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2288 - Notruf von Terra

Titel: 2288 - Notruf von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seinen Fingern zerbrochen.
    Qertan bog in einen Verbindungskorridor ab, der zu den wissenschaftlichen Stationen führte. Das für sich genommen war nicht unbedingt verdächtig, denn zurzeit arbeitete Trerok dort, einer der besten arkonidischen Wissenschaftler. Bei der Weiterentwicklung des Psjso-Netzes waren ihm ein paar ganz wesentliche Impulse zu verdanken. Er forschte auch jetzt noch in diesem Bereich, parallel zu seiner Arbeit mit der Ultra-Giraffe.
    Doch der Dron ging nicht zu Trerok, das stand nach wenigen Minuten fest. Auf einem Umweg wandte er sich den Labors zu, die ganz in der Nähe der Bordklinik lagen. „Die Klonanlagen!", stieß Kantiran hervor. Die Haut in seinem hageren Gesicht spannte sich, die Wangenknochen traten überdeutlich hervor.
    Mal Detair schaltete bereits eine Verbindung zu COMMAND. In knappen Worten informierte er Shabor Melli über seinen Verdacht. „Die Mascantin hat den Ausflug ihres Leibwächters angekündigt", lautete die Auskunft des Funk- und Ortungschefs. „Eine Zutrittserlaubnis zu den Labors liegt nicht vor."
    „Erteilt sie doch", sagte Kantiran. „Wenn er es wagt, sich an einer der Versuchsanordnungen zu vergreifen ..."
    „So offensichtlich handelt er nicht", behauptete Melli. „Außerdem würde er dann mit eigenen Augen sehen, dass wir tatsächlich Organe klonen. Und das muss nicht sein."
    Die Vorgänge um Bre Tsinga unterlagen höchster Geheimhaltung. Mehr, als Kantiran wusste, war nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Bre lebte offensichtlich, und die Wissenschaftler züchteten mehrere ihrer inneren Organe nach, um sie ihr anschließend wieder einzupflanzen. „Unser Denkfehler, Shabor. Danke für die Auskunft." Kantiran unterbrach die Verbindung. „Ein simples Manöver ohne Hintergrund?" Mal massierte sich das bartlose Kinn. „Ascari braucht Gewissheit, dass Bre Tsinga tatsächlich am Leben ist. Sie glaubt nur, was sie selbst gesehen hat.
    Alles andere kann manipuliert sein, erfunden zu dem einzigen Zweck, sie in die Irre zu führen."
    So gesehen verhielt sich die Arkonidin absolut logisch.
    Warum die Terraner es nicht ausnutzten, um die Mascantin bewusst an der Nase herumzuführen, wurde Kantiran erst nach einer Weile klar.
    Nichts traf Ascari da Vivo mehr, als wenn man sie überging. „Ich werde mit Daellian sprechen, Mal. Die einfachste Methode, eine fünfte Kolonne in die Suite einzuschleusen, ist, wenn wir Qertan entgegenkommen, uns auf seine Drohungen einlassen."
    Die Rüstung aus Plastikplättchen klapperte. Der Dron wandte ununterbrochen den Kopf hin und her.
    Kantiran blieb stehen. Der über zwei Meter große Koloss sog die Luft ein, prüfte sie auf bekannte Gerüche, um so einen herannahenden Gegner zu erkennen.
    Die aufrecht gehende Echse stützte sich auf ihren muskulösen Schwanz. Der faltige Kehlsack hing schlaff, jetzt aber füllte er sich mit Luft und bebte. Noch immer wanderte der gewaltige Schädel hin und her.
    Qertan stampfte mit den Säulenbeinen und drehte sich einmal um seine Achse. Seine Arme zuckten nach vorn, die Pranken zeigten ihre messerscharfen Krallen. Der Dron riss den Rachen auf, sodass die stumpfen Kegelzähne und die hellrote Zunge zu sehen waren. Sie erinnerte an einen Klumpen rohen Fleischs, das in seinem Mund lag.
    Die Zähne sprachen allerdings eine andere Sprache. Dron zählten zu den Pflanzenfressern. Ihr kriegerisches Gebaren stammte nicht aus der Urzeit ihrer Entwicklung.
    Kantiran wartete reglos. Mal bezog auf der anderen Seite des Labortrakts Stellung, zu weit entfernt für eine Wahrnehmung. Er selbst hatte den Luftzug der Klimaanlage gegen sich, der Dron konnte ihn nicht riechen. Nach einer Weile setzte er sich in Bewegung und stampfte weiter.
    Ich soll ihm nie wieder in die Quere kommen. So ähnlich hat er es bei der letzten Begegnung formuliert, dachte Kantiran. Es ist die beste Methode, um ihn zu reizen.
    Die Drohungen Qertans blieben wirkungslos, solange er sie in der RICHARD BURTON aussprach. Außerhalb musste Kantiran sich jedoch in Acht nehmen. Und erst recht, wenn sie irgendwann nach Hayok zurückgekehrt waren.
    Ein grelles Blinken am Armband riss ihn aus seinen Gedanken. Zweimal kurz, viermal lang, einmal kurz. Kantiran hatte die Sequenzen mit Mal vereinbart, weil sie aus dem Rahmen der gängigen Signalfolgen fielen und man sie nicht verwechseln konnte.
    Einsatz!
    Kantiran blinzelte in die Richtung, in der er den Dron zuletzt gesehen hatte. Qertan war verschwunden. Das Stampfen seiner Beine verklang rasch.

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