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2274 - Motoklon Hundertneun

Titel: 2274 - Motoklon Hundertneun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Marsches durch den Untergrund Kherzeschs auseinander setzte, war sein Verhalten vom Abend zuvor.
    Er hatte bislang keine Lehre aus dieser merkwürdigen Lektion ziehen können. Zu verwirrend, zu vielfältig und zu unzusammenhängend waren die Eindrücke, die er zu verarbeiten hatte. Es ließ sich kein Muster und keine Zuordnungsmöglichkeit im Tanz erkennen. Diese Flagore genannte Bewegungsabfolge war zu unpräzise, zu sehr auf Zufälle und Unwägbarkeiten aufgebaut, als dass Hundertneun sie verstandesgemäß akzeptieren konnte. Die Entscheidung, organische Denkweisen erkennen zu lernen, erschien ihm nun, wenige Stunden danach, als unrichtig.
    Die Mediale Schildwache verhielt sich ihm gegenüber in diesen Stunden wesentlich reservierter. So als bereute sie, was sie getan hatte. „Die Aktivitäten der Kybb sind in diesem Sektor beträchtlich gesunken", konstatierte er. „Die Kräfte werden südlich der Stadt Metropolebei-Hof gebündelt."
    „In der Nähe des Stellaren Spitals", sagte Lyressea mit jener Stimmlage, die er an ihr als zufrieden einstufte. „Ich wusste es!"
    „Sollen wir erneut die Containerstraßen benutzen?", fragte er sie.
    Sie verneinte. „Wir dürfen unser Glück nicht weiter herausfordern. Wahrscheinlich haben die Dunklen Polizisten deine Manipulationen an den Virtualscans längst durchschaut."
    „Es geht also zu Fuß weiter?"
    Sie nickte. „Du gehst. Besser gesagt: Du gehst - und trägst mich dabei."
    Es waren zweihundertzwölf Kilometer Luftlinie, die er vor sich hatte. Der Weg durch die unterirdischen Gänge verlief nicht gerade. Er musste mehrmals die Ebenen wechseln. Zudem hatte er auf die Mediale Schildwache in seinem Arm zu achten. Es würde also mehr als drei Stunden dauern, um bis zum Zielgebiet vorzudringen.
    So vorsichtig es nur ging, bewältigte er die Strecke durch das Labyrinth, verschwendete zugunsten der Sicherheit Lyresseas mehr Energie, als normalerweise notwendig war.
    Ein weiteres seiner Redundanzsysteme würde über kurz oder lang abschalten, er spürte es.
    Ja, tatsächlich: Er spürte es!
    Logik, Prognosen und Verständnis kamen ihm langsam abhanden. Um so mehr musste er sich auf Schätzungen und Vermutungen, also auf Unsicherheiten, verlassen. Spüren war einer dieser neuen, ungewohnten Faktoren.
    Noch einhundertunddrei Kilometer, durch kaum ausreichend hohe Röhren hindurch, über altertümliche Schienenstränge, quer durch das Kanalisationsnetz, unterirdische Flussläufe entlang, in schwindelnder Höhe über Brücken und durch Erdspalten, die dazumal einfach begradigt und zugeschüttet worden waren. Noch Sechsundsechzig Kilometer, über ein verborgenes Kraftwerk hinweg, durch eine Techniten-Produktionsstelle, an einem Kybb-SPORN-Lager vorbei; noch sechzehn Kilometer bis ... „Hundertneun", befahl eine monotone Stimme, „öffne dich!"
    Er gehorchte. Er musste gehorchen.
    Der Kode und ein Schauder der Hyperberieselung: Sie waren ... mächtig und nur auf ihn zugeschnitten.
    Der Motoklon verlangsamte keinen Moment, lief weiter, als sei nichts geschehen. Doch eines seiner Redundanzsysteme öffnete sich wie die Blüte einer Blume, die der Wärme der Sonne unwillentlich nachgab.
    Eine Botschaft erreichte ihn nun. Ein Bündel von Informationen, gepresst, verschlüsselt und gepackt, deren Inhalt er als Infiltrationsversuch interpretierte.
    Augenblicklich verstand er den Plan. Eines seiner dezentralen Hirnteile fasste die Informationen auf, lagerte sie ab. Wie eine klebrige Datenmasse verteilte sie sich, überdeckte all jene Werte und Direktiven, an denen er festhielt, sagte ihm: „Tagg Kharzani ist wieder dein Herr und Meister ..."
    Er konnte sich nicht wehren. Konnte etwa ein Organischer gegen das Atmen angehen?
    Nein!
    Er schluckte die Daten, verdaute sie, spürte, wie sie das eine der vier funktionierenden Redundanzsysteme unter Kontrolle brachten, während er die Mediale Schichtwache weiterhin in seinen Armen trug, auf ihr Ziel zu.
    Aktiviert!, vermittelte ihm das neue Überrangprogramm. Ausdehnung auf deine/meine weiteren Systeme erforderlich. Ausführen! Danach das Leben in deinen/meinen Armen zerquetschen.
    Da war ein Widerstand in ihm, undeutlich und nicht greifbar. Ähnlich einem Wolkennebel. Er wollte nicht noch einmal umgedreht werden!
    Das neue Programm griff nach dem Nebel, zerfetzte ihn mit Leichtigkeit. Drängte aus der Enge des einen Viertels, das ihn ausmachte, griff nach den anderen dreien... ... und starb. „Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte ihn

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