2279 - Zeit der Schatten
eigenen Sohn.
Doch dann stand er auf. „Ich nehme dein Angebot an, Eidoa." Er lachte. „Du hast Recht. Alles, was ich von Oaghon weiß, ist, dass die Stadt wunderschön ist und im Zentrum des Kontinents Bravu liegt, am Fuß des Gebirges der Zeiten. Wieso heißt es eigentlich so?"
„Das verrate ich dir, wenn wir dort sind. Das - und noch vieles mehr", sagte sie und erhob sich ebenfalls. „Bist du so weit?"
„Noch eines, Eidoa. Ich suche Informationen über Orgid Sasstre, die über die alltägliche Berichterstattung hinausgehen. Kannst du mir etwas über ihn verraten, damit ich mir ein Bild von ihm machen kann?"
Ihr Gesicht verdunkelte sich. Er glaubte, etwas Falsches gesagt zu haben, und hatte schon eine Entschuldigung auf der Zunge. Doch sie lächelte wieder und sagte: „Du wirst ihn kennen lernen. Er ist sehr mächtig. Muss er wohl auch sein als einer der fünfzehn Gouverneure des Planeten."
„Das weiß ich inzwischen auch", versetzte er. „Die Berichte bleiben aber über alles andere sehr schwammig, nicht einmal seine Ressorts ..."
„Es geht alles seinen Gang. Vertraue auf ARCHETIMS Weisheit. Es wird auf Oaghonyr nicht viel darüber gesprochen", sagte sie und wiederholte: „Aber er ist sehr einflussreich."
Mehr schien sie nicht sagen zu wollen, denn schon die letzten Worte hatte sie nur nach kurzem Zögern gesprochen, als fürchte sie die Konsequenzen, und nun schwieg sie und sah ihn mit erwartungsvollem Blick an. „Komm, Na-Da!", rief er und nahm seinen Umhang. Der Togg gehorchte nur zögernd. Wieder zeigten seine beiden Gesichter den Ausdruck, der ihm Angst machte.
Na-Da sorgte sich um seinen Gefährten.
Das Gebirge der Zeiten begann nur wenige Dutzend Kilometer nordöstlich von Oaghon zunächst mit sanften grünen Hügeln, um dann rasch in steile Berge überzugehen, deren Gipfel fünftausend Meter und mehr erreichten. Drüben hatte die Vorläufer von seinem Appartement aus sehen können, aber noch nicht die „richtigen" Riesen und vor allem nicht das, was sich zwischen ihnen verbarg.
Eidoa steuerte den Schweber. Bevor sie Kurs auf die Berge nahm, zog sie in großer Höhe eine Schleife über der Stadt, dem Juwel mit seinen goldenen Türmen und sternförmigen Bauten zwischen wunderschönen Parkanlagen mit großen Seen und Blumenlandschaften, die sich nur ein geniales Künstlergehirn ausgedacht haben konnte. Drüben konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas so Schönes ein zweites Mal in der Galaxis geben könnte, vielleicht im ganzen Universum nicht.
Oaghon lag nicht nur am Fuß des Gebirges der Zeiten, sondern war hufeisenförmig von seinen Ausläufern umschlossen. Die Stadt bildete den Mittelpunkt eines vierhundert Kilometer durchmessenden Tals mit weiteren Parks. Der ganze Planet schien eine einzige gepflegte Anlage zu sein, von den begabtesten Architekten der Galaxis entworfen und von Tausenden Gärtnern in Schuss gehalten. Der Anblick hatte Drüben schon vor der Landung fasziniert. Jetzt schlug er ihn noch stärker in seinen Bann. „Oaghonyr", sagte er andächtig. „Wahrhaftig. Die Wunderbare ..."
„Dabei hast du von ihren Wundern noch gar nichts gesehen", sagte Eidoa. „Oaghon besitzt einen Durchmesser von etwa 325 Kilometern, den fünfzig Kilometer durchmessenden Raumhafen am Westrand mit eingeschlossen. Dort am Südrand siehst du das ClateOux der Zeiten mit der Clateauxstadt, aber dazu kommen wir noch. Gerade du wirst fasziniert sein."
„Gerade ich? Wieso?"
„Weil sich von den ungezählten ProChronisten aus allen Teilen Phariske-Erigons bisher kein einziger der Faszination dieses Ortes entziehen konnte - warte nur ab. Etwa tausend Kilometer weiter im Süden beginnt das große Aghon-Binnenmeer. Aber wir nehmen jetzt die andere Richtung. Übrigens kannst du dich bei Gelegenheit revanchieren, indem du mir etwas von deiner Heimat erzählst", plauderte sie mit Drüben, während sie den Schweber auf seinen neuen Kurs brachte. „Ich interessiere mich für die Planeten, von denen unsere Gäste kommen. Phariske-Erigon ist so groß - und so wunderbar, seit ARCHETIM über sie wacht."
„ARCHETIM ...", murmelte Drüben. „Du wartest auf ein Zeichen? Ich höre es aus deiner Stimme heraus. Du siehst ARCHETIM nicht, du hörst ihn nicht. Aber du spürst ihn. Der Große Beschützer ist überall, Drüben, in der Luft, in der Erde, in jeder Pflanze und jedem Wesen. In dir und in mir. ARCHETIM erfüllt alles. Du wirst es bald besser verstehen."
„Ich verstehe es schon", sagte er
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