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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erklären."
    „Er hat die Priester herausgefordert. Sie werden ihn vernichten. Wir müssen ihm das Buch nehmen, ehe es sie finden. Und wir müssen es jetzt tun, solange sie mit mehreren anderen Dingen beschäftigt sind."
    „Was meinst du?"
    „Sie wissen wie wir, dass in den Bergen der Aufstand begonnen hat. Sie sammeln Krieger - angeblich, um den einen wahren Glauben an die Küsten und über die Meere zu tragen.
    Tatsächlich geht es zweifellos darum, den Aufstand zu bekämpfen."
    „Ah", sagte der Duftmischer; er blickte den Abschreiber an. „Sag du es!"
    Guyunuk stieß ein offenbar erheitertes Knurren aus. Im rötlichen Zwielicht der Sterne und Monde war zu sehen, dass sich seine Schnurrbarthaare sträubten. „Die Priester sammeln Krieger, ja? Und ihr die Edlen, zu denen wir Schreiber und Handwerker nicht gehören, ihr sammelt auch Krieger - gegen die Priester, nehme ich an. Geon-Durn war leichtsinnig und muss das Buch abgeben, keine Frage. Und ihr wollt ihn opfern, damit die Priester etwas haben, womit sie sich beschäftigen müssen?"
    „Sie werden ein Ketzerverfahren einleiten", sagte Taban-Tselayu. „Das wird sie hoffentlich von uns ablenken. Und von unseren Vorbereitungen. Die Frage ist: Wo ist das Buch, und wie können wir es beschaffen?"
    „Es gibt noch eine andere Frage", sagte Guyunuk. „Was wollt ihr erreichen, ihr Edlen, mit euren Kriegern?"
    „Freiheit von den Priestern!" Taban-Tselayu war ein wenig verblüfft über die Frage des Schreibers. „Das ist doch offensichtlich."
    „Freiheit für den Handel, Freiheit der Bewegung", sagte Fefunsu-Bara.
    Guyunuk entblößte die Schneidezähne. „Ihr Edlen", sagte er. „Ist euch nie der Gedanke gekommen, dass jene, die in Taraon Priester und Grundherren töten und demnächst vielleicht Grachtovan befreien, andere Ziele verfolgen?"
     
    *
     
    Welche anderen Ziele? Bis er sein Anwesen erreichte, dachte Taban-Tselayu über die Äußerungen des Schreibers nach. Er kam jedoch zu keiner befriedigenden Antwort.
    Der Aufstand in Taraon mochte auf das ganze Gottesreich übergreifen, konnte aber doch nur ein Ziel haben: das Ende der Unterdrückung durch die Priester. Danach? Der Reichsrat und, in den einzelnen Städten und Marken, die zuständigen Obleute würden die Macht übernehmen, neue Gesetze beschließen und neue Handelsbeziehungen anknüpfen.
    Er fand nicht die Zeit, weitere Überlegungen anzustellen. Vor dem Tor seines Anwesens wartete bereits zwei Boten: ein Büttel des Tempels und ein Läufer des Rats der Edlen.
    „Der Heilige Sarrukhat erwartet Euch umgehend im Ratsgebäude, Herr", sagte der Läufer.
    Taban-Tselayu seufzte. „Das Geheimnis des gleichzeitigen Seins an zwei Orten ist mir nicht enthüllt worden."
    Der Büttel deutete eine Verneigung an. „Soviel ich weiß, Herr, sind weitere Edle in den Tempel gebeten worden."
    Taban-Tselayu zögerte. „Nun gut", sagte er dann. „Der Rat ist nicht weit vom Tempel. Ich werden dort vorbeischauen und danach sofort in die Grache eilen."
     
    *
     
    Sarrukhat befleißigte sich, wie Taban-Tselayu fand, einer minderen Höflichkeit. Der Hohe Priester hatte einen dunklen Leibschurz angelegt, statt sich wie im Tempelbereich üblich unbekleidet zu bewegen. Drei weitere Hohe Priester waren zugegen, dazu fünf weitere Mond-Deuter und elf Edle - elf Räte des Gottesreichs, die allesamt Geon-Durns Ausführungen gelauscht hatten.
    „Dieses nächtliche Verfahren hat nur ein Ziel", sagte Sarrukhat. „Wir sind Zeugen einer schändlichen Ketzerei geworden. Wenn wir zulassen, dass sie sich ausbreitet, werden wir alle darunter zu leiden haben."
    Taban-Tselayu wechselte Blicke mit den anderen Edlen. Sie waren einig, hatten sich im Rat und auf dem Weg zum Tempel ausgetauscht. Aber keiner von ihnen schien unbedingt sprechen zu wollen. Er hob die Hand.
    „Vergebt, Heiliger!", sagte er laut. „Ketzerei ist nichts, was den Rat der Edlen betrifft.
    Ketzerei berührt den Tempel - zunächst. Lasst uns doch von Anfang an klären, worüber wir hier zu sprechen haben."
    Sarrukhat weitete die Nüstern. Vielleicht, dachte Taban-Tselayu, will er erschnüffeln, ob ich Angst oder Kleinmut empfinde.
    „Ich bin für klare Worte." Die wuchtige Stimme füllte den Raum bis in die letzte Rundung.
    Sie befanden sich im ersten Stockwerk des Gebäudes unmittelbar neben dem großen Tempel.
    Es gab einen runden Tisch, runde Fensteröffnungen und runde Bodenfliesen mit rötlichem Mörtel in den Zwischenräumen.
    Da Sarrukhat nicht

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