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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dislokations-Fähigkeit.
    Die psychologische Strategie, seine Gedanken durch Konzentration auf die Vergangenheit beisammenzuhalten, war zweifellos die einzig richtige. Jede Selbsterkenntnis fußte auf Erinnerung.
    Bemerkenswert fand das Specter, dass Gon-Orbhon offenbar erst vor kurzem, in der Phase des Erwachens, Zugang zu jenem verschütteten Teil seiner persönlichen Geschichte gefunden hatte, der die Ausbildung in der XIX. Kosmität, gewissermaßen seine Jugend, umfasste.
    Von dem Handschuh, der sich in eine Art Kortex-Bombe verwandelt hatte, war demnach nicht alles Wissen vernichtet worden. Zumindest jene Erlebnisse, die mit starken Emotionen gekoppelt gewesen waren, vermochte Gon-Orbhon nun zu rekonstruieren.
    Was das für die Zukunft bedeutete, konnte derzeit niemand abschätzen. Offen blieb auch die Frage nach dem eigentlichen Zweck der Bombe. Mit anderen Worten, warum Gon-Orbhon am Leben gelassen worden war...
    Jedenfalls fiel er danach in ein tiefes Koma. Unbestimmte Zeit später stieß Lyressea, eine der sechs Schildwachen, im Leerraum zwischen den Galaxien auf die Rettungskapsel. Es gelang ihr, den einzigen Passagier zu bergen und zu reanimieren.
    Trotz seiner Totalamnesie fand sich Gon-Orbhon rasch in der Kleingalaxis Amringhar zurecht. Von der ersten Stunde an war ihm der Orden der Schutzherren sympathisch. Gern stellte er sich in dessen Dienst. Besonders gefiel ihm, dass zwar ein gemeinsames Ziel verfolgt wurde, er jedoch überwiegend allein und eigenverantwortlich agieren durfte.
    Hätte das Specter einen Kopf besessen, es hätte zustimmend genickt. Genau so war's auch ihm beziehungsweise dem Maulwurf immer am liebsten gewesen ...
    Bre Tsingas Körperfunktionen hatten sich weitgehend normalisiert. Einzig die glasigen Augen zeigten an, dass sie unter einem fremden Einfluss stand. Auf ihrer Pritsche liegend, übermittelte sie mit ruhiger Stimme Gon-Orbhons Reflexionen.
    Bis diese zu einem Punkt gelangten, der für die Geschichte des Ordens fatale Bedeutung erlangen sollte ...
     
    10.
     
    Im Quarzberg Mit Freude und Wehmut denke ich an die Zeit als Schutzherr von Jamondi zurück. Ich empfand sie als angenehm abwechslungsreich und sehr befriedigend.
    Meine Para-Gabe und meine übrigen körperlichen und geistigen Fähigkeiten deren Herkunft für mich damals im Dunkeln lagen - trugen zu einem moralisch hoch stehenden Werk bei. Es schien, als hätte ich meinen Lebensinhalt gefunden.
    Doch dann kam der Tag, da der Nocturnenstock Satrugar auf den Planeten Parrakh stürzte. Der Einschlag versetzte die Natur in Aufruhr. Rings um die Stelle, wo sich der Quarzmeteorit halb in die Planetenkruste eingegraben hatte, entstand ein Kratersee. Das Grundwasser kochte. Immer wieder wurden Lavafontänen aus der Tiefe emporgeschleudert.
    Im Todeskampf sandte der Nocturnenstock eine Strahlung aus, die jedes Lebewesen, das sich zu nahe heranwagte, in den Irrsinn trieb. Viele tausend Opfer waren zu beklagen, bis wir den Dom und die Umgebung geräumt hatten.
    Satrugar selbst drohte an den Folgen seiner schweren, im Raumgefecht erlittenen Schäden zu sterben. Alle Experten hielten sein Ende für unabwendbar. Ich aber wollte mich damit nicht abfinden.
    Ich fühlte mich verpflichtet, einen Rettungsversuch zu unternehmen, zumal ich als Einziger von den ultrahochfrequenten Emissionen nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das hing wohl mit meiner eigenen parapsychischen Begabung zusammen.
    Geschützt von einem kugelförmigen Prallschirm, der mich und meinen kybernetischen Diener Millitron umgab, schwebte ich langsam durch die Dampfschwaden auf den Quarzberg zu. Dabei wandte ich mein Talent der Mental-Dislokation an, um Kontakt zum Nocturnenstock herzustellen.
    Und es gelang! In den vor mir aufragenden nachtschwarzen Felsen öffnete sich die Mündung eines Stollens.
    Satrugar signalisierte Bereitschaft, mich zu empfangen.
    Viele Völker des Universums haben Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod entwickelt. Die Zweigeschlechtlichen und daher stark am Dualitätsprinzip Orientierten unterscheiden dabei meist ein Reich der Glückseligkeit und eines der ewigen Verdammnis.
    Wenn der Planet der Primaten, an den ich mich nun wieder erinnerte, ans Paradies gemahnt hatte, so erweckte das Innere des Nocturnenstocks die Assoziation eines Infernos.
    Die Wände der Stollen, durch die Millitron und ich schritten oder flogen, glühten in verschiedenen Abstufungen von Rot. Spiegelnde, schimmernde und durchsichtige Kristalladern durchzogen das

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