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227 - Herr des versunkenen Reiches

227 - Herr des versunkenen Reiches

Titel: 227 - Herr des versunkenen Reiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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umklammerte das Schwert wieder mit beiden Händen, stemmte sich gegen die Wand. Der aufgespießte Panzerfisch ruckte hin und her. Er wollte sich von der Klinge lösen, und wie es aussah, würde es ihm gelingen!
    Was dann? Durch den Riss würde die Innenluft explosionsartig nach draußen entweichen, die Cockpitblase sprengen und sie dem Wasserdruck preisgeben. Das wäre das Ende!
    Matts Gedanken rotierten. Gab es irgendeine Funktion der Qualle, die die Katastrophe aufhalten konnte?
    Ein Beben durchlief den Prototyp. Er stemmte sich gegen den Angreifer, seine Tentakel begannen rhythmisch zu schlagen. Eine Wolke aus Luftbläschen stieg auf –
    – und erinnerte Matt unwillkürlich an den Turboantrieb! Bei dessen Zuschalten hatte sich die Außenwand automatisch ein Stück zusammengezogen, um der Mehrbelastung durch das ruckartige Schwimmen zu begegnen. Vielleicht – mit viel Glück – würde die Hülle durch diese Kontraktion dicht halten, bis sich das schnell wachsende, bionetische Material selbst geheilt hatte.
    Eine Alternative gab es nicht. Matt nickte entschlossen.
    »Zieh das Schwert raus, Aruula!«, rief er und schlug auf das leuchtende Antriebsfeld.
    ***
    Es war Nacht in Gilam’esh’gad. Still ragten die mächtigen fremdartigen Bauwerke der Hydriten aus ihrer von Zwielicht umspielten Verborgenheit. Sie schien zu träumen, die uralte Stadt. Von all dem Leben, das sie einst erfüllt hatte, und von Jahrtausenden der Einsamkeit.
    Der Gezeitenstrom wogte durch ihre Straßen, nahm hier etwas treibenden Seetang auf, dort einen toten Fisch. Er trug seine Beute mit sich fort an den Stadtrand, wo die Häuser kleiner wurden und der Park begann, Sauerstoffspender und Naherholungsgebiet zugleich. Noch immer bevölkerte ihn eine großartige Tier- und Pflanzenwelt, doch es kam niemand mehr, um sie zu bewundern.
    Hinter dem Park gab es einen Außenbezirk, vor dem die Strömung verwirbelte, als wollte sie umkehren. Es war ein Ort des Todes, voll böser Erinnerungen, dem scheinbar selbst das Leuchtmikrobenheer an der gigantischen Kuppel über der Stadt den Dienst versagte. Wo warmes, grüngelbes Dämmerlicht hätte sein sollen, hausten die Schatten.
    Zur Gründerzeit von Gilam’esh’gad standen in dieser Gegend Fabriken, lieferten Baumaterialien für die Stadt. Es wurden auch Tausende von Arbeitern dort untergebracht, um lange Wege zu sparen. Pozai’don hatte das angeordnet, der Erste Herrscher der neuen Metropole und Nachfolger des Neunundzwanzigsten Großen Ramyd’sams (hydritische Chronisten) . Er hatte es eilig, Gilam’esh’gad hochzuziehen, denn es herrschte Krieg und er brauchte einen Stützpunkt.
    In ihren ersten Jahrtausenden auf Ork’huz (mars. für: Erde) waren die Hydree durch den Verzehr von Fischen und dem damit verbundenen Anschwellen der Tantron-Drüse ein wildes, gefährliches Volk gewesen. Die Anhänger des Propheten Gilam’esh, der sich auf Rotgrund (mars. für: Mars) für sein Volk geopfert hatte, entsagten dem Fischgenuss und versuchten ihre Brüder und Schwestern von den Vorzügen einer friedlichen Koexistenz aller Meeresbewohner zu überzeugen.
    Das fiel in den Anfängen nur selten auf fruchtbaren Boden. Die meisten Hydriten hielten mit aller Entschiedenheit an ihrer Lebensweise fest.
    Ihr Vorbild war Martok’aros, der Herr des Krieges und der Starken, der wie ein Gott verehrt wurde. Der Despot scharte eine beachtliche Gefolgschaft um sich und predigte wilden Kampf, blutigen Haß und die Ausrottung der Weichlinge unter den Hydriten.
    Die Friedensjünger zogen sich zurück, wuchsen im Verborgenen und schufen sich ihre eigene Stadt. Ihr Anführer wusste jedoch sehr gut, dass Gilam’eshs Lehre allein gegen den barbarischen Teil ihres Volkes nichts ausrichten konnte. Als die ersten Häuser entstanden, arbeiteten Pozai’dons Wissenschaftler und Ingenieure bereits an einer Waffe der Superlative, die sie nach ihrer Fertigstellung auf dem damals noch ungeschützten Felsenareal positionieren wollten, unter dem Gilam’esh’gad verborgen lag. Der so genannte Molekularbeschleuniger konnte in Sekunden eine komplette Stadt pulverisieren. Buchstäblich, und genau dazu ließ Pozai’don ihn entwickeln.
    Seine Begründung für den nachfolgenden Einsatz dieser Massenvernichtungswaffe klang trotz der vorausgehenden Tragödie schal, die Sache als solche war in höchstem Maße verwerflich. Bezeichnender Weise fand sich später in den sonst so penibel geführten Chroniken der Hydriten auch nur eine abgemilderte,

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