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2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kybb-Titanen, nach Jamondi.
    In dem Moment, in dem von Gon-Orbhon das Signal kam, wollte er den Orden im Rücken angreifen, an Ort und Stelle, und die Entscheidung innerhalb von wenigen Tagen, vielleicht nur Stunden herbeiführen.
    Innerlich war er schon das, was man ihn später nennen würde. Innerlich hatte er den Bruch vollzogen, fast sechstausend Jahre nach seiner Weihe zum Schutzherrn. Innerlich war er zum Losschlagen bereit.
    Doch dazu kam es nicht mehr.
    ES machte dem Bruderkrieg ein Ende, bevor er seinen Verrat begehen konnte. Die Superintelligenz kapselte die Machtzentren der Krieg führenden Parteien in Hyperkokons ein und isolierte sie vom übrigen Universum. Es gab keine Verbindung mehr zwischen Jamondi und Parrakh, keine Möglichkeit des Kontakts mit Arphonie. Es war das Schlimmste, was Tagg Kharzani hatte passieren können.
    Er war, zusammen mit Gimgon, den Schildwachen und den restlichen noch verbliebenen Schutzherren in Jamondi isoliert, bei Tan-Jamondi II, beim Dom Rogan. Der Traum von Satrugar, von der Unsterblichkeit in Gon-Orbhons Nocturnenstock, war mit einem Schlag ausgeträumt.
    Aber das war längst nicht alles.
    Carya Andaxi, seine Intim- und Todfeindin, war nicht in Jamondi gewesen, als es passierte.
    Sie, die ewig Gute, die zum Ekeln Friedliebende, die jede Gewalt floh, war auf Graugischt geblieben. Das bedeutete, dass sie jetzt dort saß und jede Gelegenheit hatte, das bis auf die Bodenforts ungeschützte Schloss Kherzesch anzugreifen und zu erobern. Der Widerspruch in seinen Überlegungen wurde Kharzani nicht bewusst. Er sah nur das drohende Ende für sein großartiges Werk, seinen Lebenstraum, und ihm wurde bewusst, was er da fast geopfert hätte - für ein ewiges Leben in der Einsamkeit des Nocturnenstocks im fernen Amringhar.
    Gleichzeitig erlosch der Bann, den der Splitter auf ihn ausübte. Es bestand keine Möglichkeit mehr, Gon-Orbhon zur Macht zu verhelfen. Der Zweck des „Geschenks" war erfüllt. Es „desaktivierte" sich gewissermaßen - und dafür kehrte Enkrine zurück.
    Der Symbiont meldete sich wieder -endlich nach vielen Jahren des Schweigens. Anfangs war Tagg Kharzani sogar noch dankbar für seine Vorwürfe, dann kam der alte Zorn wieder, aber schließlich zwang er sich dazu, sie zu ignorieren.
    Jetzt, da er von dem befreit war, wovor Enkrine ständig gewarnt, was er selbst aber nie wahrgenommen hatte, war er nicht bereit, sein grausames Schicksal einfach so hinzunehmen.
     
    7.
     
    Gegenwart
     
    Nein, du hast wieder zu kämpfen begonnen - noch einmal zusammen mit den anderen Schutzherren des Ordens, der nur noch dem Anschein nach existierte. Insgeheim hast du doch stets gehofft, den Weg nach Parrakh zu finden - siehst du, du gibst es zu.
    Im Vordergrund aber stand die Sorge um dein Schloss, um dein Reich. Du hast den Widerspruch in deinen Überlegungen nie erkannt - nämlich dass ausgerechnet die manisch friedliebende Carya Andaxi einen Feldzug gegen Kherzesch führen sollte. Dein Hass auf sie war stärker als die Logik. Jetzt war er es, der dich blind machte.
    Du weißt es - jetzt. Und du weißt auch, dass es so immer noch ist. Bis du die Gewissheit hast.
    Wo bleibt sie? Warum blickst du von einer Uhr zur anderen? Warum findest du keine Ruhe in deiner göttlichen Pracht? Wo du alles hast, was du dir je hast ausdenken können.
    Weshalb rufst du die anderen neuen Prim-Direktoren nicht - die „Auswärtigen"? Hast du Angst, sie könnten dir die Wahrheit sagen?
    Du reibst dich auf, Herr! Dein Hass wird am Ende nicht sie umbringen, sondern dich! Du weißt das alles. Das ist vielleicht das Schlimmste daran! „Schweig, Enkrine!"
    Dabei meint er es doch nur gut. Du weißt, dass Enkrine dich liebt, nicht wahr? Trotz allem, was du ihm angetan hast, sowohl in Gedanken als auch in Taten.
    Oh ja, du hast - ihr habt - Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die von ES verhängte Isolation zu durchbrechen. Dabei hättet ihr wissen müssen, dass ES, wenn auch vom Krieg gegen STROW-WAN geschwächt, euch keine Lücke gelassen hat.
    Ja, ihr habt wirklich alles versucht, um wenigstens Jamondi wieder ins Normaluniversum zurückzuversetzen. Ihr habt die gesammelte wissenschaftliche Kapazität der Kybb eingesetzt, nur um erkennen zu müssen, dass sie euch nichts nützt.
    Ihr wart nicht nur im Hyperraum gefangen, sondern zudem in einem anderen Zeitablauf.
    Aber ihr wolltet eure Ohnmacht nicht einsehen. Wenn schon nicht ins Normaluniversum, so wolltet ihr doch wenigstens in die anderen

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