2280 - Exil der Orakel
vorzubereiten.
Kentiloy kam herangeschnorchelt. In den letzten Tagen hatte sich ihr Verhältnis weiter abgekühlt. Immer wieder hielt sie ihm vor, an Wiinis Zustand Schuld zu haben.
Bort war es leid, sich für etwas rechtfertigen müssen, was ihn ohnehin mehr schmerzte als alles andere in seinem Leben. Die Trennung von seiner Gehegin wurde immer wahrscheinlicher. Aber um Wiini, seinen Augenseestem, der keinen Moment von seiner Seite wich, würde er kämpfen wie ein Jungbulle. „Ein Motana-Raumschiff nähert sich!", blubberte ihm Kentiloy aufgeregt zu.
Schwerfällig sah er hoch.
Tatsächlich!
Der Bionische Kreuzer breitete scheinbar seine Schwingen aus und flog geradewegs auf ihre weit gestreckte Kolonie zu, statt den Kurs ins Landesinnere zu wählen, wo Bort die von Baikhal Cain ausgewanderten Motana wusste. „Sie suchen uns!", rief Kentiloy voll Panik.
So wie viele Schota-Magathe wurde seine Gehegin von Fluchtreflexen geplagt.
Selbst er, der sich nichts so sehr herbeisehnte wie einen engeren Kontakt zu anderen Völkern des Sternenozeans, musste den Drang, in die Tiefe hinabzutauchen, mühsam unterdrücken. „Ja, sie suchen uns", murmelte er, mehr zu sich selbst, als um zu antworten. „Dies ist der Moment der Entscheidung. Es gibt kein Ausweichen mehr."
Kentiloy verschwand. Sie teleportierte gemeinsam mit den anderen Brütlingen.
Ringsumher entstanden weitere Luftwirbel. Wasser floss in Lücken, die soeben noch von Schota-Magathe besetzt gewesen waren. Selbst jene, die den Mut besaßen, sich den Motaria - und damit der Zukunft - zu stellen, röhrten leise und voll unterdrückter Angst. „Ruhig, meine Kleine", blubberte er Wiini zu, die in engen Kreisen um seinen Leib flosselte und dabei stets in leichtem Körperkontakt mit ihm blieb.
Bort ließ sich auf den Schlammstrand zutreiben. Er half dem Mädchen behutsam über die scharfkantigen Klippen und grub ihm nahe zum Flutwasser eine Sandkuhle.
Das geflügelte Schiff verdunkelte den Himmel. Fast war er froh darüber, für kurze Zeit nicht in diese verfluchte helle Sonne blicken zu müssen, die ihm tagtäglich mehr zusetzte und seine empfindliche Netzhaut reizte.
Gestalten schwebten nieder. Geschützt von dünnen Schutzanzügen und dennoch sofort als Motana erkennbar.
Oder?
Drei mal vier von ihnen landeten weich im Schlamm, federten mühelos ab und stapften zielsicher auf ihn zu.
Kein Wunder. Schließlich war er der Einzige, der es wagte, die Fremden zu empfangen.
Bort Leytmark wandte sich zur Seite, folgte den Angstreflexen seines gereizten Magens und spie die Reste der Seetang-Mahlzeit des Morgens aus. Hoffentlich würden die Motana seine Reaktion nicht als Unhöflichkeit betrachten. „Du bist... Bort Leytmark?", fragte der vorderste Zweibeiner.
Unzweifelhaft eine motanische Gehegin, wie er anhand der ausgeprägten Zitzen, die unter dem Anzug hervorstachen, erkennen konnte. „Du wurdest mir von Dan Errithi beschrieben", fuhr sie fort. „Ich bin Zephyda, die Stellare Majestät."
„Die... die ..."
Sie gab ein Geräusch von sich, das einem Bellen ähnelte. Etwa ein Lachen? Machte sie sich lustig über ihn und seine Angst? „Du musst dich nicht weiter fürchten, Patriarch. Ich bin hier, um dir und deinem Volk zu verkünden, dass die Zeit des Versteckspielens vorbei ist. Vorbei sein muss!"
„Wer sagt das?", krächzte eine heisere Stimme unmittelbar neben ihm. Reflexartig zuckte Borts Leib zusammen, und rasch benetzte er ihn mit Wasser aus einer kleinen Pfütze.
Goth Dungear kam aii Land gekrochen. Sein rechter Flossenarm war lahm, und nur mühsam bewegte sich der Oberste vorwärts. Dennoch trieb ihn etwas voran, auf die Motana-Frau zu.
War es Angst? Wut? Hass? Eine Mischung aus alledem? „Du hast hier nichts zu suchen, Frau!", fauchte er und blies gelblichen Alterssud hoch, während er drohend die gesunde Hand erhob. „Unsere Schutzherrin hat uns den Weg gewiesen, und niemand wird uns davon abbringen." Seine Stimme überschlug sich, kippte ins Hysterische, wurde immer unverständlicher. Nur „Neutralität!" und „Unsichtbarkeit!", jene dogmatischen Überbegriffe seiner Existenz, waren ab und zu aus dem Gebrabbel herauszuhören. „Beruhige dich!", sagte Zephyda. Sie achtete nicht auf den drohend erhobenen Arm, kam einen Schritt näher.
Erschrocken rülpste Bort. Egal, wie geschwächt der Oberste sein mochte -dank seiner Masse stellte er selbst in seinem jetzigen Zustand eine immense körperliche Gefahr für die zerbrechliche
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