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2284 - Die Fliegenden Rochettes

Titel: 2284 - Die Fliegenden Rochettes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schneebedeckte Berggipfel vor ihnen auf.
    Adams, der die ganze Fahrt über ge- vschwiegen hatte, schnarrte mit leicht tadelndem Unterton: „Mit >abseits des Ballungszentrums< meinte ich eigentlich nicht >mitten im Hochgebirgen"
    „Das sähe anders aus", beruhigte Matti. „Wir befinden uns noch nicht mal am Alpenhauptkamm. Wusstest du, dass die Lehre vom Deckenbau der Gebirge erstmals auf einem Geologenkongress in Wien formuliert wurde? Darauf fußen auch Plattentektonik und Kontinentaltrift. Die Wiener Schule war federführend bei..."
    Homer winkte ab, bevor Matti in Fahrt geraten konnte. Schade. Er hatte gehofft, dass der Unsterbliche, dem man ein fotografisches Gedächtnis nachsagte, seine große Leidenschaft zumindest ansatzweise teilte. „Wo liegt die Station?", fragte Adams kühl, ohne sich von der sie umgebenden, unter der Mittagssonne blauweiß gleißenden Schneelandschaft im Mindesten beeindruckt zu zeigen. „Am höchsten Punkt", antwortete Matti, zum Horizont weisend. „Keine Sorge, die historische Dampflokomotive bringt uns hinauf. Dann ist es nur noch eine knappe Dreiviertelstunde zu Fuß. Die Wiener betrachten das hier als eine Art Vorort."
    „Verbindlichsten Dank. Hast du eine Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn man seit fast einer Woche in dieser Plastikrüstung steckt?"
    Homers unvermittelte Offenheit verblüffte Matti. Auf die Idee, das auf avancierter SERUN-Technologie basierende Exoskelett könnte für den Träger nicht komfortabel sein, wäre er von allein nie und nimmer gekommen. „Die Wetter- und Forschungsstation am Hochschneeberg erfüllt genau die Kriterien, die du mir gegeben hast", verteidigte er sich. „Weitab vom Geschehen, andererseits ganzjährig von Individualtouristen frequentiert, sodass wir nicht auffallen."
    Adams gab keinen weiteren Kommentar ab. Sie reihten sich in die Warteschlange vor dem Bahnhof ein, rückten schweigend Schritt für Schritt vor. Endlich bestiegen sie einen der antiken Waggons und nahmen auf spiegelglatt schimmernden Holzbänken Platz. „Diese Garnitur mit dem Kosenamen >Salamander< fährt seit bald drei Jahrtausenden", sagte Matti zu dem Parka-Mann neben sich. „Außer ein paar Dichtungsringen musste über die ganze lange Zeit nichts erneuert werden. Das nenne ich nachhaltige Technologie."
    „Sehr schön", murmelte Adams muffig.
    Auf fast zweitausend Metern über Normalnull angekommen, füllte Matti seine Lungen begierig mit der klaren Bergluft. Sein Begleiter keuchte.
    Das „Ochsenboden" genannte Plateau, ein beliebtes Ausflugsziel, war übersät mit Hunderten Langläufern, Firngleitern und Wanderern in bunter Freizeitkleidung. An seinem hinteren Ende erhob sich ein Doppelgipfel. „Das große Gebäude auf der rechten Seite ist ein bei Bergsteigern beliebtes Hotel", erklärte Matti. „Die Kuppel und die Baracken links am Klosterwappen-Gipfel gehören zur ganzjährig bemannten Forschungs- und Wetterstation."
    Adams schritt, obwohl sein Atem röchelnd ging, so hurtig aus, dass Matti kaum mitkam. Er war am ganzen Körper in Schweiß gebadet, als sie die Station erreichten. „Du weißt, was du zu tun hast?", hauchte der verkleidete Residenz-Koordinator.
    Matti nickte. Er klopfte sich den Schnee von den Schuhen, öffnete die knarrende Tür und trat ein.
     
    22.
     
    „Ist verdammt lange her, dass ich so ein Ding zum letzten Mal in den Händen hatte", sagte Ashanty Paz, während sie die Balancierstange austarierte.
    Sie hatte sich umgezogen, trug jetzt ein eng anliegendes Trikot in den Farben der „Fliegenden Rochettes". Aus der Nähe erkannte Babett, dass auch die Hände und Unterarme geschminkt waren, sodass sie wie die einer älteren, sommersprossigen Rothaarigen wirkten. Etwas zu ausgeprägte Rundungen an Bauch, Gesäß und Oberschenkeln suggerierten, dass Ashanty einige Kilogramm von ihrem Idealgewicht entfernt war.
    Babett ließ sich von den ins Trikot eingenähten „Fettpolstern" nicht täuschen. In Wahrheit war die etwa einen Meter fünfundsiebzig große Frau körperlich geradezu unglaublich in Form, bestens durchtrainiert und trotz der beeindruckenden Muskelpakete extrem gelenkig.
    Zum Training hatten sie das Stahlseil heruntergekurbelt. Es spannte sich jetzt eineinhalb Meter über dem Boden quer durch die Manege. „Na schön. Schauen wir mal, was passiert." Ashanty blies die Luft aus den Lungen, packte die Stange und ging los.
    Die ersten Schritte tat sie zögerlich und sehr vorsichtig. Mehrfach musste sie stehen bleiben, weil sie ins

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