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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Belustigung in einem Käfig. Als er sich nach Monden endlich befreien konnte, war er durch die Demütigungen und den verderblichen Fleischgenuss fast wahnsinnig gewesen, mehr Tier als Hydrit.
    Er flüchtete zurück ins Meer. In sein altes Leben konnte er jedoch nicht mehr zurück. Die Sucht nach Fleisch hielt ihn im Griff, machte ihn aggressiv und unberechenbar. Schließlich fand er eine neue Heimat bei den Mar’osianern. Die akzeptierten den missgestalteten Agat’ol zwar nicht als vollwertiges Mitglied des Clans, und sein Liebeswerben um eine Hydritin endete in einem Desaster – aber immerhin boten sie ihm eine Heimstatt und Geborgenheit.
    Als er an einem Strand den Ei’don-Jünger und die beiden Menschen belauscht und von deren Suche nach Gilam’esh’gad erfahren hatte, stand sein Plan fest: Als neuer Herr der vergessenen Stadt würde er endlich die Anerkennung erfahren, nach der er hungerte! Er musste den Dreien nur folgen – und im rechten Moment zuschlagen…
    Unruhig wälzte sich der schlafende Mar’os-Hydrit herum, versuchte den Bildern seiner Vergangenheit zu entkommen. Doch es gelang ihm nicht. Während hoch über der Stadt eine Transportqualle nahte, holten sie ihn ein.
    Alles war still. Nichts rührte sich in dem dunklen Außenbezirk mit seinen gespenstischen, Algen verhangenen Ruinen. Nur der Gezeitenstrom wogte durch die Straßen. Denn es war Nacht in Gilam’esh’gad…
    ***
    Tauchtiefe: 10.000 Meter
    »Wir sind gleich da!«, sagte Matthew Drax gepresst. »Noch etwa fünfhundert Meter, dann müsste laut dem Radar das Felsendach in Sicht kommen. Haltet die Augen auf!«
    Müde fuhr sich der blonde Mann über die Stirn. Er hatte kaum Zeit zum Ausruhen gehabt auf dem Weg in die Tiefsee; Lebensgefahr und Schlafmangel waren ständige Begleiter gewesen, und sie forderten allmählich ihren Tribut: Matt fiel es immer schwerer, sich zu konzentrieren.
    Zwei Mal schon hatte er den falschen Befehl eingegeben. Zum Glück verfügte die Steuerung des Prototyps über eine Annullierungstaste, mit der man selbst komplexe Eingaben wieder aufheben konnte. Matt warf dem unscheinbaren grünen Feld einen dankbaren Blick zu. Gut, dass ich dich entdeckt habe, dachte er.
    »Hier brummt was«, sagte Aruula plötzlich.
    Matt drehte sich nach ihr um. Die schöne Barbarin stand da und betrachtete misstrauisch den Schnitt in der Quallenwand, den ihr Schwert hinterlassen hatte. Aruula hielt die Hand halb erhoben. Als wollte sie gleich zudrücken, sollte das wulstig vernarbte Bionetikgewebe aufplatzen. Das tat sie schon seit dem Angriff des Panzerfisches, und Matt brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, wie sinnlos es war. Sollte die Narbe reißen, waren sie bei dem mörderischen Druck, der draußen herrschte, alle innerhalb einer Sekunde tot.
    Aruula fühlte sich schuldig, das wusste er. Schließlich hatte sie, wenn auch in bester Absicht, die Quallenwand durchstochen und damit alle in Lebensgefahr gebracht. Jetzt versuchte sie ihren Fehler wieder gut zu machen.
    Auch wenn es gemein klingt, aber so ist sie wenigstens beschäftigt! Vielleicht lenkt es sie ein bisschen von ihrer Angst ab, dachte Matt und lächelte seiner Gefährtin zu. Sie reagierte anders als erwartet.
    »Das ist nicht witzig, Maddrax!«, erklärte Aruula ernst. »Hier brummt wirklich was, und ich frage mich, wo das herkommt!«
    Matt blieb stehen, lauschte einen Moment. Der Tentakelantrieb verursachte Geräusche durch die rhythmische Muskelkontraktion am Quallenheck, doch das war kein Brummen.
    Er schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Aruula! Ich höre nichts.« Matt wies auf die durchsichtige Außenhaut. »Vielleicht geben die da irgendwelche Töne von sich.«
    Draußen stoben in endloser Abfolge hässliche Fische vorbei. Sie waren schlank, nicht besonders groß, und mit eigener Beleuchtung ausgestattet. Blaue und weiße Punkte huschten wie Irrlichter über ihre Körper. Streifte das Blitzgewitter einen Kopf, konnte man nadeldünne Reißzähne erkennen. Überproportional in Menge und Länge. Keine Frage: Diese Tiefseebewohner waren alles andere als Algenfresser.
    Matt wandte sich ab. Hauptsache, sie lassen uns in Ruhe!
    Danach sah es auch aus, denn die Fische überholten den tauchenden Prototyp, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Sie schwenkten nicht in seine Richtung, sie hielten nicht an. Einen Moment lang waren sie da, im nächsten waren sie verschwunden.
    Es irritierte Matt, dass sie scheinbar auf etwas zustrebten, das sich genau vor dem Bug befand,

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