2282 - Der Traum des Thort
Konvoi mit terranischen Schiffen."
Minuten später waren die Vorbereitungen für den letzten Hypersprung,. getroffen. Die ELEBATO transitierte. Einige hundert Kugelraumer gingen in den Linearflug.
Rematerialisation im äußeren Bereich des Systems. Vor dem Weißen Kreuzer hing ein riesiger Planet im Raum, ein eiskalter Gasriese, der uns wie ein rotes Auge anglotzte. Er stand fast am sonnenfernsten Punkt seiner Umlaufbahn, fünfzig Milliarden Kilometer von der Wega entfernt. „Das ist Nummer vierzig", sagte ich. „Unbewohnt."
General Traver bedachte mich mit einem schwer zu deutenden Blick. Natürlich war meine Bemerkung überflüssig gewesen. Aber weder der Zellaktivator noch knapp drei Jahrtausende Erfahrung änderten etwas daran, dass ich ein Mensch aus Fleisch und Blut war, kein gefühllos denkender und handelnder Roboter.
Das Flaggschiff der ENTDECKER funkte bereits den LFT-Stützpunkt an - mit sehr geringer Sendeleistung und auf einer Frequenz, die von den Ferronen wohl nicht abgehört werden konnte.
Weit verstreut fielen die nächsten Pulks aus dem Linearraum zurück. „Der Funkverkehr nimmt schlagartig zu!", meldete der Funker der ELEBATO. „Allem Anschein nach wird auf den Planeten Alarm ausgelöst."
Vierzig Sekunden waren vergangen. Es wurde Zeit, dass ich Kontakt zu dem Thort auf Ferrol aufnahm.
Wir erhielten keine Antwort.
Erst nach wiederholten Versuchen stabilisierte sich das Konterfei einer Ferronin. Ihre Haut war von dunklem Blau, fast schon schwarz. Der Blick ihrer tief in den Höhlen liegenden Augen sezierte mich regelrecht. „Rhodan?", brachte sie endlich hervor, ungläubig, erregt und auf gewisse Weise ablehnend. '„Perry Rhodan, richtig", antwortete ich. „Du möchtest den Thort sprechen?"
Ich nickte. Sie kannte die Geste, starrte mich noch sekundenlang an, und dann hing nur mehr ein Flimmern in der holografischen Wiedergabe.
Fast zwei Minuten vergingen, bis das Gesicht eines Mannes erschien. Ich erkannte ihn nicht sofort; schließlich fiel es mir ein: Er war der Sohn des Thort, den ich zuletzt kennen gelernt hatte, oder er sah ihm zumindest verdammt ähnlich: Er hatte eine auffallend blassblaue Haut und war für einen Ferronen, der immerhin bei einer Schwerkraft von 1,4 Gravos aufwuchs, ungewöhnlich hager und hochgewachsen. Wie war noch sein Name gewesen? Kahless, Kelesch oder so ähnlich? „Ich bin Thort Kelesh", sagte er. „Was bedeutet dieser Flottenaufmarsch? Eine Invasion?"
„Es handelt sich um einen Teil der terranischen Heimatflotte."
„Das ist mir mittlerweile klar. Aber das beantwortet meine Frage nicht."
„Ich bin hier, um über eine vorübergehende Stationierung unserer Flotte im Wegasystem zu sprechen."
„Wie viele?", fragte er knapp. Ich wurde aus ihm nicht schlau. Ohnehin war mir der Name Kelesh unbekannt. Sehr lange hatte er das Amt des Thort noch nicht inne. „Knapp fünfzehntausend Raumer", antwortete ich. „Nein!"
„Ich glaube, wir haben uns nicht richtig verstanden, Thort Kelesh. Wahrscheinlich ist dir noch nicht bekannt, dass Terra in der Hand ..."
„Ich weiß inzwischen von den Kybb-Titanen", unterbrach er mich ungeduldig. „Dann wirst du verstehen, dass die Heimatflotte Sol auf Unterstützung angewiesen ist.
Wir haben uns kampflos zurückgezogen..."
„Weitgehend kampflos", berichtigte der Ferrone. „Einige Schiffe haben wohl den Widerstand versucht und wurden vernichtet. Diese Titanen scheinen ernst zu nehmende Gegner zu sein, Resident Rhodan."
„Ein wirkliches Gefecht der Kybb-Titanen gegen terranische Raumschiffe hat bislang nicht stattgefunden", stellte ich fest. „Die Zukunft wird entscheiden, ob es überhaupt dazu kommt."
Lyresseas Bericht aus der Vergangenheit war nicht dazu angetan, meine Zuversicht zu stärken. Was sie über die Schlacht um Barinx gesagt hatte, konnte ich keinesfalls ignorieren. Nicht einmal die der Kosmokraten-Technik eng verwandten Schutzherren-Porter hatten den Kybb-Titanen auf Dauer widerstanden. „Diese gewaltigen Raumschiffe werden Ferrol verwüsten", sagte der Thort voll düsterer Vorahnungen. „Deshalb bin ich gezwungen, deiner Flotte den Einflug zu verweigern. Es tut mir Leid."
„Du kannst uns nicht daran hindern, den LFT-Stützpunkt auf Ferrol anzufliegen und zu nutzen."
Er blickte mich überrascht, ungläubig und beinahe wütend an. Wie jemand, der erst im Nachhinein die ganze Tragweite bestehender Vereinbarungen erkennt. „Warum reden wir nicht über unsere Probleme?", schlug ich vor.
Weitere Kostenlose Bücher