf Vermutungen angewiesen.
Mit halber Geschwindigkeit ließ er das Trike nahe an dem Gebäude vorbeiziehen. Er sah zwei Shoziden, die erregt auf eine Gruppe der Amphibienwesen einredeten. Von einer kleinen Transportmaschine waren Frachtbehälter herabgefallen und teilweise aufgeplatzt. Die Karoky versuchten offenbar, den verstreuten Inhalt in aller Hast zusammenzuraffen.
Rorkhete vermutete, dass es sich um Nahrungsmittel handelte. Noch langsamer konnte er indes nicht an der Gruppe vorbeifahren, ohne aller Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Schon jetzt blickten Shoziden zu ihm herüber.
Korkhete schwenkte auf das nächste Landefeld ein und glitt auf seinem Trike unter dem mächtigen Rumpf eines Kreuzers hindurch. Verglichen mit der SCHWERT war das weiße Schiff tatsächlich riesig.
Natürlich stammten diese Schiffe aus der Werft, in der auch die Bionischen Kreuzer einst gebaut worden waren. Rorkhete zweifelte nicht daran. Zu viele Details glichen einander. Einer der Unterschiede, die er nun aus allernächster Nähe sah, waren die monströsen, kristallinen Projektoren. Ihr Facettenschliff brach das Sonnenlicht in tausenden Reflexen.
Jeweils fünf dieser Projektoren waren an den Flügelvorder- und -hinterkanten installiert. Auch ohne ausreichendes technisches Wissen glaubte Rorkhete, die vielfältigen Spuren eines nachträglichen Umbaus erkennen zu können.
Was er sah, waren die Projektoren des Unterlichtantriebs, Dinge, die auf den mit Gedankenkraft arbeitenden Bionischen Kreuzern der Motana gänzlich überflüssig waren. Gab es folglich in Arphonie keine Motana mehr, so, wie er der letzten Shozide von Jamondi war?
Im Schritttempo glitt das Trike unter dem Raumschiff hindurch. Wenn Rorkhete sich richtig entsann, musste es eines der Schiffe sein, die schon vor der Ankunft der SCHWERT hier gestanden hatten. Es gab kein offenes Luk, keine Sperren, und niemand hielt ihn auf. Rorkhete hatte mittlerweile die Bugregion erreicht, wendete in einigen Dutzend Metern Distanz und setzte das Trike auf.
Suchend schaute er zu den klobigen Finnen hoch. Die Sonne spiegelte sich in der makellos weißen Lackierung, die den Eindruck machte, als sei dieses Schiff erst vor kurzem aus der Werft gekommen.
Nach einem langen Raumflug, das hatte Rorkhete sich sagen lassen, wirkte ein Schiffsrumpf nicht mehr so völlig glatt. Mikrometeoriten, Partikelströme und Energieeinflüsse setzten jedem Material zu.
Möglicherweise produzierten die unterseeischen Werften von Graugischt unter Hochdruck. Auch das war ein Anzeichen, das für einen bevorstehenden Angriff auf Tagg Kharzani sprach.
Minutenlang wartete Rorkhete unschlüssig, er fuhr sogar noch einmal bis unter die verschlossene Bodenrampe, aber niemand nahm von ihm Notiz. Dann sah er ein, dass er so nicht weiterkam, und wendete das Trike erneut.
Vor ihm wuchs das Gebäude auf, in dem die Versammlung stattgefunden hatte. Eine Vielzahl von Gleitern stand in dem offenen Bereich, an der Fassade arbeitete eine Gruppe von Karoky.
Rorkhete fuhr langsam an der Gebäudefront vorbei, aber letztlich erschien es ihm nicht interessant genug. Zentrale Anlaufstelle für den Raumhafen schien das fünfgeschossige Objekt zu sein, das sich jetzt langsam in sein Blickfeld schob. Ein Bauwerk wie eine Brandungswoge, dynamisch im Schwung, in der Höhe schmäler werdend und überkragend, als müsse die angedeutete Gischtkrone im nächsten Moment überschwappen und den ausgedehnten Vorplatz
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