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2279 - Zeit der Schatten

Titel: 2279 - Zeit der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zögernd. „Ich fühle die Allmacht, das pulsierende Leben, aber..."
    Sie lachte. „Du hattest dir Oaghonyr anders vorgestellt, stimmt's? Tröste dich, das geht am Anfang jedem so."
    Er sagte nichts mehr, sondern genoss die Aussicht. Vor ihnen wuchsen die Berge in die Höhe. Je näher sie dem Gebirge der Zeiten kamen, desto beeindruckender wurden die Gipfel, die jetzt schon zweioder dreitausend Meter Höhe erreichten. Es lag kein Schnee auf ihnen. Die Baumgrenze reichte weit hinauf. Die Sonne Oa schien von einem fast wolkenlosen Himmel. Oa, rief Drüben sich in Erinnerung, war ein orangefarbener Stern mit insgesamt fünf Planeten. Oaghonyr war mit nur sechzig Millionen Kilometern Abstand der innerste. Es war eine warme Welt.
    Es schien ein Zauber in der Luft zu liegen, dem er sich nicht entziehen konnte. Die Luft flirrte leicht über den Gipfeln, die bald viertausend Meter erreichten. Es sah aus, als funkelten Millionen Diamanten über ihnen.
    In Drüben Eskuri machte sich wieder ein Gefühl der Ehrfurcht breit. Er schämte sich für die Zweifel, die ihn manchmal befielen. Oaghonyr war ein Paradies. Nur die Schohaaken, Leute wie Wandon Loran - nun, sie waren eben Schohaaken und keine Engel. Wirklichen. Kummer machte ihm nur Na-Da. Er lag zusammengerollt vor seinen Füßen und hatte die Pfoten über beide Köpfe gelegt, so als wolle er nichts sehen und hören. „Pass jetzt auf", sagte Eidoa. „Du wirst ihn gleich sehen können. ARCHETIMS HORT ... Von allen Wundern Oaghonyrs wahrscheinlich das größte."
    „Es ist tatsächlich materiell?", wunderte sich Drüben. „Ich hielt die Bezeichnung ARCHETIMS HORT immer für eine Metapher des Planeten."
    Wieder lachte sie, auf ihre ungezwungene, frische Art, die sie ihm sympathisch machte. „Das ist der HORT ganz gewiss ebenfalls. Worte sind unzulänglich, zumal in der Galaxis viel geredet und viel weniger verstanden wird. Der HORT liegt direkt vor uns, zwischen den höchsten Gipfeln. Wir befinden uns jetzt rund tausend Kilometer nordöstlich der Hauptstadt."
    Drüben lehnte sich vor und kniff die Augen zusammen. Er sah noch nichts, nur die majestätischen Fünftausender, deren Felsgipfel in der diamanten flirrenden Luft selbst wie gewaltige Edelsteine wirkten. Aber dann ...
    Etwas schälte sich aus dem Flimmern. Der Schweber wurde langsamer, als nähere er sich einer Grenze, die er nicht überfliegen durfte. Und dann sah er das Wunder.
    Es war tatsächlich eines. Sie hatte nicht übertrieben.
    Drüben Eskuri hielt unwillkürlich den Atem an, starrte nur auf das Gebilde. Zuerst sah es aus wie eine Säule aus reiner, golden strahlender Energie. Dann erkannte er es deutlicher.
    Eine Art spiraliges Band, schlank, golden und sich nach oben hin verjüngend. Eine Spitze war nicht auszumachen, das gesamte gigantische Gebilde durchbrach die Wolken und verschwand darin: Die Spirale war riesig, gewaltig und unvorstellbar schön. Es war ihm unmöglich abzuschätzen, wie hoch sie wirklich war.
    Das Ganze war eingehüllt von einer weißen Lichtsäule, deren Durchmesser er auf unglaubliche fünftausend Meter schätzte. Ihre Ränder waren freilich mit dem unbewehrten Auge nicht klar zu erkennen. Drüben glaubte nur ein unregelmäßiges Fließen zu sehen. Ihn erfasste eine Ehrfurcht, wie er sie selbst beim Anflug auf Oaghonyr nicht empfunden hatte. „Das ist der HORT?", fragte er leise, als könne jedes zu laute Wort den Zauber des Augenblicks zerstören. „ARCHETIMS HORT", antwortete Eidoa. Sie hatte den Schweber gestoppt. „Näher dürfen wir nicht heran. Keinem Schohaaken ist es gestattet, den Schutzwall des Gebirges zu betreten oder zu überfliegen."
    „Es ist ... gewaltig", brachte Drüben andächtig hervor. „ARCHETIMS HORT", wiederholte die Schohaakin. „Die Wolkendecke reicht hier bis auf 16 Kilometer hinunter, aber der HORT endet dort nicht. Kein Schohaake weiß, wo - und ob - er überhaupt endet, aber viele sagen, dass er bis in den Hyperraum hineinreiche ... sogar mit seinem größten Teil. Vielleicht ist er überhaupt unendlich ..."
    „Und das ist ... der Sitz von ARCHETIM?", fragte Drüben mit belegter Stimme. „Die meisten von uns glauben es", sagte sie. „Nur wenige vertreten eine andere Meinung.
    ARCHETIM ist für unsere Sinne nicht fassbar, und es gibt immer wieder Schohaaken und andere, die nur das glauben, was sie sehen, fühlen oder messen können."
    Er drehte den Kopf und sah sie an. „Und was glaubst du?"
    „ARCHETIM lebt in seinem HORT", sagte sie.

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