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2279 - Zeit der Schatten

Titel: 2279 - Zeit der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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paralysiert. Nun begann sie auch auf den Geist zu wirken. Machlan sah das Gesicht des Oberen vor seinen brennenden Augen verschwimmen.
    Einige Sekunden lang hörte er auch noch seine Stimme, schwächer und schwächer. Dann erstarb auch sie.
    Er war allein. Die Bindung an die Welt, die er kannte, in der er aufgewachsen und zum Gläubigen gereift war, war nur noch ein hauchdünner Faden. Und dann riss er vollkommen ab.
    Machlan fühlte sich leichter, unendlich leicht. Sein Geist wurde von unsichtbaren Flügeln aus der unbrauchbar gewordenen Hülle seines Körpers getragen, schwang sich hinauf in die Höhe, fort vom Planeten, durch die Atmosphäre und hinaus zu den Sternen.
    Er sah ohne Augen und hörte ohne Ohren. Es brannte nicht mehr, er war nicht mehr taub. Er blickte in das unendliche Meer von Sonnen und flog ihnen entgegen. Kosmische Klänge, nie geahnt, erfüllten sein Bewusstsein. Es war eine Musik, schöner als alles, was schohaakische Gehirne sich jemals hatten einfallen lassen können. Es war die vollkommene Harmonie, ARCHETIMS Atem, die Stimme der Schöpfung selbst.
    Machlan glitt dahin, reiner Geist, und fühlte das Universum. Die Stimmen, die Farben, die Wärme - es war so viel mehr als alles, was körperliches Leben je fühlen konnte. Seine Lehrer hatten Unrecht gehabt. Es gab Leben, so viel Leben mehr jenseits aller Vorstellungskraft. Es war überall, zwischen den Sternen, nicht nur auf der hauchdünnen Schale, die die Körperlichen als ihren Lebensraum ansahen. Ihre Welt war nicht mehr als eine Haut, die einen toten Klumpen Materie umschloss.
    Seine Welt aber, die nur der befreite Geist erfühlen konnte, war unendlich viel größer.
    Er flog an den ersten Sonnen vorbei und tastete auch in ihnen das Leben. Es grüßte ihn von den Planetenfamilien aus. Es setzte sich fort im Raum zwischen den Sternen. Nein, das war kein Vakuum, keine Leere. Magnetische Felder wisperten und riefen nach ihm. Er grüßte zurück, taumelnd in einer Hochstimmung, die sich wie in einer Spirale weiter und weiter hinaufschraubte, bis sie seinen Geist zu sprengen drohte.
    In seiner Freude verlor das, was einmal Machlan Fossenyd gewesen war, fast sein Ziel aus den Augen.
    Er zwang sich, den imaginären Blick wieder auf das zu richten, was zu suchen er aufgebrochen war.
    Niemand hatte ihm sagen können, in welcher der Nachbargalaxien sich ARCHETIM aufhielt und den Völkern den Frieden brachte. Machlan würde ihn auch so finden. Er benötigte dazu keine Koordinatensysteme und Angaben mehr, die nur Krücken für das planetengebundene Leben waren, jene traurige, so armselige Art von Dasein, die ihm in ihrer völligen Ahnungslosigkeit jetzt nur noch Leid tun konnte.
    Er „drehte" sich. Es gab keine Achsen mehr. Er rotierte um sich selbst, wie er wollte, nur durch einen Impuls, und ortete nach allen Richtungen, während er weiter durch den Raum glitt, vorbei an Sonnenzwergen und -riesen, an Doppelsystemen, an Neutronensternen und durch Wolken interstellaren Gases, die einst von Supernova-Explosionen übrig geblieben waren und in denen nun neues Leben geboren wurde. Neue Protosonnen, sich verdichtende Materie,' zusammenstürzende Atome und Elemente. Geburtswehen überall, während in Lichtjahren Entfernung Sterne starben, um neuen Lebensstoff von sich zu schleudern, der sein Klagelied sang, während sich in einer anderen Richtung das neue Dasein mit einem Schrei in die künftige Existenz manifestierte.
    Von diesen Wundern geblendet, suchte Machlan weiter. Er durchflog eine Dunkelwolke und spürte die Kälte, die sie erfüllte. Aber das konnte seine Euphorie nicht trüben. Nur mit einem Willensbefehl katapultierte er sich heraus und war wieder gebadet ins wundervolle Licht der nahe beieinander stehenden Sterne des galaktischen Zentrumskerns.
    Er spürte den göttlichen Atem der Schöpfung, des unendlichen Wunders. Alles war eins und er ... ein winziger Teil davon. Alles war eins, niemand und nichts war wirklich allein ...
    Aber da war auch etwas anderes. Eine Stimme, die das Konzert der Sonnen, Radioquellen und Magnetfelder störte.
    Er ignorierte es, denn plötzlich hatte er es gefunden. Er spürte es, spürte ihn.
    ARCHETIM!
    Die Schwingungen waren unverkennbar! ARCHETIM war genau voraus. Er flog darauf zu, auf das galaktische Zentrum zu. Er musste hindurch durch diese unvorstellbare Ballung aus Energien, die nur für ein planetengebundenes, körperliches Wesen von Schrecken sein konnte. Für ihn war sie ein Bad in Strahlung und

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