2273 - Der gefallene Schutzherr
Alles ging zu schnell.
Sternschiffe explodierten und waren nur noch rasch erkaltende, expandierende Glutwolken.
Wo Kybb-Schiffe die Opfer waren, blieben die Lichtblitze aus. Ihr Tod kam lautlos.
Als der Kampf nach sieben Minuten beendet war, lebte Kharzani noch. Drei Schiffe der Extragalaktiker hatten entkommen können. Die Schutzschirme des Porters hatten ihren Strahlen standgehalten, aber drei Viertel der Kybb-Einheiten hatten weniger Glück gehabt.
Kharzani brauchte nur eines der Wracks zu betreten, um zu sehen, dass genau das eingetreten war, was er befürchtet hatte. Die Stachelhäuter lagen zusammengekrümmt, die Stacheln im Tod starr aufgestellt, in den Korridoren und der Zentrale und starrten ihn aus ihren toten Augen an, in denen namenloses Entsetzen geschrieben stand. Es war das gleiche Bild, das er so oft gesehen hatte.
Tagg Kharzani trat den Rückflug nach Jamondi mit der bitteren Erkenntnis an, dass tatsächlich nur die Schutzherren-Porter in der Lage waren, gegen die Außergalaktischen zu bestehen. Weitere Kybb in die kommenden Schlachten zu werfen war sinnlos.
Die Schutzherren mussten diesen Kampf ganz allein durchfechten.
Der Krieg gegen die Invasoren dauerte dreizehn Monate, dann war der Spuk endgültig vorbei.
Die Schutzherren hatten Tagg Kharzanis Rat angenommen, als er zum Dom Rogan zurückkehrte und Bericht erstattete. Allein mit ihren Portern waren sie dem Feind entgegengetreten und hatten Fallen gestellt. Es war ein zermürbendes Ringen gewesen. Nicht immer verhielten die Aggressoren sich so, wie die Verteidiger der Völker Ammanduls es erwarteten, aber wo sie ihnen in die Falle gingen, wurden sie von den Portergeschützen förmlich aus dem Weltraum geblasen.
Tagg Kharzani, nun in der Gewissheit, dass ihm in seinem Schiff nichts passieren konnte, hatte wie kein anderer gekämpft. Er hatte sich in einen Rausch gesteigert und am Ende zugeben müssen, dass es ihm sogar Genugtuung bereitet hatte, wenn er die Feinde vernichtete - im Gegensatz zu früher, als er in ihnen ebenfalls lebende, jedoch fehlgeleitete Wesen gesehen hatte, die nur dann auszulöschen waren, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab.
Er hatte sie gejagt, und die Jagd hatte begonnen, ihm Spaß zu machen.
Wütender Eifer hatte ihn getrieben, Eifer und die Aussicht darauf, als Sieger auch dieses Feldzugs nach Jamondi zurückzukehren.
Noch einmal machte er sich etwas vor; glaubte er daran, für seine Taten Lob und Anerkennung zu erhalten. In diesem Fall wäre er vielleicht sogar zu einer Umkehr bereit gewesen.
Man hatte ihm gedankt. Man war höflich und freundlich zu ihm gewesen. Er hatte die Freundlichkeiten erwidert, so wie immer. Das Verstellen war seit jeher eine Kunst gewesen, die er beherrschte.
Jetzt war er allerdings mehr denn je darauf angewiesen. Er hatte es an ihren Blicken gesehen.
Hinter dem Dank - nur Dank, mehr nicht - lauerte das Misstrauen. Einige konnten es besser verbergen, andere nicht. Lyressea gab sich die wenigste Mühe.
Als Tagg Kharzani heimkehrte in den Arphonie-Sternhaufen und nach Kherzesch, war ihm, als seien Jahre vergangen. Er sah sein Schloss und die viele, viele Quadratkilometer großen Anlagen aus der Luft und wusste, dass er endlich wieder zu Hause war.
Alles schien schnell weiter gewachsen zu sein. Es war gut so. Die Kybb und die Techniten hatten unter der Aufsicht von Andrass, den er als Verwalter zurückgelassen hatte, zuverlässig und unermüdlich gearbeitet. Aber es gab immer noch viel zu tun. Seine großen Pläne waren noch längst nicht voll in die Tat umgesetzt. Bis es so Weit war, würden noch hundert Jahre vergehen, vielleicht mehr.
Er konnte sich kaum vorstellen, dass sein Domizil überhaupt jemals vollendet sein würde. Als er es jetzt von oben sah, kamen ihm tausend neue Ideen, und er konnte es gar nicht erwarten, sie mit Andrass zu besprechen.
Er landete und verließ seinen Porter, bevor die sieben Kilometer lange Walze in einen Schacht am Rand des viele Kilometer durchmessenden Raumhafens hinabsank und eine Irisblende sich über ihr schloss. Tagg Kharzani wurde von einigen Kybb-Rodish empfangen, die er neben Andrass mit besonderen Aufgaben betraut hatte. Es waren semihumanoide, äußerlich gebrechliche Wesen, fast zwei Meter groß. Ihr Stachelkleid war fast so fein wie ein Fell.
Aufgrund ihrer körperlichen Hinfälligkeit trugen sie stabilisierende Gliederschienen.
Tagg Kharzani hatte sich durch ihr Äußeres nicht täuschen lassen, das das wohl schwächlichste
Weitere Kostenlose Bücher