2279 - Zeit der Schatten
neue Nachrichten über ARCHETIM."
Er drehte den Kopf zu ihr um. „Was für Nachrichten?"
„Gute", sagte sie. „ARCHETIM hat die Randbezirke Phariske-Erigons erreicht. Es kann nur noch Tage dauern, bis er wieder bei uns ist, in seinem HORT, auf Oaghonyr."
Er sah ihr in die Augen. Was er darin entdeckte, waren nicht nur Freude und Hoffnung. Da war auch etwas anderes. Sie versuchte es zu verstecken, doch sie konnte es nicht.
Er wandte sich wieder um und sah zu Na-Da hinüber. Der Togg hatte alle vier Augen geöffnet. „Nein", flüsterte Drüben. „Nein ..."
Es dauerte nicht Tage, sondern volle drei Wochen, bis ARCHETIM an seinen Sitz zurückkehrte.
Die Superintelligenz, der Große Beschützer, der Friedensbringer, materialisierte über Oaghonyr, eine gewaltige, erhabene geistige Präsenz, die jeder Schohaake und jedes lebende Wesen auf dem Planeten und weit über dessen Grenzen hinaus spürte.
Doch aus der Freude wurde schnell Bestürzung, aus der Bestürzung Schmerz und grenzenloses Entsetzen. Denn ARCHETIM hatte zwar Erfolg gehabt und mit den anderen beteiligten Superintelligenzen die Retroversion der Negasphäre in der Galaxis Tare-Scharm erfolgreich abgeschlossen, aber um welchen Preis!
Die Schohaaken konnten es nicht fassen, aber sie spürten und fühlten es alle. ARCHETIM war wieder da, doch er war nicht mehr das strahlende Licht von einst, nicht mehr das pulsierende Leben, die Wärme, die Güte. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst, gerade stark genug, um in seinen HORT zurückzukehren. Der Weg hatte ihn fast seine letzten Kräfte gekostet.
Die Superintelligenz hatte gekämpft und gesiegt. Doch sie hatte sich für diesen Sieg selbst opfern müssen. Nach zwei Tagen voller Angst, Unglauben, Verzweiflung und vergeblicher Hoffnung konnte es keinen Zweifel mehr geben: ARCHETIM lag im Sterben!
Niemand wollte es glauben. Niemand konnte es glauben, aber das änderte nichts: ARCHETIM würde sich nie wieder erholen. Seine geistige Präsenz war noch da, aber nur in Bruchteilen dessen, was vorher gewesen war. Und sie nahm von Tag zu Tag ab.
Viele Bewohner Der Wunderbaren gingen nicht mehr zur Arbeit, irrten durch die Straßen, fanden sich zu trauernden Gruppen zusammen oder - und das waren die meisten - verließen ihre Häuser nicht mehr. Ein Schrei der Verzweiflung ging um die Welt. Es wurde gebetet, gelitten, geweint und doch immer noch gehofft.
Es konnte einfach nicht wahr sein. Etwas wie ARCHETIM starb nicht so einfach! ARCHETIM war etwas Ewiges, immer gewesen. Es lag jenseits der schohaakischen Vorstellungskraft, dass er einmal nicht mehr sein sollte.
Oaghonyr stürzte in eine Zeit der Schatten, alles Leben schien den Atem anzuhalten, auf den Donner nach dem Blitz zu lauschen und dabei zu hoffen, es möge nur ein Wetterleuchten gewesen sein. Erst nach Tagen gelang es der Regierung, so weit auf die Bevölkerung einzuwirken, dass ein geregeltes Miteinander wieder möglich wurde. Die Hoffnung durfte nicht sterben. Prediger und Regierung beschworen das Wunder, doch alle spürten, dass es nicht eintreten würde.
ARCHETIM wurde schwächer und schwächer. Das Licht wurde dunkler, die Schatten wurden länger.
Die Nachricht von ARCHETIMS Rückkehr und bevorstehendem Tod verbreitete sich in alle Richtungen, sprang von Planet zu Planet. Im Hyperfunkäther über Oaghonyr herrschte das Chaos.
Ganz Phariske-Erigon wollte wissen, wie es wirklich um ARCHETIM stand, ohne den ein Leben für seine Völker nicht mehr vorstellbar war.
Niemand konnte die Antwort geben.
Drüben Eskuri und Eidoa hatten ARCHETIMS einzigartige geistige Präsenz in allen Fasern ihres Körpers gespürt, als die Superintelligenz über Oaghonyr materialisierte. Eidoa erlebte es zum ersten Mal, Drüben zum zweiten, aber es war nicht mehr zu vergleichen mit dem, was er als Troggen Assnarid empfunden hatte.
ARCHETIM - die Seele und die Hoffnung und das Glück. Sie spürten es, sahen das Licht, gingen auf in der Wärme des Großen Beschützers. Aber sie spürten auch, dass diese Seele, das Licht und die Hoffnung im Erlöschen begriffen waren.
Drüben kam fast um vor Panik. Das Entsetzen, das den ganzen Planeten gelähmt hatte, würgte ihn, stürzte ihn in tiefe Verzweiflung und ließ ihn für viele Tage taub werden für alle Versuche Eidoas, ihn zu beruhigen und wieder aufzurichten.
Erst nach zwei Wochen war er überhaupt in der Lage, endlich das zu tun, wozu sie ihn drängte. Er nahm über KOM Verbindung zu seinem Vater auf, dessen
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