2279 - Zeit der Schatten
Ende. Wir werden wieder Arbeit haben. Gleich kommt Eidoa. Was soll sie von uns denken?"
Na-Da hob einen Kopf und sah ihn an, während er den anderen gesenkt hielt. Es war nicht jener Blick, aber die Traurigund Mutlosigkeit, die aus ihm sprachen, erschreckten Drüben genauso. „Was ist, Na-Da?", fragte er. „Na komm. Es ist wegen der Leute hier, oder? Du wirst sehen, sie werden sich an uns gewöhnen. Bald werden sie dich genauso gern mögen wie unsere Freunde auf Momon. Unsere neuen Kollegen, sie werden mit dir spielen und ..."
„Das ist s'ncht", sagte der Togg. Noch immer ruhte sein zweiter Kopf mit der Schnauze auf dem Boden. „Nicht? Aber was dann? Na-Da, du solltest froh sein! Wir sind auf dem schönsten Planeten der Galaxis. Das ist ein Glück, wie es nur einer unter vielen Millionen hat! Willst du mir unbedingt die Freude verderben?"
„Nein", brummte der Togg. „Das wll'ch nicht."
„Aber du tust es. Ich mache mir große Sorgen. Du frisst nicht, du sprichst nicht, du... Ja, du weichst mir aus! Wenn du unglücklich bist, bin ich es auch. Wenn du krank bist, werde ich es ebenfalls. Gibt... gibt es vielleicht etwas, das ich wissen sollte?"
Na-Da schüttelte den Kopf, so, wie er es von ihm gelernt hatte. „Du hast doch etwas! Spürst du etwas?
Etwas, das geschehen wird?"
„Lass mich hier", sagte der Togg. „Geh all'n mit irr."
„Ich soll ...?" Drüben holte tief Luft. Dann lachte er gekünstelt. „Ach, ist es das? Ich soll allein mit ihr gehen? Mit Eidoa? Bist du am Ende eifersüchtig?"
„Du hast sie grrn", sagte sein Gefährte. „Aber das ist doch Unsinn! Sie ist nett, natürlich. Viel netter als die anderen Schohaaken hier. Aber deshalb ... Nein, Na-Da, da bildest du dir etwas ein. Ich..."
Er verstummte, als Na-Da seinen zweiten Kopf hob und ihn ansah.
Drüben Eskuri stand auf. Er machte zwei Schritte zurück und streckte abwehrend beide Hände aus. „Nein, Na-Da!", stieß er hervor. „Nicht diesen Blick! Was siehst du? Sag es mir! Was siehst du? Was wird geschehen?"
Er drehte sich um, vor lauter Angst, er könne eine Antwort bekommen. Er wollte es nicht hören. Er wusste nicht, was es war, das der Togg „sah" - aber es musste etwas Furchtbares sein. Vielleicht so schlimm, dass er es sich nicht einmal vorstellen konnte.
Und er hatte noch nie gehört, dass ein Togg sich geirrt hätte.
4.
Das Clateaux der Zeiten Er ist eifersüchtig, dachte Drüben Eskuri, als er neben Eidoa saß und zwischen den Türmen des Stadtzentrums hindurchflog. Aber es beruhigte ihn nicht. Es überzeugte ihn ebenso wenig, wie es ihm einleuchten wollte, dass er nur aufgrund seiner Qualifikation als Pro-Chronist den RUF nach Oaghonyr erhalten hatte.
Es musste etwas anderes dahinter stecken - hinter beidem. Na-Das Verhalten machte ihm Angst.
Natürlich war Eidoa ihm sympathisch. Er fühlte sich in ihrer Nähe wohl, aber mehr war da doch nicht.
Allein der Gedanke war abwegig. Er wollte sich nicht binden.
Drüben war froh, als sie das „Haus der Gilde" erreicht hatten und Eidoa landete. Er verabschiedete sich von ihr und stieg mit Na-Da aus. Dabei mied er ihren Blick wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hatte. Er ärgerte sich über sich selbst.
Das Gildenhaus war eines jener sternförmigen Gebäude, die sich flach in die Parklandschaft schmiegten wie lebende, goldene Organismen, die ihre Gliedmaßen in fünf oder sechs Richtungen ausstreckten. Dieses hier gehörte zu den größten, die er bisher gesehen hatte. Von einem Ende zum anderen maß es mehr als zwei Kilometer und war mindestens zehn Stockwerke hoch, Platz genug für Tausende von Chronisten.
Drüben wurde bereits erwartet. Ein älterer Schohaake begrüßte ihn und führte ihn durch eine große Halle zu einem Aufzug. Er stellte sich als Gabor Tammin vor und schärfte ihm ein, sich bei jedem eventuellen Problem an ihn zu wenden. Er bezeichnete sich als Gildenmeister und war ausgesprochen freundlich. Über Na-Da verlor er kein Wort. Er lächelte sogar, wenn sein Blick auf das Tier fiel, das schweigend und mürrisch hinter seinem Herrn hertrottete. Offenbar war er über den neuen Mitarbeiter und seinen Gefährten bestens informiert.
Von Eidoa?, fragte sich Drüben. Oder von... Orgid Sasstre?
In der Halle hatte er, neben den Schohaaken, auch viele andere Wesen gesehen. Einige von ihnen konnte er ihm geläufigen Völkern aus Phariske-Erigon zuordnen, andere waren ihm vollkommen unbekannt. Trotz dieses bunten Gemischs schien aber große
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