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2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hyperkokons gelangen, du selbstverständlich nach Arphonie, das am nächsten lag. An eine Möglichkeit, Parrakh zu erreichen, glaubtest du wenigstens nicht mehr - oder du wolltest es nicht.
    War es nicht so? Wehre dich nur, solange du willst, aber du hattest erkannt, auf welche abscheuliche Weise Gon-Orbhon dich missbrauchen wollte.
    Ich hatte es immer gesagt, flüstert Enkrine. Hat er nicht Recht? „Nein! Ich will nichts mehr hören!"
    Du musst, Tagg Kharzani. Du kannst die Stimme, die zu dir spricht, nicht abstellen, weil es deine eigene ist. Das ist dein Problem. Nicht Enkrine - sondern du selbst. Ist es vielleicht noch ein letzter, winziger Rest von Gewissen? „Ich brauche kein Gewissen! Ich bin der Herrscher! Ich habe mich vor niemand zu verantworten!"
    Auch nicht vor dir selbst? „Schluss damit! Ich will nichts mehr hören!"
    Aber deine Gedanken wandern weiter. Ihr wolltet zu den anderen Hyperkokons, weil ihr sicher wart, dass in diesen der gleiche veränderte Zeitablauf herrschte wie in Jamondi. Die anfangs für unüberwindbar gehaltene temporale Hürde wäre also schon einmal beseitigt gewesen.
    Ihr machtet die ersten Pläne für die DISTANZSPUR. Auf dein Drängen als Verbindung zum Arphonie-Haufen. Er lag ja auch am nächsten. Deine Kybb-Wissenschaftler erzielten bald erste Erfolge. Die ersten Ortungen im Hyperraum, Tastungen, Rückmeldungen über einen für den Geist unermesslichen Abgrund -aber es kam nicht mehr zur Inbetriebnahme. Du weißt, warum ... „Es musste sein!", schreist du.
    Nein!, schreit auch Enkrine, genauso wie damals. Es musste nicht sein! Der Orden wurde zum zweiten Mal verraten -von dir! Es war das Abscheulichste von allen Abscheulichkeiten deines Lebens! „Das du verlängert hast!" Deine Stimme ist nur noch ein Kreischen. Du musst dich beruhigen, oder erträgst du die Wahrheit nicht mehr? Du hast doch zwölftausend Jahre damit gelebt - und willst es jetzt vollenden.
    Ich bete darum, dass es nicht gelingt! Dass Duarto mit leeren Händen zurückkommt!
    Falls er kommt. Inzwischen zweifelst du daran. Oja, du wirst von Minute zu Minute unsicherer.
    Wärst du es doch damals auch nur gewesen!
    An jenem Tag, ganze acht Jahre nach der Schaffung der Hyperkokons, an dem du vom Schutzherrn zum gefallenen Schutzherrn wurdest...
    Vergangenheit Es waren die Kybernetischen Nächte ...
    Die Blutnacht von Barinx.
    Er konnte nicht aus Jamondi heraus, dem Sternhaufen, der bald „Sternenozean" hieß. Er konnte nicht in sein Schloss zurück. Jahrhundertelang hatte er grenzenlose Macht gehabt.
    Niemand -außer Enkrine - hatte es jemals gewagt, ihm in seine Angelegenheiten hineinzureden. Und jetzt war er eingesperrt mit Gimgon, Lyressea und all jenen anderen, für die er immer nur „der Graue" gewesen war, einer, den sie im Stillen verabscheuten.
    Er war an die Macht gewöhnt, die alleinige, totale Macht, und er war nicht bereit, darauf zu verzichten; auf das erhabene Gefühl, mit nur einem Wort das Universum auf den Kopf stellen zu können, Flotten in Marsch zu setzen, über das Schicksal von Welten zu bestimmen.
    Und jeder Tag, der ohne Erfolg verging, an dem die DISTANZSPUR nicht in Betrieb genommen werden konnte, ließ das Fieber steigen, das ihn erfasst hatte. Enkrines Mahnungen brachten ihn fast zur Raserei und das Fass schließlich zum Überlaufen.
    Tagg Kharzani rief seine Flottenkommandeure zusammen und gab ihnen den entscheidenden Befehl. Sie waren bereits darauf vorbereitet. Es bedurfte nur eines einzigen Wortes von ihm, und sie konnten losschlagen.
    Der einzige Unsicherheitsfaktor waren ausgerechnet die Kybb-Titanen, mit denen all seine Pläne standen und fielen; seine wichtigste Waffe von allen. Immer wieder hatte er von einer geheimnisvollen Waffe gehört, die sich gegen seine Giganten verwenden lassen sollte. Ihre Existenz war unbewiesen, aber allein die Aussicht war beunruhigend und der einzige Grund gewesen, der ihn noch hatte zögern lassen.
    Nun ging er das Risiko ein - und befahl den Angriff.
    Tagg Kharzani vollzog nun auch nach außen hin die Wandlung, die in seinem Innern schon längst stattgefunden hatte. Nach Gon-Orbhon wurde nun er zum Verräter am Schutzherrenorden und brachte das Tan-Jamondi-System in einem einzigen, wohl geplanten Handstreich in seine Hand.
    Es gab keine Waffe gegen die Kybb-Titanen, die jeden Widerstand brachen -oder falls doch, wurde sie niemals eingesetzt. Vielleicht weil keine Zeit dazu war.
    Oder ... Tagg Kharzani verdrängte den sich aufdrängenden

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