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2279 - Zeit der Schatten

Titel: 2279 - Zeit der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wundervoller Harmonie, so vollkommen, dass er weder das Chaos noch die Misstöne wahrnahm. Er war blind und taub dafür, aber das merkte er nicht. Er wurde sich dessen ebenso wenig bewusst wie der Tatsache, dass er dabei war, ARCHETIM nicht nur zu spüren, sondern sein Echo in ihm. Es füllte ihn aus. Er war eins mit der Superintelligenz, über Lichtjahrmillionen hinweg. Welche Rolle spielten intergalaktische Entfernungen noch? Welche Rolle spielten Raum und Zeit für ihn, den Allmächtigen?
    Ihn, der war wie ARCHETIM ...
    Er wollte nur noch zu ihm. Wollte eins werden mit der Superintelligenz. Nie mehr allein. Nie mehr winzig. Nie mehr...
    Etwas störte. Etwas riss an ihm, zerrte an seiner Bahn.
    Machlan gab sich einen Impuls, der ihn über Hunderte Lichtjahre hinwegschleudern sollte, fort von dem Bann, der sich plötzlich auf seinen vernebelten Geist gelegt hatte. Doch zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass es nicht funktionierte.
    Machlan geriet in Panik. Er versuchte es wieder. Er war doch mächtig! Herr über den Raum, über die Zeit! Unterwegs zu ARCHETIM, dessen Wärme er spürte, sein Licht und seinen Frieden. Er musste doch zu ihm! Er schwamm im Universum und beherrschte die Dimensionen. Er war mächtig.
    Mächtig!
    Aber er kam nicht von der Stelle. Etwas hemmte ihn. Etwas knirschte grässlich im Reigen der kosmischen Weisen. Etwas schrie schrill, mahlte dumpf, kreiste, immer wilder, drängte sich mächtig in den Vordergrund allen Fühlens, wuchs zu monströser Größe an ...
    Und Machlan begriff in Panik, dass er in dieses Sterne fressende Ungeheuer hineingerissen wurde.
    Machlan vermochte nicht zu sagen, wie lange er sich im Bann des Schwarzen Lochs befunden hatte, Treibsand zwischen den Milliarden kosmischen Partikeln, die das Ungeheuer in sich hineingerissen hatte. Es gab keine Zeit mehr und keinen Raum. Er hatte ARCHETIM gleich sein wollen und war tiefer gefallen als je ein denkendes Wesen vor ihm.
    Er war keine Materie mehr, doch selbst sein bloßer Geist konnte dem Schwerefeld des Schwarzen Lochs nicht entkommen. Er spürte seine ganze Kraft, eine große Null in der Gleichung der Schöpfung.
    Es war das Gegenteil von allem, was ihn auf seiner Reise mit Freude und Glück erfüllt hatte. Es war ein mächtiges Geschwür in der Harmonie des Kosmos, die Umkehr von allem, was lebte und sich dessen bewusst war. Es war nur gierig und gab nichts frei, was es jemals in seine Klauen bekommen hatte.
    Es war scheußlich. Es war die Hölle. Es war kalt, heiß, nichts von allem. Was eben noch gültig, war im nächsten „Moment" das krasse Gegenteil. Machlans Geist wurde zerrissen, körperlos zermalmt in einer gewaltigen Zentrifuge, zerquetscht, zerrieben, zerfetzt. Seine Schreie vermischten sich mit dem Geheul der Toten, Millionen von ihnen, die das Monstrum gefangen hielt und nicht mehr freigab, nie, nicht bis zum Ende der Ewigkeit.
    Machlan verlor den Verstand. Er kämpfte nicht. Es gab kein Ziel mehr, sein Weg war schon lange zu Ende. Lange -was war lange?
    Er hörte das Wispern des Lebens nicht mehr. Er hätte tausend Galaxien besuchen können. Die Unendlichkeit hätte ihm offen gestanden. Und nun kreiste er hier, kreiste, kreiste ... ohne Ende.
    Doch dann, irgendwann, als der Wahnsinn zu seinem Bruder geworden war, spürte er wieder etwas.
    Ein Flackern. Ein Licht in der ewigen Finsternis, der Schwärze, die alles verschlang. Es kämpfte. Es stach in das Monstrum hin- 'ein. Es riss die Dunkelheit auf, griff hin-, ein und hüllte ihn ein.
    Das Licht kämpfte gegen das Monster, kämpfte um ihn, zerrte an ihm, rang tausend Jahre um das zum Nichts geschrumpfte, wesenlose Stück Leben, das aus seinem Schoß gerissen worden war.
    Machlan klammerte sich daran. Er schrie, er atmete, er rief seinen Namen: ARCHETIM!
    Er spürte ihn, durch den Nebel, die Schale, die der Wahnsinn um seinen driftenden Geist errichtet, das Netz, das der Irrsinn gewoben hatte. Er erkannte ihn. Nach all der langen Zeit spürte er wieder .die Wesenheit, mit der alles begonnen hatte und alles enden würde. ARCHETIM zerriss das Netz. In einem titanischen Kampf siegte er über das Ungeheuer und holte Machlan aus seinen Fängen.
    Kreischend und mahlend blieb es hinter ihm zurück. ARCHETIM trug ihn hinaus ins lebende Universum. Er sah die Myriaden von Sternenlichtern, aber er erkannte sie nicht mehr. Er hörte die wispernden Stimmen der Nebel und Felder, aber er verstand sie nicht mehr. Er spürte das Pulsieren des Lebens zwischen den

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