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2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bild aller Kybb-Völker ergab. Er hatte ihre geistigen Fähigkeiten früh erkannt und schätzen gelernt. Sie waren begabte Flottenführer und erstklassige Baumeister, die auch schon das Baumuster der Kybb-Festungen entworfen hatten. Ohne sie wäre die Errichtung des Schlosskomplexes kaum in dieser Weise möglich gewesen. Tagg Kharzani dachte daran, sie irgendwann noch stärker für sich einzuspannen. Er konnte sich gut einen festen Beraterstab vorstellen, der sich aus Wesen ihrer Art zusammensetzte.
    An diesem Tag gestattete Kharzani seinem Obersten Diener, einem von inzwischen Tausenden, mit ihm zu speisen. Andrass gehorchte, wie er es immer tat. Der Verwalter, selbst zu einem Viertel Kybb-Rodish, zu drei Vierteln jedoch Androide, wollte danach die Tafel abräumen wie immer, aber sein Herr winkte ab. Das sollte er nicht mehr nötig haben. Er beschloss, ihm eine Staffel von eigenen Dienern zur Verfügung zu stellen, denen gegenüber er befehlsberechtigt war. Er sollte sich um all die Dinge kümmern, für die der Schutzherr keine Zeit mehr hatte. Er hatte sich viel zu lange mit Kleinigkeiten abgegeben.
    Am Abend erstattete Andrass ihm ausführlich Bericht über das, was sich seit seinem Abflug mit Gimgon zugetragen hatte. Andrass hatte selbstverständlich keinen seiner Aufträge vergessen. Die unter dem ganzen Gigantkomplex wachsenden subplanetaren Anlagen, die Wasser-, Energie- und sonstigen Kanalisationsund Versorgungssysteme, wurden stetig weiter ausgebaut. Ebenso ging es mit den Arbeiten an den Bodenforts voran, die bereits vor Jahren begonnen hatten. Von nun an würde Tagg Kharzani sie wieder persönlich beaufsichtigen.
    Gimgon war unangekündigt gekommen, diesmal noch als Freund, wie er sich genannt hatte.
    Wer würde es beim nächsten Mal sein? Die außergalaktischen Aggressoren waren nicht in Arphonie eingefallen, aber wer garantierte ihm, dass so etwas nicht in Zukunft geschehen würde?
    Kherzesch, der Planet und das Schloss, in dessen Mauern er lebte und des Nachts ruhte, durften nicht angreifbar sein. Er brauchte Forts, die ganzen Invasionsarmeen standhalten konnten. Jedem Aggressor, der es auf ihn abgesehen hatte, auf sein Werk, auf sein Leben!
    Wie unermesslich kostbar es war, wurde ihm erst richtig bewusst, als Enkrine, der sich immer mehr zum unverzichtbaren moralischen Plagegeist entwickelte, eines Tages verschwunden war.
    Er wachte auf und stellte fest, dass sein Symbiont nicht mehr bei ihm war.
    Tagg Kharzani war es zwar gewohnt, dass Enkrine ihn tagsüber verließ, um jedoch spätestens nach wenigen Stunden zu ihm zurückzukehren. Allein diese kurze Trennung bereitete dem Schutzherrn mitunter Höllenängste. Enkrine hatte die Angewohnheit, sich auf seine Weise in seiner Umgebung „umzusehen". Anfangs hatte er sich damit begnügt, als feines Netzgespinst an Fenstern oder unter Decken zu „kleben". Seitdem Tagg Kharzani aber in seinem entstehenden Schloss lebte, waren seine „Touren" immer länger geworden.
    Enkrine blieb manchmal für Stunden verschwunden und wurde dann irgendwo in luftigen Höhen gefunden, hoch in den Türmen, an Stellen, die eigentlich nur ein Akrobat oder ein Vogel zu erreichen vermocht hätte. Bis er dann endlich wieder sicher bei ihm war, stand Kharzani geradezu Todespein aus - schließlich gab es ohne Enkrine kein ewiges Leben, keine Unsterblichkeit. Vielleicht, so malte er es sich in seinen düstersten Albträumen aus, würde er sogar sofort und rapide zu altern beginnen, wenn der Symbiont mehr als eine bestimmte Zeitspanne verschwunden blieb.
    Altern würde er auf jeden Fall wieder. Jede Stunde ohne Enkrine war eine verlorene Stunde.
    Er hatte panische Angst davor, schlimmer als während der Jahre ohne Enkrine, ehe er das Wesen gefunden hatte. Jede Trennung von dem „Gespinst" war wie ein Stich ins Herz.
    Aber noch nie war es vorgekommen, dass Enkrine ihn während des Schlafs verlassen hatte.
    Tagg Kharzani kleidete sich an. Dann eilte er aus seinem riesigen, mit allem nur denkbaren Prunk ausgestatteten Schlafgemach und läutete nach Andrass. Der Halbandroide war nur eine Minute später zur Stelle. „Er ist weg!", rief Kharzani ihm entgegen. Andrass wusste sofort, wer gemeint war. Oft genug hatte er erlebt, wie sein Herr in Panik geriet, wenn der Symbiont wieder einmal für Stunden verschwunden war - tagsüber. „Trommle die Diener zusammen, alle! Sie sollen nach ihm suchen. Wenn es sein muss, im ganzen Schloss! Ich muss ihn wiederhaben, hörst du?"
    Tagg Kharzani

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