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2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gedanken mit aller Gewalt.
    Tagg Kharzani übernahm „offiziell" die Macht über die Kybb. Was im Grunde schon immer gewesen war, .wurde nun dem ganzen Sternenozean deutlich vor Augen geführt: Er war nicht nur der Förderer der kybernetischen Völker, er war ihr Herr, und zwar der einzige. Die Kybb-Einheiten, die noch in Diensten des Ordens gestanden hatten, liefen umgehend zu ihm über. Die Entscheidung war gefallen, noch bevor die Motana vernichtend geschlagen und die Shoziden, gebunden durch ihren ewigen Eid, bis zum letzten Individuum untergegangen waren.
    Die Truppen der Kybb übernahmen in Tagg Kharzanis Namen das Tan-Jamondi-System.
    Gimgon, der ewig strahlende Held, strahlte nicht mehr. Er fiel im Kampf gegen den, den er einst in den Orden eingeführt und gefördert hatte. Barinx und der Ring der Neun Sonnen wurden ausgelöscht. Sämtliche Schutzherren-Porter, außer Kharzanis eigenem, vergingen in der letzten Schlacht.
    Die Schildwachen hatten sich zurückgezogen. Kein Schutzherr hatte die Blutnacht überlebt.
    Keiner außer...
    Er, der von den Völkern Jamondis von nun an der Verräter oder gefallener Schutzherr genannt wurde, verdrängte auch jetzt den Gedanken an sie. Aber er klopfte an, immer wieder, unterstützt von Enkrine, der ihm nur allzu deutlich machte, dass er zwar eine gewaltige Schlacht gewonnen hatte - aber vielleicht noch nicht den Krieg.
    Doch er besaß Macht, die gesamte Macht. Der Schutzherrenorden existierte definitiv nicht mehr. Ein Kapitel kosmischer Geschichte war abgeschlossen, und ein neues begann.
    Er würde es schreiben. Er hatte die Macht - jetzt über Jamondi, aber irgendwann ... vielleicht über ganz Ammandul, vielleicht noch mehr ...!
    Die Völker des Sternenozeans mochten ihn verachten. Es focht ihn nicht an. Sie konnten, sie sollten ihn fürchten! Verräter oder gefallener Schutzherr - er war jetzt der Herrscher. Es gab keinen Orden mehr, keinen, der ihm den Ruhm nahm, der ihm gebührte; niemand, in dessen Schatten er stand.
    Er war der Herrscher. Er hatte die Macht. Er allein. Den alten Tagg Kharzani, den ewig in der zweiten Reihe Stehenden, gab es nicht mehr.
    Es war wie eine Neugeburt, ganz gleich, was Enkrine ihm einzuflüstern versuchte.
    Aber Macht allein, das lernte er bald, war nicht alles. Ihm gehörte Jamondi. Ihm gehörte alles, was vom Orden übrig geblieben war.
    Doch das Wichtigste war ihm versagt geblieben. Es gab keinen militärischen Sieg, der es ihm bringen konnte.
    Tagg Kharzani residierte nicht im Dom Rogan, nicht auf Tan-Eis oder anderen wichtigen Welten, sondern in einem seiner Kybb-Titanen; an einem mobilen Ort, der den Gedanken an ein Zuhause erst gar nicht aufkommen lassen konnte. Denn ein Heim konnte ihm ganz Jamondi nicht bieten.
    Im Sternenozean war längst Ruhe eingekehrt. Kharzanis Flotten beherrschten den Sternhaufen. Er besaß die vollkommene Macht, das, was er eigentlich immer gewollt hatte, aber was ihm wirklich wichtig war, hatte er nicht. Was war alle Macht des Universums gegen die Unsterblichkeit?
    Und gegen die Schönheit, die Pracht, den Reichtum und die Geborgenheit in seinem Schloss?
    Von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag vermisste er sie mehr: die Zirkulare Kapelle mit ihren wundervollen Klängen - wer verwöhnte hier seine Ohren mit jeder Melodie, die er sich nur wünschen konnte?
    Die herrlichen Parks und die Teiche mit den filigranen Spinnen-Brücken - auf welcher hiesigen Welt fand er solche Schönheit?
    Und das Stellare Spital mit seinen ausgesuchten Medikern, den besten der Galaxis - wer heilte ihn hier, wenn ihn eine Krankheit ansprang?
    Er wagte sich nicht mehr aus seinem Titanen heraus, aus lauter Angst, sich zu infizieren. Auf jedem Planeten lauerte der Tod, nicht nur durch Feinde, die man sehen konnte. Er wartete in Form von Bakterien und Viren auf ihn, überall.
    In dieser Zeit begann Tagg Kharzani eine panische Angst vor allen nur möglichen Erregern zu entwickeln und fasste den Plan, Kherzesch von ihnen zu säubern, sollte er jemals dorthin zurückkehren.
    Außerdem plagte ihn die Angst, Carya Andaxi könne über die geheimnisvolle Waffe verfügen, die in der Blutnacht von Barinx nicht zum Einsatz gekommen war, und die Kybb-Titanen damit vernichten, die er in Arphonie zum Schutz seines Schlosses zurückgelassen hatte.
    Er konnte den Gedanken daran nicht mehr verdrängen. Er konnte es ebenso wenig wie die Unlogik dieser Angst erkennen. Im Gegenteil: Je mehr er darüber nachdachte, desto einleuchtender erschien es ihm.

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