Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
weitersprach, sagte Taban-Tselayu: „Reden wir also nicht von Ketzerei, sondern von Macht."
    Die Mond-Deuter schwiegen; sie schauten alle auf Sarrukhat, der in der Mitte der Tischseite saß, an der sich die Priester aufhielten. Einige der Edlen nickten; mindestens zwei schnitten jedoch Grimassen. Des Zweifels? Des Ekels? Er war nicht sicher.
    „Macht." Das Wort kam wie ein tiefes Grollen; dabei zeigte Sarrukhat die gelblichen Reißzähne. „Wer sie behalten will, muss jene bekämpfen, die sie anstreben."
    Der Herr des Rudels, dachte Taban-Tselayu. Er spürte, wie tief aus seinem Innern der Drang aufstieg, dem Überlegenen nicht nur zu gehorchen, sondern zu gefallen. Er betrachtete die dicken Lippen, die sich eben wieder über den Reißzähnen schlossen, die borstigen Tasthaare unter der Nase, die Muskelwülste, die tödlichen Krallen. All die Jahrtausende Entwicklung nur, um jetzt zu kriechen? Er holte tief Luft und spürte, wie der innere Drang nachließ.
    „Geon-Durn von Taraon strebt nicht nach Macht", sagte er. „Wenn Ihr ihn bekämpfen wollt, braucht Ihr andere Gründe."
    Diesmal fühlte er die Blicke der anderen Edlen. Wie körperliche Berührungen. Aus den Augenwinkeln sah er jemanden nicken.
    „Mag sein, dass er sie nicht anstrebt", sagte ein anderer Priester, fast ebenso alt und gewaltig wie Sarrukhat. „Aber er wird sie uns und euch nehmen. Ganz gleich, wer sie dann bekommt."
    „Sammelt ihr deshalb vorbeugend Krieger?"
    „Sie werden den Aufruhr ersticken, der sich hier und da ausbreitet, haben aber nichts mit Geon-Durn zu tun", sagte Sarrukhat. Er musterte Taban-Tselayu. „Wir werden tun, was getan werden muss. Die Frage ist - was tun die Edlen?"
    „Der von Taraon mag ein Narr sein", sagte jemand links von Taban-Tselayu, „aber er ist einer von uns. Was sollen wir denn tun?"
    „Stillhalten."
    „Zu welchem Preis?"
    „Keine Minderung Eurer Macht", sagte Sarrukhat.
    Taban-Tselayu knurrte leise: „Wir verlieren einen der unseren und erhalten nichts dafür?"
    Wieder der scharfe, musternde Blick. Als ob er mich fressen wollte, dachte Taban-Tselayu.
    „Wir bieten die Aufteilung der Mark Taraon", sagte Sarrukhat. „Wie Ihr sie teilen wollt, edle Herren, ist Euch überlassen."
    „Und ein anständiges Verfahren unter Wahrung aller Gesetze."
    Sarrukhat nickte. „Benennt einen der Euren, der über die Einhaltung der Gesetze wacht."
    Taban-Tselayu wandte sich an die anderen Edlen. „Ich bin kein Rechtsgelehrter", sagte er. „Wen schlagt Ihr vor?"
    Ordir-Amang von Balasis rollte mit den Augen. „Wir sehen also zu, wie einer der unseren vernichtet wird?"
    „Er hat sich selbst vernichtet. Wer dafür ist, hebe den Arm", sagte Taban-Tselayu. Er war nicht überrascht, als zehn Arme sich hoben. „Zehn", sagte er. „Und meiner."
    Er hatte den Arm eben erst wieder sinken lassen, als ein ungeheures Knacken ihn zusammenfahren ließ. Es war, als bräche einem unter der Grache vergrabener Riesen ein Knochen.
    „Was ...?", fragte einer der Edlen.
    Noch ein Knacken, gefolgt von einem Knirschen, und dann ein scharfkantiges metallisches Dröhnen, das anschwoll und sich steigerte und nicht aufhören wollte und langsam endete. Es zerrte an den Zähnen, wühlte in den Gedärmen, ließ das Blut gefrieren. Jedenfalls, sagte sich Taban-Tselayu, fühlt es sich so an.
    Einige der Edlen stießen Schmerzensschreie aus, andere pressten die Hände auf die Ohren.
    Das gesamte Gebäude schien zu beben, sich zu schütteln. Die Mond-Deuter schauten hierhin und dorthin, als ob sie Zuflucht suchten. Oder vielleicht Erklärungen.
    Nur die Hohen Priester zeigten keine Regungen. Abgesehen von einem leichten Zucken um die Augen. Wenn Taban-Tselayu je Zweifel an der Machtverteilung innerhalb des Tempels gehabt hätte, wären sie spätestens jetzt ausgeräumt gewesen.
    Sarrukhat erhob sich. „Der Gott", sagte er mit dröhnender Stimme, „hat unseren Beschluss gebilligt."
    Es kam von dem Eisernen Finger Gottes, dachte Taban-Tselayu. Als ob ein Felsblock auf das Eisen gestürzt sei.
    „Heiliger", sagte er, „findet Ihr nicht, der Gott hätte seine Zustimmung ... nun ja, schonender äußern können?"
    Sarrukhat kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Hütet auch Ihr Euch vor Ketzerei", sagte er.
    „Ich dachte, wir sprächen über Macht?"
    „Die liegt bei uns - wie der Gott es will. Wie ihr eben gehört habt."
     
    *
     
    Frachter DRAGUUN an Leitstelle: Schwarmbefehl empfangen Status: Nicht gefechtsbereit. Nicht

Weitere Kostenlose Bücher